ANCA-ASSOZIIERTE VASKULITIDEN

Wie sicher ist das PEXIVAS-Regime im Praxisalltag?

Bei schwerer Granulomatose mit Polyangiitis (GPA) und mikroskopischer Polyangiitis (MPA) sind Glukokortikoide (GK) plus Rituximab (RTX) oder Cyclophosphamid (CYC) der Eckpfeiler der Therapie. In der PEXIVAS-Studie war die Nichtunterlegenheit eines dosisreduzierten GK-Regimes in puncto Tod und terminale Niereninsuffizienz (ESRD) bei weniger schweren Infektionen belegt worden. Jedoch beinhaltete der primäre Endpunkt nicht eine Progression oder Rezidive und zur Remissionsinduktion wurde zumeist CYC eingesetzt – in der Subgruppe mit RTX gab es einen Trend für ein erhöhtes Risiko von Tod oder ESRD. Den Real-World-Einsatz des dosisreduzierten GK-Regimes beleuchteten jetzt Benjamin Terrier, Paris (Frankreich), und Kollegen.

Eine retrospektive multizentrische Studie verglich das reduzierte PEXIVAS- (53,8 %) mit dem GK-Standardregime (46,2 %) bei 234 Patienten mit schwerer GPA (n=148) und MPA (n=93). Primärer Endpunkt war ein Komposit aus Tod, ESRD und AAV-Progression vor Remission (mit Therapieintensivierung) oder Rezidiv, diesen erreichten binnen 12 Monaten 33,3 % der Patienten unter dem reduzierten PEXIVAS- versus 18,5 % unter dem GK-Standardregime (p=0,016).

In einer multivariaten Analyse war das reduzierte GK-Regime signifikant mit dem primären Endpunkt assoziiert (Hazard Ratio, HR 1,72; 95% KI 1,08-2,74), nicht jedoch mit einem erhöhten Risiko für Tod oder ESRD (HR 1,62; 95% KI 0,82-3,19). Es gab keine signifikante Differenz bei schweren Infektionen nach einem Jahr (20,6 vs. 15,7 %, p=0,427). Nach Propensity Score-Matching war die reduzierte GK-Dosis im Trend mit einem häufigeren Erreichen des primären Endpunkts verbunden (HR 1,57; 95% KI 0,93-2,64). Patienten der Subgruppe auf dem PEXIVAS-Regime mit Kreatinin-Spiegeln >300 mmol/l erreichten öfter den primären Endpunkt (Rate Ratio, RR 2,14; 95% KI 1,14-4,03). Dasselbe galt für die mit RTX behandelte Subgruppe (HR 1,61; 95% KI 0,94-2,77), die auch ein höheres Risiko für Tod oder ESRD aufwies (HR 2,42; 95% KI 1,04-5,66). Vor allem bei Patienten mit hohen Kreatinin-Spiegeln oder mit RTX als Induktionstherapie muss daher mit einem erhöhten Komplikationsrisiko unter dem GK-dosisreduzierten PEXIVAS-Regime gerechnet werden.

Quelle: Ann Rheum Dis 2025; 84(2): 319-328