GICHTARTHRITIS

Weniger kardiovaskuläre Ereignisse unter einer Colchicin-Prophylaxe

Die Initiierung einer harnsäuresenkenden Therapie (ULT) kann Gichtschübe triggern, die mit einem temporär erhöhten Risiko für kardiovaskuläre (CV) Ereignisse assoziiert sind. Eine primär britische Gruppe um Edoardo Cipolletta, Nottingham, untersuchte in einer retrospektiven „New User“-Kohortenstudie das CV-Risiko bei Gichtpatienten mit neu begonnener ULT mit oder ohne eine Schubprophylaxe mit Colchicin.

In der Studie wurden Primärversorgungsdaten (Clinical Practice Research Datalink) mit solchen zu Hospitalisierungen und der Mortalität verknüpft. Eingeschlossen wurden 99.800 Gichtpatienten mit erstmaliger ULT-Verordnung (25,6 % Frauen, im Mittel 62,8 Jahre, 4,1 % mit früherem CV-Ereignis). Es erfolgte ein Vergleich der Patienten mit oder ohne Colchicin-Prophylaxe für ≥3 Wochen (eine solche erhielten 16,1 %), initiiert parallel zur ULT, in Bezug auf einen Komposit-Endpunkt aus tödlichem und nicht-tödlichem Myokardinfarkt (MI) oder Schlagnfall innerhalb von 180 Tagen nach Start der ULT. Verschiedene statistische Verfahren wurden angewandt, zum Ausgleich von Kovariablen auch ein Propensity-Scoring.

Als Ergebnis zeigte sich, dass Patienten mit gegenüber solchen ohne Colchicin-Prophylaxe ein signifikant niedrigeres Risiko für CV-Ereignisse aufwiesen (28,8 vs. 35,3/1.000 Personenjahre [PJ]), entsprechend einer gewichteten Differenz von -6,5 (95% KI -9,4 bis -3,6 pro 1.000 PJ) und gewichteten Hazard Ratio (HR) von 0,82 (95% KI 0,69-0,94) in der Intention-to-treat (ITT)-Analyse. Die Befunde waren bei Anlegen unterschiedlicher analytischer Ansätze ähnlich, auch in stratifizierten Analysen (± früheres CV-Ereignis) sowie für sekundäre Endpunkte. Trotz aller Fallstricke in solchen Studien scheint eine bei der ULT-Initiierung zugleich durchgeführte Schubprophylaxe mit Colchicin das damit (zumindest vorübergehend) einhergehende erhöhte CV-Risiko zu reduzieren – ein weiteres Argument dafür, diese Maßnahme nicht zu vernachlässigen.

Quelle: Lancet Rheumatol 2024; doi: 10.1016/S2665-9913(24)00248-0