AXIALE SPONDYLOARTHRITIS

Vergleich des Risikos für anteriore Uveitis unter bDMARDs

Bei der anterioren Uveitis (AU) handelt es sich um die häufigste extraartikuläre Manifestation der axialen Spondyloarthritis (axSpA). Französische Experten um Damien Roche und Martin Badard, Marseille, untersuchten nun mittels einem systematischen Review und einer Metaanalyse über randomisierte, kontrollierte Studien (RCTs) die Inzidenz der AU bei mit TNFα- oder Interleukin (IL)-17A-Inhibitoren (TNFi bzw. IL-17i) behandelten axSpA-Patienten. Auch schwedische und dänische Rheumatologen um Ulf Lindström, Göteborg, widmeten sich dieser Fragestellung, zogen für den Vergleich von Secukiumab und TNFi aber praxisnahe Daten aus dem Swedish Rheumatology Quality-Register heran.

In der französischen Untersuchung erfolgte zunächst bis zum Stichtag 3. Mai 2020 ein systematisches Review elektronischer Datenbanken (PubMed, EMBase und Cochrane) mit der Suche nach placebokontrollierten und Head-to-head-RCTs, in denen monoklonale Anti-TNF-Antikörper (Anti-TNF-mAb) oder das lösliche Rezeptorfusionsprotein Etanercept oder IL-17i bei Patienten mit axSpA gemäß den ASAS-Kriterien eingesetzt wurden und auch Sicherheitsdaten in Bezug auf AU vorlagen. Die Daten wurden nach einem vorab definierten Protokoll extrahiert und eine paarweise und Netzwerk-Metaanalyse für den primären Endpunkt, die Inzidenz von AU-Schüben (de-novo oder Rezidiv), durchgeführt und die Wahrscheinlichkeiten (Odds ratios, ORs) hierfür berechnet. Schließlich erfolgte noch ein Ranking der bDMARDs in Bezug auf ihre Effektivität in der Prävention von AU-Schüben unter Nutzung des P-Scores.

Beide Analysen mit ähnlichen Ergebnissen

Es wurden 752 Quellen identifiziert und 33 RCTs in die Metaanalyse eingeschlossen, in denen 4.544 axSpA-Patienten mit bDMARDs (Anti-TNF-mAb, n=2.101; Etanercept, n=699; IL-17i, n=1.744) behandelt wurden sowie 2.497 Placebo erhalten hatten. Die Inzidenz der Uveitis war niedriger unter Anti-TNF-mAb gegenüber Placebo (OR 0,46; 95% KI 0,24-0,90) und IL-17i (OR 0,34; 95% KI 0,12- 0,92). Gemäß dem P-Score leitet sich damit ein Ranking von der am stärksten bis zur am wenigsten präventiv gegen anteriore Uveitis wirksamen Therapie wie folgt ab: Anti-TNF-mAb, Etanercept, Placebo und IL-17i. Insgesamt war in den erfassten RCTs zur Anti-TNF- oder Anti-IL-17A-Therapie eine Uveitis relativ selten, die Netzwerk-Metaanalyse belegt jedoch recht eindeutig eine niedrigere Inzidenz unter TNFi (vor allem Anti-TNF-mAb) versus Placebo und IL-17i. (1) 

In der schwedischen Analyse wurden bis 2018 im Swedish Rheumatology Quality-Register neu mit Secukinumab oder einem TNFi behandelte SpA-Patienten identifiziert. Das Auftreten von AU wurde aus Diagnose-Codes aus der ambulanten ophthalmologischen Versorgung im nationalen Patientenregister abgeleitet. Wichtige Endpunkte waren die kruden Raten der AU-Diagnosen pro 100 Patientenjahre (PJ), sowie adjustierte Hazard ratios (HRs) für AU unter Therapie bei Patienten ohne AU im Jahr vor dem Therapiebeginn. Die HRs wurden auf Alter, Geschlecht, AU in Anamnese und Krankheitsaktivität adjustiert. Basierend auf 4.851 neu gestarteten Therapien (Secukinumab, n=456; TNFi, n=4.395) betrug unter Secukinumab die Rate von AU-Diagnosen 6,8/100 PJ. Unter den TNFi schwankte sie zwischen 2,9 unter Infliximab, 4,0 unter Adalimumab bis zu 7,5/100 PJ unter Etanercept. Die adjustierten HRs für eine erste AU waren (mit Adalimumab als Referenz) für Secukinumab 2,32 (95% KI 1,16-4,63), Infliximab 0,99 (95% KI 0,49-1,96), Etanercept 1,82 (95% KI 1,13-2,93), Golimumab 1,59 (95% KI 0,90-2,80) und Certolizumab pegol 1,12 (95% KI 0,44-2,83). Zusätzliche Sensitivitätsanalysen bestätigten das Muster höherer AU-Raten unter Secukinumab und etwas geringer Etanercept im Vergleich zu monoklonalen TNFi. (2)                                                                        

Kompakt: In der klinischen Praxis dürfte als Schlussfolgerung aus beiden Analysen, falls keine anderweitigen Aspekte für die Therapieentscheidung maßgeblicher sind, eine Präferenz zugunsten von Anti-TNF-mAb vor allem bei axSpA-Patienten mit Uveitis in der Vorgeschichte sinnvoll sein.


Quellen:
1 Arthritis Res Ther 2021; 23(1): 192
2 Ann Rheum Dis 2021; doi: 10.1136/annrheumdis-2021-220420