SYSTEMISCHE SKLEROSE UND INTERSTITIELLE LUNGENERKRANKUNG

Subsequente ILD-Progression nur schwer vorhersagbar

Bei Patienten mit systemischer Sklerose (SSc) ist es noch häufige Praxis, eine interstitielle Lungenerkrankung (ILD) erst zu behandeln, wenn bereits eine Progression aufgetreten ist. Eine internationale Studiengruppe um Anna-Maria Hoffmann-Vold, Oslo (Norwegen), hatte sich das Ziel gesetzt, in einer multizentrischen Beobachtungsstudie zu klären, ob der Nachweis einer Progression der SSc-ILD ein (zusätzliches) Risiko für eine nachfolgende Progression darstellt.

In dieser auf prospektiven Daten basierenden Studie wurden erwachsene SSc-ILD-Patienten eingeschlossen, die die ACR/EULAR-Klassifikationskriterien für SSc aus 2013 erfüllten. Die Hauptkohorte (zwischen 2001 und 2019 diagnostiziert) wurde jährlich über 4 Jahre in den rheumatologischen Abteilungen der Universitätskliniken in Oslo und Zürich nachverfolgt. Die ILD-Progression wurde primär definiert als Rückgang der forcierten Vitalkapazität (FVC) ≥5 %, sekundäre Definitionen umfassten einen FVC-Rückgang ≥10 %, progressive pulmonale Fibrose (PPF) und progressive fibrosierende ILD (PF-ILD). Danach wurden die Ergebnisse in einer angereicherten Kohorte validiert, die SSc-ILD-Patienten der Hauptkohorte mit kurzer Krankheitsdauer (≤3 Jahre) sowie solche aus der Rheumatologie der Universität Michigan in Ann Arbor (USA) umfasste. Mit multivariaten logistischen Regressionsanalysen wurde versucht, die ILD-Progression und deren Effekte auf die Mortalität vorherzusagen.

Von 231 SSc-ILD-Patienten aus der Hauptkohorte (im Mittel 48,0 Jahre, 76 % Frauen) hatten nach 12 Monaten 31 % eine ILD-Progression definiert als FVC-Rückgang ≥5 %, 16 % durch eine FVC-Abnahme ≥10 %, 17 % durch eine PPF und 39 % durch eine PF-ILD. Adjustiert auf Risikofaktoren für eine progressive SSc-ILD und immunsuppressive Therapie zeigte sich, dass eine ILD-Progression nach 12 Monaten, definiert als FVC-Verlust ≥5 %, das Risiko für eine weitere Progression in den 12 Folgemonaten verringerte (Odds Ratio, OR 0,28; p=0,002) und kein Risiko für eine subsequente Progression nach den anderen Definitionen vorlag (FVC-Rückgang ≥10 %: OR 0,57; p=0,38; PPF: OR 0,93; p=0,88; PF-ILD: OR 0,69; p=0,28). Unter Verwendung der primären Definition fanden sich vergleichbare Ergebnisse in der angereicherten SSc-ILD-Kohorte, in der 34 % von 121 Patienten eine Progression mit einem FVC-Verlust ≥5 % aufwiesen (OR 0,22; p=0,031). Letzteres war signifikant mit der Mortalität assoziiert (Hazard Ratio 1,66; p=0,030), adjustiert auf andere Risikofaktoren.

Die Progression der SSc-ILD sagt keine weitere ILD-Progression beim nächsten jährlichen Nachsorgetermin voraus, war aber mit der Mortalität verbunden. Diese Daten unterstützen einen Paradigmenwechsel dahingehend, die Therapie bereits bei SSc-ILD-Patienten mit Progressionsrisiko zu beginnen und nicht erst eine Progression abzuwarten.             

Quelle: Lancet Rheumatol 2025; 7(7): e463-e471