BILDGEBENDE DIAGNOSTIK

Stieda-Schatten als Zufallsbefund bei einer Psoriasis-Arthritis

Abb. 1a: Übersichtsbild linkes Kniegelenk a.p. Geringe Ausziehungen der Interkondylenhöcker. Die Gelenkspaltweite noch altersentsprechend. Chondrokalzinose des lateralen Meniskus. Keine entzündlichen oder über die Norm hinausgehenden degenerativen Gelenkveränderungen bei vordiagnostizierter Psoriasis-Arthri- tis. Schalenförmige Verkalkungsstruktur im distalen Femurbereich medialseitig. Abb. 1b: Detailausschnitt linker distaler Femur.

Abb. 1a: Übersichtsbild linkes Kniegelenk a.p. Geringe Ausziehungen der Interkondylenhöcker. Die Gelenkspaltweite noch altersentsprechend. Chondrokalzinose des lateralen Meniskus. Keine entzündlichen oder über die Norm hinausgehenden degenerativen Gelenkveränderungen bei vordiagnostizierter Psoriasis-Arthri- tis. Schalenförmige Verkalkungsstruktur im distalen Femurbereich medialseitig. Abb. 1b: Detailausschnitt linker distaler Femur.

ANAMNESE: Die 70-jährige Patientin stellte sich 2019 bei polytopen Gelenkschmerzen, betont im Bereich des Handskeletts sowie der Kniegelenke, zur weiteren rheumatologischen Abklärung erstmals vor. Seit Ende 1/2019 Schmerzen und Schwellungen im Bereich des Handskelettes, initial an D2 der linken Hand. Darüber hinaus Schmerzen im Bereich der Kniegelenke. Z. n. Skitrauma mit Innenbandläsion am linken Kniegelenk vor Jahren.

KLINISCHER BEFUND: 158 cm, 57 kg. Gelenkstatus: synovitische Schwellungen der Handgelenke beidseits sowie der Fingergrundgelenke D5 rechts und D2 und 3 links. Ferner Schwellung am Fingermittelgelenk D2 und 3 rechts und eher derbe Schwellung am Fingerendgelenk D5 rechts. Hier Faustschluss eingeschränkt. Ferner Schwellung am Fingermittelgelenk D2 links. Schwellung im Bereich der Sprunggelenke. Im Bereich der Kniegelenke kein Erguss tastbar. Im Vorfußbereich daktylitisähnliche Schwellung der Zehen, insbesondere am Großzehen rechts. Beginnende Krallenzehenbildung.

Haut: psoriasiforme Hautveränderungen im Bereich der Unterschenkel.

LABOR: CRP 21,5 mg/l (Norm bis 5 mg/l), BKS 69/h, Hb 11,2 g/dl, RF neg., ANA 1:100., HLA-B27 negativ.

RÖNTGEN: Befunde s. u.

DIAGNOSE: Stieda-Pellegrini-Köhler-Schatten

BEMERKUNGEN: Der Stieda-Pellegrini-Köhler-Schatten ist eine Verknöcherung im Ursprung des Innenbandes des Kniegelenkes. Er ist röntgenologisches Zeichen einer stattgehabten Verletzung des Innenbandes. Das hierdurch verursachte Hämatom verkalkt und erscheint als knochendichter Schatten im Röntgenbild. Hiervon abzugrenzen ist der viel seltenere knöcherne Ausriss des Bandes.

Die Stieda-Pellegrini-Köhler-Läsion selbst verursacht in der Regel keine Beschwerden. Teilweise tritt eine druckschmerzhafte Verhärtung am Kondylus auf. Bei Schmerzen im medialen Kniegelenk spricht man auch von einem Stieda-Pellegrini-Köhler-Syndrom. Im Röntgenbild ist die Verkalkung neben dem medialen Femurkondylus erkennbar. Sie weist oft eine lineare oder gekrümmte Form auf und verläuft parallel zur femoralen Kortikalis.

Die Verkalkung ist sonografisch vor allem im Längsschnitt darstellbar. In der MRT erscheint die Stieda-Pellegrini-Köhler-Läsion als Ossikel bzw. Enthesophyt mit einem Knochenmarksignal. Das Ligamentum collaterale mediale ist in der Regel verdickt.

FAZIT: Beim sogenannten Stieda-Schatten handelt es sich meist um einen radiologischen Zufallsbefund. In seltenen Fällen treten Schmerzen im medialen Kniegelenksanteil auf. Eine medikamentöse Therapie ist in der Regel nicht erforderlich.

Prof. Dr. med. Herbert Kellner
Facharzt für Innere Medizin, Rheumatologie,
Gastroenterologie und Physikalische Medizin
Romanstr. 9, 80639 München