RHEUMATOIDE ARTHRITIS

Stellenwert des Röntgens in Frühdiagnostik wohl fraglich

Gemäß den derzeitigen Empfehlungen soll bei Patienten mit klinischem Verdacht auf eine rheumatoide Arthritis (RA) routinemäßig ein Röntgen von Händen und Füßen (X-HF) erfolgen, da das Vorliegen RA-assoziierter Erosionen von diagnostischem aber auch prognostischem Wert sein könnte. In einer retrospektiven Studie untersuchten nun niederländische Rheumatologen um Evy Ulijn, Nijmegen, die Prävalenz und den diagnostischen sowie prognostischen Stellenwert RA-assoziierter Erosionen im Routine-X-HF in einer großen rezenten Kohorte mit klinisch suspekter Arthritis (CSA). 

In die Studie wurden von 2016-2019 insgesamt 724 Patienten mit Diagnose einer de-novo CSA und Verdacht auf RA (299 mit späterer Diagnose einer RA), Bestimmung der RF- und ACPA-Titer sowie (zu 80 % auf Basis der ACR/EULAR-Kriterien aus 2010) angefertigten Routine-X-HF eingeschlossen. Outcomes waren die Prävalenz von ≥1 RA-assoziierter/n Erosion(en), und ob die diagnostische oder prognostische Klassifikation durch die Erosivität verändert wurde. Seronegative Patienten, Patienten ohne erhöhte Akute-Phase-Reaktanten (APR) und solche mit längerer Krankheitsdauer wurden als Subgruppen analysiert. Im Ergebnis fanden sich RA-assoziierte Erosionen bei 32 Patienten  (4,4 %; 95% KI 3,1-6,2 %). Erosionen veränderten nur bei zwei (0,3 %; 95% KI 0,01-1,1 %) respektive drei Patienten (0,4 %; 95% KI 0,1-1,3 %) die diagnostische bzw. prognostische Klassifizierung. Sowohl seronegative Patienten als auch solche ohne erhöhte APR hatten eine signifikant niedrigere Prävalenz von Erosionen (c2 9,4; p=0,002, c2 6,5; p=0,01). Eine längere Symptomdauer war aber nicht mit einer unterschiedlichen Prävalenz von Erosionen assoziiert (c2 0,4; p=0,81). Als Fazit bleibt, dass 99 % der Röntgenaufnahmen unauffällig waren (obwohl anders als in den ACR/EULAR-Klassifikationskriterien schon eine Erosion in einem Gelenk als solche gewertet wurde).

Aufgrund  der geringen Prävalenz von Erosionen und fehlenden diagnostischen sowie prognostischen Relevanz halten die Autoren ein routinemäßiges Röntgen von Händen und Füßen bei Patienten mit CSA (bzw. früher RA) daher für nicht zwingend erforderlich, es sei denn zur Klärung spezifischer klinischer Fragestellungen.

Quelle: Arthritis Care Res 2023; doi: 10.1002/acr.25271