RHEUMATOIDE ARTHRITIS

Spezifische ACPAs und Autoantikörper prädiktiv für ILD

Die mit rheumatoider Arthritis assoziierte interstitielle Lungenerkrankung (RA-ILD) ist ein wichtiger Treiber der Mortalität von RA-Patienten – eine verbesserte Prädiktion der RA-ILD wäre daher essenziell für eine frühere Diagnose und Behandlung. Eine Gruppe US-amerikanischer Rheumatologen um Jeffrey A. Sparks, Boston, fahndete jetzt in einer genesteten Fall-Kontroll-Studie im Rahmen der prospektiven Brigham Rheumatoid Arthritis Sequential Study (BRASS) nach mit RA-ILD assoziierten ACPA-Feinspezifitäten – mit einigem Erfolg.

In der Studie wurden zwischen März 2003 und April 2016 mit RA-ILD diagnostizierte Fälle mit RA-Kontrollpatienten gemäß der Zeit der Blutprobenentnahme, Alter, Geschlecht, RA-Dauer und RF-Status gematcht. Mit einem Multiplex-Assay wurden ACPA und anti-native Proteinantikörper im gelagerten Serum vor Beginn einer RA-ILD bestimmt. Mit Hilfe von logistischen Regressionsmodellen wurden auf prospektiv gesammelte Kovariablen adjustierte Odds ratios (aORs) kalkuliert und über die Bestimmung der AUCs ein Risiko-Score für RA-ILD generiert. Es wurden 84 inzidente Fälle einer RA-ILD (mittleres Alter 67 Jahre, 77 % Frauen) und 233 RA-Kontrollen (im Mittel 66 Jahre, 80 % Frauen) selektiert.

Im Ergebnis wurden sechs signifikant mit RA-ILD assoziierte Antikörper-Feinspezifitäten identifiziert. Die Antikörper-Isotypen und Zielproteine waren IgA2 zu citrulliniertem Histon 4 (aOR 0,08), IgA2 zu citrulliniertem Histon 2A (aOR 4,03), IgG zu zyklisch citrulliniertem Filaggrin (aOR 3,47), IgA2 zu nativem zyklischen Histon 2A (aOR 5,52), IgA2 zu nativem Histon 2A (aOR 4,60) und IgG zu nativem zyklischen Filaggrin (aOR 2,53). Gemeinsam prädizierten diese sechs Antikörper das Risiko für RA-ILD besser als alle klinischen Faktoren kombiniert (AUC 0,84 vs. 0,73). Daraus wurde ein RA-ILD-Risikoscore entwickelt, der diese Antikörper mit klinischen Faktoren (Rauchen, Krankheitsaktivität, Glukokortikoid-Einnahme und Adipositas) kombiniert. Bei einer prädizierten Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer RA-ILD von 50 % erreichte der Score sowohl ohne (2,6) als auch mit (5,9) Antikörper-Biomarkern eine Spezifität ≥93 % für RA-ILD.

Nach Validierung in weiteren Studien könnte solch ein Risiko-Score von großem Interesse für die klinische Praxis sein. Auch weisen die Befunde auf eine Rolle synovialer Protein-Antikörper in der Pathogenese der RA-ILD hin.

Quelle: Lancet Rheumatol 2023; 5(2): e77-e87