SYSTEMISCHER LUPUS ERYTHEMATODES

SIGLEC1-Negativität als hilfreiches Ausschlusskriterium

Die neuen ACR/EULAR-Klassifikationskriterien haben auch die Diagnosestellung eines systemischen Lupus erythematodes (SLE) bei Patienten mit Verdacht auf einen SLE erleichtert. Deutsche Experten um Robert Biesen, Berlin, untersuchten jetzt die diagnostische Genauigkeit von SIGLEC-1 (Sialic Acid Binding Immunglobulin Like Lectin 1), einem Surrogatmarker von Typ 1-Interferon (IFN), im Vergleich zu etablierten Biomarkern in einer SLE-Inzeptionskohorte.

Bei SIGLEC-1 handelt es sich um ein transmembranäres Glykoprotein, dem eine diagnostische Bedeutung für das primäre Sjögren-Syndrom aber auch SLE zukommt. In der Studie wurde zwischen den Jahren 2015 und 2020 SIGLEC-1 mittels Flusszytometrie bei 232 Patienten mit Verdacht auf SLE analysiert.

Dieser Verdacht bestätigte sich bei 76 Teilnehmern (32,8 %) bei Anlegen der 2019er ACR/EULAR SLE-Klassifikationskriterien. Die SIGLEC-1-Werte dieser mit SLE diagnostizierten Patienten waren signifikant höher als bei jenen ohne SLE (p<0,0001). Berechnet wurde für SIGLEC-1 eine Sensitivität von 98,7 %, eine Spezifität von 82,1 %, ein negativ prädiktiver Wert (NPV) von 99,2 % und ein positiv prädiktiver Wert (PPV) von 72,8 %. Adjustiert auf die höchste berichtete Prävalenz von SLE betrugen der NPV und PPV >99,9 % bzw. 0,1 %.

Bei Anwendung von ROC-Analytik und DeLong-Test war die Fläche unter der Kurve (AUC) für SIGLEC-1 (AUC 0,95) signifikant höher als für ANA (AUC 0,88; p=0,031), Komplement C3 (AUC 0,83, p=0,001) und C4 (AUC 0,83, p=0,002) und im Trend höher als für Anti-dsDNA-Antikörper (AUC 0,90, p=0,163). Als Fazit dieser Untersuchung lässt sich somit ziehen, dass die Aktivierung des IFN-1-Signalwegs mit SIGLEC-1 als Surrogatparameter bei nahezu allen neu diagnostizierten SLE-Patienten detektierbar ist. Infolgedessen könnte in Verdachtsfällen ein negativer Test auf SIGLEC-1 mit großer Wahrscheinlichkeit einen SLE ausschließen.

Quelle: Rheumatology 2021; doi: 10.1093/rheumatology/keab875