RHEUMATOIDE ARTHRITIS

Röntgen bei klinisch suspekter Arthralgie unnötig

Bei rheumatoider Arthritis (RA) werden jenseits der Diagnostik mittels Ultraschall konventionelle Röntgenaufnahmen der Hände und Füße angefertigt, um strukturelle Schäden abzubilden. Letzteres wird in der klinischen Praxis häufig auch bei symptomatischen „at-risk für RA“-Patienten mit klinisch suspekter Arthralgie (CSA) gemacht, ohne dass es dafür eine klare Rationale gäbe. Eine niederländische Gruppe um Annette H. M. van der Helm-van Mil, Leiden/Rotterdam, untersuchten daher in einer großen Längsschnittstudie die Prävalenz radiografisch darstellbarer Erosionen bei Patienten mit CSA und deren Fortschreiten im zeitlichen Verlauf.

Insgesamt 749 Patienten mit symptomatischer Arthralgie aus der Leiden-Früharthritis-Kohorte (EAC) wurden über ein Follow-up von zwei Jahren oder bis zur Entwicklung einer entzündlichen Arthritis nachverfolgt. Eine erosive Erkrankung war definiert als Einschätzung des Radiologen oder entsprechend der RA-spezifischen Definition einer Erosion im Lichte der ACR/EULAR-Klassifikationskriterien für RA aus 2010.

Serielle Röntgenaufnahmen wurden mittels Sharp-van der Heijde-Score Scoring (SHS) bewertet und die radiografische Progression von Erosionen bestimmt. Zusätzlich wurde untersucht, ob eine erosive Erkrankung zu Baseline mit der Entwicklung einer entzündlichen Arthritis assoziiert war. Die Analysen wurden überdies nach dem ACPA-Status stratifiziert.

In die Untersuchung flossen 1.497 Röntgenaufnahmen der Hände und Füße der CSA-Patienten ein. Der mediane SHS-Erosions-Score zu Baseline betrug 0 (IQR 0–1). Eine RA-spezifische erosive Erkrankung lag nach Einschätzung der Radiologen bei 1,7 % der Studienteilnehmer vor, bei Heranziehen der ACR/EULAR-Kriterien waren es 2,5 % der Fälle. Kein Patient mit CSA war im Verlauf des Follow-up deutlich progredient mit einem Anstieg um ≥5 SHS-Erosions-Punkte. Zudem war eine erosive Erkrankung bei CSA-Beginn nicht mit der Entwicklung einer entzündlichen Arthritis assoziiert (Hazard Ratio, HR 0,98; 95% KI 0,40-2,44).

Als Fazit ziehen die Autoren somit, dass bei Beginn der CSA-Symptomatik eine erosive Erkrankung sehr selten ist. Überdies kommt es in der CSA-Phase nur sehr selten zu einer Progression von Erosionen, die darüber hinaus auch nicht prädiktiv für die spätere Entwicklung einer entzündlichen Arthritis (bzw. RA) zu sein scheinen. Für die klinische Praxis empfehlen sie daher, bei einer „at-risk“-Arthralgie auf routinemäßige Röntgenaufnahmen der Hände und Füße zu verzichten.       

Quelle: RMD Open 2024;10(4): e004966