VEXAS-SYNDROM

Real-World-Daten aus einer retrospektiven Kohortenstudie

Wie der zuvor dargelegte ACR-Leitfaden klar macht, fehlt es beim VEXAS-Syndrom an validierten Therapieempfehlungen. Britische Experten um Sinisa Savic, Leeds, verglichen die Behandlungsergebnisse gezielter Therapien sowie mit Prednisolon allein in der bisher größten britischen Kohorte von Patienten mit VEXAS-Syndrom.

In dieser retrospektiven Kohortenstudie wurden die Ergebnisse gezielter Therapien bei Patienten mit VEXAS-Syndrom in sechs tertiären Überweisungszentren zwischen 2014 und 2024 analysiert. Einschlusskriterien waren genetisch bestätigtes VEXAS-Syndrom und der Erhalt mindestens einer gezielten Therapie oder nur Prednisolon. Datenerfassungsbögen wurden verwendet, um klinische und biochemische Daten zu folgenden Zeitpunkten zu erfassen: Zeitpunkt der Diagnose, Therapiebeginn und Nachuntersuchung nach 3, 6 und 12 Monaten ab Therapiebeginn. Laborparameter, einschließlich CRP und Hämoglobin (Hb), sowie Glukokortikoid (GK)-Dosen wurden zu jedem Zeitpunkt erhoben und zwischen den Zeitpunkten verglichen.

Primäre Endpunkte waren ein vollständiges Ansprechen (klinische Remission, CRP ≤10 mg/l und Prednisolon ≤10 mg/Tag) und partielles Ansprechen (klinische Remission mit ≥50 % Reduktion von CRP und GK-Dosis im Vergleich zum Ausgangswert). Therapieabbrüche und Nebenwirkungen wurden für jede Therapie dokumentiert. Aufgrund der hohen Prävalenz von Zytopenien beim VEXAS-Syndrom wurden diese nur als Nebenwirkungen erfasst, wenn sie einen Therapieabbruch erforderlich machten.

Analysiert wurden 71 gezielte Therapien bei 59 VEXAS-Patienten (98 % Männer, im Mittel 71 Jahre, 46 % hatten ein MDS). Die Therapien umfassten Tocilizumab (n=19), Anakinra (n=13), Azacitidin (n=13), Baricitinib (n=11) und nur Prednisolon (n=10). Nach 6 Monaten zeigten von Patienten mit fortgeführter Therapie 91 % (10/11) unter Azacitidin ein Ansprechen (27 % eine vollständige Remission), 64 % (7/11) unter Tocilizumab (36 % mit vollständiger Remission), 100 % (3/3) unter Anakinra (33 % vollständige Remission) und 40 % (2/5) unter Baricitinib. Obwohl alle Patienten, die Anakinra vertrugen, ansprachen, war die Abbruchrate hoch (62 %; 8/13), meist aufgrund schwerer Injektionsreaktionen. Patienten sprachen nach 6 Monaten eher auf Azacitidin an als auf andere Therapien (relatives Risiko, RR 2,47; p=0,018). Das Fehlen von Fieber oder Thromboembolien bei Diagnose war mit besseren Ergebnissen assoziiert. Nach 6 Monaten waren die medianen CRP-Werte bei Patienten mit Tocilizumab (von 30 auf 4 mg/l) oder Anakinra (von 18 auf 2 mg/l) gesunken, während Azacitidin den größten Hb-Anstieg zeigte (von 104 auf 120 g/l). 28/71 (39 %) Behandlungen wurden abgebrochen, am häufigsten aufgrund schwerer Nebenwirkungen (17 %) und Tod (13 %). Infektionen traten am häufigsten bei Azacitidin (62 %) und Tocilizumab (47 %) auf. Somit zeigten Azacitidin und Tocilizumab eine überlegene Wirksamkeit im Vergleich zu Anakinra, Baricitinib und Prednisolon allein. Die Therapiewahl sollte individuelle Risikofaktoren und Verträglichkeit berücksichtigen, es fehlt aber noch an prospektiven Studien. (1)

Kurz erwähnt sei noch eine prospektive Verlaufsstudie US-amerikanischer Experten um Peter C. Grayson, Bethesda, mit 71 VEXAS-Patienten, von denen 82 % mit JAK- oder IL-6-Rezeptorinhibitoren behandelt wurden. Unabhängig vom Krankheitsstatus betrug nach einem medianen Follow-up von 4,8 Jahren die mittlere GK-Dosis >15 mg/Tag. Eine klinische Remission unter <10 mg/Tag Prednison zeigte sich nur bei 2,7 % der Visiten. Mit den JAK- oder Anti-IL-6-Therapien gelang weder eine signifikante Reduktion der Steroidexposition noch des Risikos für eine hämatologische Krankheitsprogression. (2)

Quellen:
1   Lancet Rheumatol 2025; 7(7): e472-e484
2   Ann Rheum Dis 2025; doi: 10.1016/j.ard.2025.05.021