BILDGEBENDE DIAGNOSTIK

Proliferative Synovialitis: Domäne der sonografischen Diagnostik

BILDGEBUNG: Abb. 1: Längsschnitt Recessus suprapatellaris linkes Kniegelenk: proliferative Synovialitis bei Gonarthritis im Rahmen einer rheumatoiden Arthritis.  Abb. 2: Querschnitt Recessus suprapatellaris linkes Kniegelenk: proliferative Synovialitis bei Gonarthritis im Rahmen einer rheumatoiden Arthritis. Abb. 3: Querschnitt Recessus suprapatellaris: proliferative Synovialitis mit Nachweis einer aktiven Synovitis im Power-Doppler (PD)

BILDGEBUNG: Abb. 1: Längsschnitt Recessus suprapatellaris linkes Kniegelenk: proliferative Synovialitis bei Gonarthritis im Rahmen einer rheumatoiden Arthritis. Abb. 2: Querschnitt Recessus suprapatellaris linkes Kniegelenk: proliferative Synovialitis bei Gonarthritis im Rahmen einer rheumatoiden Arthritis. Abb. 3: Querschnitt Recessus suprapatellaris: proliferative Synovialitis mit Nachweis einer aktiven Synovitis im Power-Doppler (PD)

ANAMNESE: Der 55-jährige Patient leidet seit 2011 an einer seropositiven (Rheumafaktor- und CCP-Antikörper positiven) rheumatoiden Arthritis (RA). Z. n. konventioneller Basistherapie mit Methotrexat und Leflunomid. Ferner biologische Therapien in der Vergangenheit mit Adalimumab, Etanercept und Tocilizumab. Seit Oktober 2024 Therapie mit Upadacitinib. Unter Therapie März 2025 akut aufgetretene Kniegelenksschwellung links.

KLINISCHER BEFUND: 165 cm, 59 kg. Gelenkstatus: Sichtbare Verdickung des linken Kniegelenks mit tastbarem Kniegelenkserguss. Ferner angedeutete synovitische Schwellungen an den Handgelenken und einzelnen Fingergelenken.

LABOR: Hb 15,1 g/dl, CRP 50,7 mg/l., BKS 42/h, Leukozyten 11.200/µl, Kreatinin 0,86 mg/dl, Harnsäure 5,8 mg/dl, RF 64,1 IU/l, CCP pos., ANA neg.

BILDGEBUNG: Gelenksonografie (s. o.)

DIAGNOSE: Proliferative Synovialitis bei seropositiver RA

Die Gelenksonografie hat sich als ein wichtiges bildgebendes Verfahren zur Diagnostik und Verlaufsbeurteilung der proliferativen Synovialitis bei rheumatoider Arthritis (RA) etabliert. Sie ermöglicht eine frühzeitige Erkennung von entzündlichen Veränderungen der Synovialmembran, die für die RA charakteristisch
sind.

Die Sonografie bietet gegenüber der klinischen Untersuchung mehrere Vorteile:

  • Früherkennung von Entzündungen: Bereits in frühen Krankheitsstadien lassen sich synoviale Verdickungen und Gelenkergüsse nachweisen, oft bevor klinische Symptome wie Schwellung oder Schmerzen auftreten.
  • PD-Sonografie (PDUS): Diese Technik ermöglicht die Darstellung der synovialen Durchblutung als Zeichen aktiver Entzündung. Eine verstärkte Vaskularisierung korreliert mit einer höheren Krankheitsaktivität und einem erhöhten Risiko für strukturelle Gelenkschäden.
  • Differenzierung zwischen aktiver Entzündung und strukturellen Schäden: Während radiologische Verfahren wie das Röntgen primär knöcherne Veränderungen zeigen, kann die Sonografie zwischen reversiblen entzündlichen Prozessen und irreversiblen Schäden unterscheiden.

Ein wesentlicher Vorteil der Gelenksonografie liegt in ihrer Anwendung zur Therapiekontrolle:

  • Eine Persistenz von PD-Signalen trotz klinischer Remission weist auf eine subklinische Entzündung hin, die das Risiko für erneute Schübe und Gelenkzerstörung erhöht.
  • Die Sonografie kann den Therapieerfolg bildlich objektivieren, indem sie den Rückgang der Synovialitis unter einer medikamentösen Behandlung dokumentiert.
  • Sie unterstützt eine gezielte intraartikuläre Therapie, indem entzündete Gelenkregionen präzise für Punktionen oder Kortikosteroid-Injektionen identifiziert werden.

FAZIT: Die Gelenksonografie ist ein sensitives, nicht-invasives und kosteneffizientes Verfahren zur Beurteilung der Synovialitis bei RA. Sie ergänzt die klinische Untersuchung und andere bildgebende Verfahren wie MRT oder Röntgen und trägt wesentlich zur frühen Diagnosestellung, Therapieanpassung und Prognoseeinschätzung bei.

Prof. Dr. med. Herbert Kellner
Facharzt für Innere Medizin, Rheumatologie, Gastroenterologie
und Physikalische Medizin
Romanstr. 9, 80639 München