In der ORAL Surveillance-Studie wurden 4.362 RA-Patienten ≥50 Jahre mit ≥1 zusätzlichen kardiovaskulären (CV)-Risikofaktor nach Versagen auf Methotrexat (MTX) im Verhältnis 1:1:1 auf Tofacitinib 2x 5 mg/Tag (n=1.455) oder 2x 10/Tag (n=1.456) oder einen TNFi (Adalimumab, Etanercept; n=1.451) randomisiert; nach einer Interimsanalyse, die eine erhöhte Mortalität unter der 10 mg-Dosis aufzeigte, wechselten diese Patienten in den Tofacitinib 5 mg-Arm. Die Inzidenzraten (IRs; Patienten mit erstem Ereignis/100 Patientenjahre, PJ) und Hazard ratios (HRs) wurden berechnet für Malignitäten außer dem nicht-melanozytären Hautkrebs (NMSC), NMSC und bestimmte Tumorentitäten. In Post-hoc-Analysen wurden zuvor in Cox-Modellen identifizierte Risikofaktoren berücksichtigt und die IRs bzw. HRs nach Baseline-Risikofaktoren, einer anamnestischen atherosklerotischen CV-Erkrankung (HxASCVD) und CV-Risikoscores kategorisiert.
Die IRs für Malignitäten (ohne NMSC) betrugen unter Tofacitinib kombiniert 1,13/100 PJ vs. 0,77/100 PJ unter TNFi, entsprechend einer Risikosteigerung um fast 50 % (HR 1,48; 95% KI 1,04-2,09). In Zahlen waren es 122 neue Fälle unter Tofacitinib (ohne Dosisabhängigkeit) und 62 unter TNFi. Für Lymphome summierte sich das HR auf 5,09 (Cave: nur 10 vs. 1 Fall; extrem breites 95% KI), erhöht war das Risiko auch für Lungenkrebs (HR 2,17; 95% KI 0,95-4,93), Plattenepithelkarzinome (HR 2,32; 95% KI 1,08-4,99) und NMSC (HR 2,02; 95% KI 1,17-3,50). Zur Einordnung: Die Number Needed to Harm (NNH) für alle Tumoren betrug 55, womit gegenüber TNFi ein zusätzlicher Fall pro 55 für 5 Jahre mit Tofacitinib behandelten Patienten zu erwarten wäre. Deutlich wurde die Trennung ab Jahr 3, in Jahr 5 waren 94 vs. 97 % ohne Tumor. Das Risiko war zusätzlich erhöht bei aktuellen oder früheren Rauchern sowie (höchste Inzidenz!) bei Patienten mit HxASCVD oder hohen CV-Risikoscores. Das Malignitätsrisiko ist somit auch unter 2x 5 mg Tofacitinib gegenüber TNFi erhöht – dies insbesondere bei mehreren CV-Risikofaktoren.
Quelle: Ann Rheum Dis 2022; doi: 10.1136/ard-2022-222543