Systemischer Lupus erythematodes

Neue Studienergebnisse kurz im Überblick

Zum Management von systemischem Lupus erythematodes (SLE) und Lupusnephritis (LN) wurden zuletzt mehrere interessante Studien vorgestellt, so zur Bedeutung des Erreichens einer anhaltend niedrigen Krankheitsaktivität (LLDAS) und Remission sowie einer nicht zu geringen Hydroxychloroquin (HCQ)-Dosis. An der Einstellung von kardiovaskulären (CV)-Risikofaktoren scheint es in der Praxis oft zu hapern. In puncto SLE und LN verdichtet sich der Eindruck eines reno- und kardioprotektiven Nutzens von SGLT2-Inhibitoren, Glukokortikoide (GK) haben bei LN Vor- aber auch Nachteile.

Zunächst zu einer von Vera Golder, Melbourne (Australien), stellvertretend für die Asia Pacific Lupus Collaboration publizierten prospektiven, multinationalen, longitudinalen Kohortenstudie, in der über einen längeren Zeitraum (median 2,8 Jahre) die Effekte eines anhaltenden LLDAS (Lupus Low Disease Activity State) und einer Remission (bei zwei konsekutiven Visiten, ≥3 Monate) auf das Outcome von 3.449 SLE-Patienten (92,2 % Frauen, 72,7 % mit anhaltendem LLDAS) zu mindestens einem Zeitintervall untersucht wurde. Primärer Endpunkt waren irreversible Schädigungen im SLICC Damage Index (SDI)-Score, als sekundärer Endpunkt wurden Schübe mit dem SELENA Flare Index (SFI) erfasst. Jede Dauer eines/r anhaltende/n LLDAS oder Remission ≥3 Monate war mit einer Reduktion von Damage (Hazard Ratio, HR 0,60 bzw. 0,66; je p<0,0001) und Schüben (HR 0,56 bzw. 0,66; je p<0,0001) assoziiert, je länger dieser Zustand anhielt, desto besser das Outcome. Eine anhaltende DORIS- oder gar steroidfreie Remission wurde aber im Vergleich zum LLDAS eher selten erreicht. (1)

Kardiovaskuläre Komplikationen im Fokus

Eine essenzielle Rolle im SLE-Management spielt HCQ, wobei vor allem in den USA immer wieder (aus Furcht vor dessen retinaler Toxizität) die erforderlich Dosierung diskutiert wird. Eine Fall-Crossover-Studie von April Jorge, Boston (USA), und Kollegen verglich nun das Risiko für SLE-assoziierte Hospitalisierungen bei 2.974 Patienten (im Mittel 36,5 Jahre, 92 % Frauen) mit einer Exposition auf gewichtsbasiert ≤5 oder >5 mg/kg/Tag HCQ bzw. nicht-gewichtsbasiert <400 oder 400 mg/Tag HCQ. Insgesamt 122 Patienten hatten aufgrund aktivem SLE ≥1 Hospitalisierung unter HCQ und konnten mit ≥1 HCQ-Kontrollperiode verglichen werden. Adjustiert auf Krankheitsaktivität, Nierenfunktion, GK-Gebrauch und immunsuppressive Therapien waren niedrigere HCQ-Dosierungen mit einer steigenden Anzahl von Hospitalisierungen assoziiert (adj. Odds Ratio, OR 3,39). (2)

Eine größere Gefahr geht von einer ungenügenden Reduktion von CV-Risikofaktoren aus. Dass hier noch viel Potenzial brachliegt, verdeutlicht eine internationale Querschnittstudie, die Maria G. Tektonidou, Athen (Griechenland), für die SURF-SLE und APS Collaborators veröffentlichte. Bei 3.401 Patienten (im Mittel 43 Jahre, 90 % Frauen) aus 24 Ländern war die Prävalenz von CV-Risikofaktoren hoch (Hypertonie 35,6 %, Adipositas 23,7 %, Hyperlipidämie 19,8 %), deren Kontrolle aber suboptimal (z. B. max. 55 % mit adäquater Blutdruckeinstellung) – dies selbst bei einem zugleich vorliegenden Antiphospholipidsyndrom. (3)

SGLT-Inhibitoren und Kortikosteroide bei LN

Eine multizentrische Kohortenstudie von James Cheng-Chung Wei, Taichung, und Chii-Min Hwu, Taipei (Taiwan), sowie Kollegen verglich auf Basis der TriNetX-Datenbank bei je 1.775 SLE-Patienten mit Typ-2-Diabetes (im Mittel 57 Jahre, 85 % Frauen) mit und ohne Einnahme von SGLT2-Inhibitoren nach Propensity Score-Matching das Risiko für die Entwicklung bzw. Progression einer LN. Im Ergebnis hatten Anwender von SGLT2-Inhibitoren ein über 5 Jahre hinweg signifikant geringeres Risiko für eine LN (adj. HR 0,55), Dialyse (adj. HR 0,29), Nierentransplantation (adj. HR 0,14), Herzinsuffizienz (adj. HR 0,65) und Gesamtmortalität (adj. HR 0,35), was erneut auf positive renoprotektive und kardioprotektive Effekte dieser Substanzklasse hinweist. (4)

Bei bereits vorliegender LN verdeutlicht ein systematisches Review mit Metaanalyse (über die Kontrollarme von 50 randomisiert-kontrollierten Studien mit insgesamt 3.231 LN-Patienten) von Alí Duarte-García, Rochester (USA), und Kollegen, die zwei Gesichter von GK. Höhere initiale Dosierungen (60 vs. 25 mg/Tag orales Prednison ohne Pulstherapie) führten nach 6 Monaten häufiger zu einem vollständigen Ansprechen (CR; 34,6 vs. 19,5 %), aber zu mehr schweren Infektionen (SI; 12,1 vs. 3,2 %) und Tod (2,7 vs. 0,2 %), GK-Pulse erhöhten die Chance für ein komplettes Ansprechen, aber eben auch für Tod (nicht hingegen für SI). Insgesamt erlaubt eine initial höhere GK-Exposition ein besseres Ansprechen, erkauft aber durch mehr schwere Infektionen und eine höhere Mortalität – es ist und bleibt also ein zweischneidiges Schwert. (5)

Quellen:
1          Lancet Rheumatol 2024; 6(8): e528-e536
2          Arthritis Rheumatol 2024; doi: 10.1002/art.42924
3          Lancet Rheumatol 2024; 6(7): e447-e459
4          JAMA Netw Open 2024; 7(6): e2416578
5          Arthritis Rheumatol 2024; doi: 10.1002/art.42920