Neue Erkenntnisse zur Pathogenese des APS

Deutsche und US-amerikanische Experten um Wolfram Ruf, Mainz, haben den Mechanismus aufgedeckt, der das Antiphospholipid-Syndrom (APS) auslöst: eine bisher unbekannte Interaktion zwischen dem Immun- und Blutgerinnungssystem, die Thrombosen und Schwangerschaftskomplikationen hervorruft. Im Mittelpunkt stehen Antiphospholipid-Antikörper (aPL), die persistierend bei APS oder SLE auftreten. 

Bei APS werden die namensgebenden Antiphospholipid-Antikörper (aPL) produziert, mit der Folge eines erhöhten Thromboserisikos und vermehrten Schlaganfällen, Herzinfarkten oder Lungenembolien. Im Fall einer Schwangerschaft ist bei betroffenen Frauen das Risiko für eine Fehlgeburt deutlich erhöht. Der auslösende Mechanismus war bislang nicht hinreichend geklärt. Jetzt konnten die Wissenschaftler zeigen, dass alle krankheitsauslösenden Effekte des APS primär durch die Bindung der aPL-Antikörper an eine einzige Zielstruktur in den Blutgefäßen hervorgerufen werden. Dabei handelt es sich um den Protein-Lipid-Komplex aus EPCR (Endothel-Protein-C-Rezeptor) und Lysobisphosphatidsäure (LBPA). Dabei spielt der EPCR-LBPA-Komplex auf Immunzellen die entscheidende Rolle bei der APS-Entstehung. Binden die aPL-Antikörper daran, aktiviert das komplexe zelluläre Prozesse, die zu einer vermehrten Blutgerinnung ebenso wie zur Produktion von Interferon-a führen. Daraufhin vermehren sich wiederum B-Lymphozyten, welche neue aPL-Antikörper produzieren. Auf diese Weise verstärkt sich die Autoimmunreaktion immer weiter. Diese bisher unbekannte Interaktion zwischen dem Immun- und Blutgerinnungssystem bietet auch einen vielversprechenden Behandlungsansatz: Den Wissenschaftlern gelang es, einen Antikörper zu identifizieren, mit dem sich der Protein-Lipid-Komplex so blockieren lässt, dass die Effekte der aPL-Antikörper verhindert werden. In der Folge blieb die Autoimmunreaktion in einem APS-Mausmodell mit Toll-like Receptor-7 (TLR7)-abhängigem SLE aus.

Quelle: Science 2021; 371(6534): eabc0956