ENTZÜNDLICH-RHEUMATISCHE AUTOIMMUNERKRANKUNGEN

Neue epidemiologische Daten zur Höhe des Krebsrisikos

Bei autoimmunbedingten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (AIRD) ist vor allem auf längere Sicht mit einer erhöhten Inzidenz und Sterblichkeit von bzw. infolge von Malignitäten zu rechnen. Chinesische Experten um Huaxia Yang und Xuan Zhang, Peking, verglichen nun das Krebsrisiko bei Patienten bei fünf häufigen AIRD in einer großen monozentrischen Kohortenstudie.

In die Studie eingeschlossen wurden 8.120 AIRD-Patienten, die konsekutiv in ein nationales tertiäres Überweisungszentrum in China aufgenommen wurden. Das gesamte Follow-up erstreckte sich über 38.726.55 Patientenjahre, analysiert wurden vor allem Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA), systemischem Lupus erythematodes (SLE), Sjögren-Syndrom (SS), systemischer Sklerose (SSc) und idiopathischer entzündlicher Myositis (IIM). Erfasst und  verglichen wurden demografische Daten, Krebsinzidenzen, Lokalisationen und die Zeitpunkte des Erstauftretens der Tumorerkrankungen bei den fünf AIRD.

Insgesamt 430 Patienten (5,3 %) entwickelten eine Krebserkrankung. Deren medianes Alter betrug 57,5 Jahre und die Dauer der AIRD 79,8 Monate. Die standardisierte Inzidenzrate (SIR) für Krebs bei AIRD-Patienten betrug 3,37, am höchsten war sie bei Patienten mit IIM (4,31), gefolgt von RA (3,99), SSc (3,77), SS (2,88) und SLE (2,58). Die erhöhte SIR für Tumoren bei AIRD-Patienten betraf mehr Frauen als Männer (3.59 vs. 2,77) und gehäuft jüngere Patienten (<50 vs. ≥50 Jahre: 4,88 vs. 3,04). Bei SLE-Patienten zeigte sich eine erhöhte SIR für die Entwicklung hämatologischer Malignitäten und soliden Tumoren (lokalisiert in Harnblase, Endometrium und Zervix). Patienten mit SS hatten wiederum eine signifikant höhere SIR für Non-Hodgkin-Lymphome. Innerhalb von drei Jahren nach der IIM-Diagnose entwickelten 74,6 % der Patienten Krebs, besonders hoch war das Risiko für ein Ovarialkarzinom. Bei der RA zeigte sich eine breite Verteilung bei den Tumorentitäten, gehäuft waren Non-Hodgkin-Lymphome, gynäkologische Tumoren, solche im Harntrakt, der Schilddrüse und Lungenkrebs. SSc-Patienten hatten erhöhte SIRs für die Entwicklung von Gebärmutterhals-, Lungen- und Brustkrebs.

Auch wenn sich die Zahlen nicht direkt auf Deutschland übertragen lassen, verdeutlichen sie gerade bei diesen AIRD die Bedeutung eines Krebsscreenings.                  

Quelle: Cancer Commun 2022; doi: 10.1002/cac2.12283