RHEUMATOIDE ARTHRITIS

Immunantwort auf Prevotella copri nachgewiesen

Dass das Darmmikrobiom in die Pathophysiologie der rheumatoiden Arthritis (RA) involviert ist, steht inzwischen fest. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Darmbakterium Prevotella copri, das potenziell eine ätiologische Rolle sowohl in der präklinischen Entwicklung und der subsequenten Pathogenese der Synovitis spielt – darauf deuten zumindest neue Ergebnisse einer US-amerikanischen Forschergruppe um Jennifer A. Seifert, Denver, die bei seropositiven Probanden sowie Patienten mit früher und etablierter RA erhoben wurden.

Der Link zwischen P. copri (Pc) und RA ist schon seit Längerem bekannt, so wurde bereits nachgewiesen, dass RA-Patienten gehäuft Antikörper gegen dieses Bakterium aufweisen. Die neue Analyse bezieht nun auch Probanden mit frühen RA-Krankheitsstadien und solche mit einer „Prä-RA”, also hohem Risiko für deren Entwicklung ein. Eingeschlossen wurden 98 RA-Patienten aus der schon länger laufenden Kohortenstudie SERA, davon waren 27 vor ≤12 Monaten diagnostiziert worden. Zusätzlich wurden 67 Individuen (aus Kliniken oder Ambulanzen) mit erhöhtem Risiko für eine RA identifiziert, dieser Status war definiert als Seropositivität für anti-CCP3-Antikörper, ein Drittel dieser Gruppe hatten zudem Verwandte ersten Grades mit RA. Bei den RA-Patienten war dagegen kein anti-CCP3-Status gefordert.

Rolle im gesamten Krankheitsspektrum wahrscheinlich

Jedem RA-Patienten und Probanden mit erhöhtem RA-Risiko wurde eine auf Alter und Geschlecht gematchte Kontrolle zugeordnet. Sowohl die Serumspiegel von IgA als auch IgG anti-Pc-p27-Antikörpern (immunogene Pc-Proteine) wurden erfasst – getrennt nach At-risk-Teilnehmern, solchen mit Transition zur RA, früher (<1 Jahr) und etablierter RA sowie den Kontrollen. Zusätzlich erfolgte eine stratifizierte Analyse der anti-Pc-p27-Antikörperspiegel in Individuen gemäß dem RA-assoziierten Autoantikörperstatus.

Mit RA diagnostizierte Patienten hatten signifikant höhere mediane IgA anti-Pc-p27-Antikörperspiegel im Vergleich zu den gematchten Nicht-RA-Kontrollen (Odds ratio, OR 1,44, p=0,01), für die IgG-Spiegel zeigte sich nur ein entsprechender Trend.

Bei der Stratifizierung nach früher gegenüber etablierter RA (< vs. >1 Jahr), hatten die Teilnehmer mit früher RA insgesamt höhere mediane IgG anti-Pc-p27-Antikörperspiegel, während bei jenen mit etablierter RA die medianen Werte von IgA anti-Pc-p27 signifikant höher im Vergleich zu den gematchten Kontrollen waren (OR 1,42; p=0,03).

In der Autoantikörper-spezifischen Analyse wies auch die At-risk-Population mit anti-CCP-Antikörpern (aber nicht RF) im Trend höhere IgG anti-Pc-p27-Antikörperspiegel auf. Überdies wiesen die anti-CCP- und RF-positiven RA-Patienten im Vergleich zu den gematchten Kontrollen signifikant höhere IgA anti-Pc-p27-Antikörperspiegel auf bei zugleich im Trend niedrigeren IgG anti-Pc-p27-Antikörperspiegeln. Einschränkend ist festzuhalten, dass bei der Interpretation der Subgruppen angesichts der eher geringen Gruppengrößen und wohl unzureichender statistischer Power etwas Vorsicht angebracht ist. Auch, und das ist sicher ein Schwachpunkt der Studie, wurde in der Analyse der (bei RA-Patienten) mögliche Einfluss immunmodulierender Therapien auf das Mikrobiom nicht berücksichtigt.

Ausblick in die Zukunft

Die Daten sind fraglos interessant und unterstützen die Vermutung, dass Prevotella copri im Verbund mit anderen Darmbakterien in die Pathogenese der RA involviert ist. Dennoch erscheint das Zusammenspiel im Darmmikrobiom selbst und auch die Verbindung zwischen Darm und Gelenken sehr komplex, sodass noch viel Forschungsarbeit zu leisten sein wird, bis jenseits der Ernährung (hierzu gibt es einige Studiendaten auch aus Deutschland) einer gezielten medikamentösen Beeinflussung der RA oder gar deren Prävention der Weg gebahnt wird.                

Quelle: Arthritis Rheumatol 2022; doi: 10.1002/art.42370