Für die Analyse wurden zunächst die Medicare-Daten zu 1.654.862 US-amerikanischen Bürgern ≥65 Jahren gesichtet, die im Zeitraum von 2014 bis 2019 mit einem akuten MI hospitalisiert wurden und daraus 60.072 Patienten mit zusätzlichen rheumatologischen IMIDs (3,6 %) herausgefiltert. Die häufigste Diagnose in dieser Subpopulation war eine rheumatoide Arthritis (RA; n=46.747), gefolgt von systemischem Lupus erythematodes (SLE; n=7.362), Psoriasis (n=3.098), systemischer Sklerose (SSc; n=1.738) und Myositis bzw. Dermatomyositis (n=1.127). Mittels einem Propensity Score-Matching, adjustiert auf u. a. Alter, Geschlecht und das kardiovaskuläre Risiko beeinflussende Faktoren, wurden den MI-Patienten mit rheumatologischen IMIDs im Verhältnis 1:3 Kontrollen mit MI (aber ohne IMID) gegenübergestellt.
Herzinsuffizienz und Reinfarkte als wichtige Treiber
Im Vergleich zu den Kontrollen waren Patienten mit rheumatologischen IMIDs etwas jünger (77,1 vs. 77,6 Jahre; p<0,001), häufiger weiblich (66,9 vs. 44,2 %; p<0,001) und wiesen öfter Klappenerkrankungen, pulmonale Hypertonie, Hypothyreose und Anämie auf. Patienten mit rheumatologischen IMIDs präsentierten sich häufiger mit einem Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI; 77,3 vs. 74,9 %; p<0,001), erhielten aber seltener eine Koronarangiografie (46,1 vs. 51,5 %; p<0,001), PCI (31,6 vs. 33,6 %; p<0,001 und Bypass-Operation (CABG; 7,7 vs. 10,7 %; p<0,001). Ein ähnliches Bild ergab sich auch für die STEMI-Patienten bezüglich der Raten für Koronarangiografie (78,2 vs. 80,7 %; p<0,001), PCI (70,2 vs. 71,5 %; p=0,003) und CABG (4,9 vs. 6,4 %; p<0,001).
Im Ergebnis war nach einem medianen Follow-up von 24 Monaten die Gesamtmortalität der Patienten mit rheumatologischen IMIDs signifikant höher als in der Kontrollgruppe (22,5 vs. 19,1 Todesfälle pro 100 Personenjahre [PJ], adjustierte Hazard Ratio, HR 1,15 [95% KI 1,14- 1,17). Dies galt sowohl für Patienten mit NSTEMI (HR 1,16) als auch STEMI (HR 1,11). Das Problem scheint weniger in Akutkomplikationen zu bestehen, da die 30-Tages-Mortalität noch vergleichbar war (11,6 vs. 11,4 %; p=0,10). In Anbetracht einer im Anschluss aber höheren 1-Jahres-Mortalität (29,3 vs. 26,7 %; Odds ratio, OR 1,15; p<0,001) schlagen dafür eher die Folgewirkungen zu Buche. So zeigte sich ein signifikant erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz (HF; 19,0 vs. 16,2 Fälle pro 100 PJ, HR 1,12; p<0,001) und auch HF-bedingte Hospitalisierungen in den 12 Monaten nach dem MI waren häufiger (6,2 vs. 5,7 Fälle pro 100 Personenmonate, relatives Risiko [RR] 1,12; p<0,001). Zudem kam es bei den IMID-Patienten auch vermehrt zu Reinfarkten (16,7 vs. 15,0 Fälle pro 100 PJ, HR 1,08; p<0,001) und Re-Interventionen nach einer PCI und CABG (5,6 vs. 5,1 Fälle pro 100 PJ, HR 1,06; p=0,04). Keine signifikante Differenz gab es hingegen bei Schlaganfällen (3,4 vs. 3,2 Fälle pro 100 PJ, HR 1,04; p=0,09).
Auch wenn in einer solchen Studie die Ursachen für die schlechtere Prognose nicht zu klären sind, dürften es dieselben sein, die generell das kardiovaskuläre Risiko bei IMID-Patienten erhöhen. Einmal mehr wird deutlich, dass es einer konsequenten Abklärung von Risikofaktoren und deren optimaler Einstellung bedarf, um das Infarktrisiko zu senken.
Quelle: J Am Heart Assoc. 2022; 11(18): e026411