ENTZÜNDLICH-RHEUMATISCHE ERKRANKUNGEN

Höhere Mortalität von Rheumapatienten nach akutem Myokardinfarkt

Dass Patienten mit immunvermittelten, entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (IMIDs) ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko, insbesondere auch für Myokardinfarkte (MI) aufweisen, ist hinlänglich bekannt. Jenseits traditioneller Risikofaktoren sind die Treiber hierfür die systemische Entzündung, das Vorliegen von Autoantikörpern und eine langfristige Therapie mit Glukokortikoiden. Dass zumindest ältere IMID-Patienten einen akuten MI auch seltener überleben und zudem nachfolgend öfter eine Herzinsuffizienz entwickeln, geht aus von Amgad Mentias, Cleveland (USA), und Kollegen publizierten Ergebnissen einer Analyse von Medicare-Daten hervor.

Für die Analyse wurden zunächst die Medicare-Daten zu 1.654.862 US-amerikanischen Bürgern ≥65 Jahren gesichtet, die im Zeitraum von 2014 bis 2019 mit einem akuten MI hospitalisiert wurden und daraus 60.072 Patienten mit zusätzlichen rheumatologischen IMIDs (3,6 %) herausgefiltert. Die häufigste Diagnose in dieser Subpopulation war eine rheumatoide Arthritis (RA; n=46.747), gefolgt von systemischem Lupus erythematodes (SLE; n=7.362), Psoriasis (n=3.098), systemischer Sklerose (SSc; n=1.738) und Myositis bzw. Dermatomyositis (n=1.127). Mittels einem Propensity Score-Matching, adjustiert auf u. a. Alter, Geschlecht und das kardiovaskuläre Risiko beeinflussende Faktoren, wurden den MI-Patienten mit rheumatologischen IMIDs im Verhältnis 1:3 Kontrollen mit MI (aber ohne IMID) gegenübergestellt.

Herzinsuffizienz und Reinfarkte als wichtige Treiber

Im Vergleich zu den Kontrollen waren Patienten mit rheumatologischen IMIDs etwas jünger (77,1 vs. 77,6 Jahre; p<0,001), häufiger weiblich (66,9 vs. 44,2 %; p<0,001) und wiesen öfter Klappenerkrankungen, pulmonale Hypertonie, Hypothyreose und Anämie auf. Patienten mit rheumatologischen IMIDs präsentierten sich häufiger mit einem Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI; 77,3 vs. 74,9 %; p<0,001), erhielten aber seltener eine Koronarangiografie (46,1 vs. 51,5 %; p<0,001), PCI (31,6 vs. 33,6 %; p<0,001 und Bypass-Operation (CABG; 7,7 vs. 10,7 %; p<0,001). Ein ähnliches Bild ergab sich auch für die STEMI-Patienten bezüglich der Raten für Koronarangiografie (78,2 vs. 80,7 %; p<0,001), PCI (70,2 vs. 71,5 %; p=0,003) und CABG (4,9 vs. 6,4 %; p<0,001).

Im Ergebnis war nach einem medianen Follow-up von 24 Monaten die Gesamtmortalität der Patienten mit rheumatologischen IMIDs signifikant höher als in der Kontrollgruppe (22,5 vs. 19,1 Todesfälle pro 100 Personenjahre [PJ], adjustierte Hazard Ratio, HR 1,15 [95% KI 1,14- 1,17). Dies galt sowohl für Patienten mit NSTEMI (HR 1,16) als auch STEMI (HR 1,11). Das Problem scheint weniger in Akutkomplikationen zu bestehen, da die 30-Tages-Mortalität noch vergleichbar war (11,6 vs. 11,4 %; p=0,10). In Anbetracht einer im Anschluss aber höheren 1-Jahres-Mortalität (29,3 vs. 26,7 %; Odds ratio, OR 1,15; p<0,001) schlagen dafür eher die Folgewirkungen zu Buche. So zeigte sich ein signifikant erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz (HF; 19,0 vs. 16,2 Fälle pro 100 PJ, HR 1,12; p<0,001) und auch HF-bedingte Hospitalisierungen in den 12 Monaten nach dem MI waren häufiger (6,2 vs. 5,7 Fälle pro 100 Personenmonate, relatives Risiko [RR] 1,12; p<0,001). Zudem kam es bei den IMID-Patienten auch vermehrt zu Reinfarkten (16,7 vs. 15,0 Fälle pro 100 PJ, HR 1,08; p<0,001) und Re-Interventionen nach einer PCI und CABG (5,6 vs. 5,1 Fälle pro 100 PJ, HR 1,06; p=0,04). Keine signifikante Differenz gab es hingegen bei Schlaganfällen (3,4 vs. 3,2 Fälle pro 100 PJ, HR 1,04; p=0,09).

Auch wenn in einer solchen Studie die Ursachen für die schlechtere Prognose nicht zu klären sind, dürften es dieselben sein, die generell das kardiovaskuläre Risiko bei IMID-Patienten erhöhen. Einmal mehr wird deutlich, dass es einer konsequenten Abklärung von Risikofaktoren und deren optimaler Einstellung bedarf, um das Infarktrisiko zu senken.

Quelle: J Am Heart Assoc. 2022; 11(18): e026411