In der prospektiven Kohortenstudie wurden multidimensionale Scores zur Risikostratifikation eingesetzt, ein einfacher, mittels logistischer Regression entwickelter Score für die Primärversorgung, der ACPA/RF, Morgensteifigkeit und ESR beinhaltete, und ein mittels Cox-proportionaler Hazard-Regression entwickelter umfassender Score für die Sekundärversorgung, in den zusätzlich Raucheranamnese, HAQ, VAS Schmerz, Shared Epitop und Ultraschall-Befunde eingingen. Zwischen 2008 und 2021 wurden 455 Patienten aus der britischen Primär- und Sekundärversorgung rekrutiert, die neue muskuloskelettale Symptome, aber keine klinische Synovitis hatten und ACPA-positiv waren. Diese wurden über ≥48 Wochen oder bis zur Entwicklung einer IA (RA) nachverfolgt.
Während des Follow-up entwickelten 32,5 % der Teilnehmer (148/455) eine IA, bei 15,4 % geschah dies in den ersten 12 Monaten (70/455). Mit dem einfachen Score gelang es, korrekt 249 Teilnehmer mit niedrigem Risiko zu identifizieren (Falsch-Negativ-Rate 5 %), jedoch betrug bei den 206 identifizierten Hochrisiko-Patienten die Falsch-Positiv-Rate 72 %. Mit dem erweiterten, umfassenden Score konnten 119 Hochrisiko-Patienten mit einer Falsch-Positiv-Rate von 29 % und 336 Niedrigrisiko-Patienten mit einer Falsch-Negativ-Rate von 19 % identifiziert werden. Bei Einsatz des letzteren Scores entwickelten 40 % der Hochrisiko-Teilnehmer eine IA binnen 12 Monaten und 71 % innerhalb von 5 Jahren. 91 % der eine IA entwickelnden Teilnehmer erfüllten die Kriterien für eine RA. Beide Scores könnten nützlich sein, müssen aber definitiv noch weiterentwickelt und extern validiert werden – derzeit gibt es hier noch zu viele Fragezeichen.
Quelle: Ann Intern Med 2023;
176(8): 1027-1036