BILDGEBENDE DIAGNOSTIK

Hallux valgus – wenn jeder Schritt zur Qual wird

RÖNTGEN: Abb. 1: Vorfüße – dorso-plantar: Luxation (u. a. Zehengrundgelenk D1 links) und Subluxationen, u. a. Zehengrundgelenk D1 rechts. Abb. 2: Vorfuß links – schräg lateral

RÖNTGEN: Abb. 1: Vorfüße – dorso-plantar: Luxation (u. a. Zehengrundgelenk D1 links) und Subluxationen, u. a. Zehengrundgelenk D1 rechts. Abb. 2: Vorfuß links – schräg lateral

ANAMNESE: Bei der 82-jährigen Patientin wurde 2005 ein CREST-Syndrom diagnostiziert. Zum damaligen Zeitpunkt und später rezidivierendes Raynaud-Syndrom. Klinisch leichter Verlauf mit intermittierender Gabe niedrig dosierter Steroide. Derzeit Steroidtherapie mit 2 mg Prednisolon/Tag. Seit Diagnosezeitpunkt bekannt ist eine Hallux valgus-Fehlstellung bds., die sich im Verlauf vor allem linksseitig verschlechterte. Eine mehrmals vorgeschlagene operative Therapie wurde von der Patientin immer wieder abgelehnt. Seit ca. 2 Jahren zunehmende belastungsabhängige Schmerzen im Vorfußbereich, links ausgeprägter als rechts bei völlig aufgebrauchtem Quergewölbe. Operative Therapiemaßnahmen lehnt die Patientin weiterhin ab. Aktuell bei jedem Schritt Schmerzen im Vorfußbereich.

KLINISCHER BEFUND: 163 cm, 58 kg. Gelenkstatus: Keine peripheren synovitischen Schwellungen. Hallux valgus-Fehlstellung bds., ausgeprägt links mit aufgebrauchtem Quergewölbe und plantar druckschmerzhaften Metatarsalköpfchen D2-D4.

LABOR: Hb 13,5 g/dl, CRP 2,5 mg/l, BKS 16/h, Leukozyten 11.200/µl, Kreatinin 0,9 mg/dl, RF neg., ccP neg., ANA 1:3.200, Zentromer-Ak positiv.

BILDGEBENDE DIAGNOSTIK:

Röntgen (siehe Abbildung) 

DIAGNOSE: Hallux valgus-Fehlstellung bds., linksbetont mit Luxation und Subluxationsstellung

Der Hallux valgus ist eine der häufigsten Fehlstellungen des Vorfußes, bei der die Großzehe im Grundgelenk nach außen (lateral) abweicht. Die Ursachen sind multifaktoriell und umfassen hauptsächlich:

  • Familiäre Veranlagung (genetische Prädisposition, Bindegewebsschwäche)
  • Falsches Schuhwerk, insbesondere enge oder hochhackige Schuhe, die den Vorfuß zusammendrücken
  • Fußfehlstellungen, wie Spreizfuß oder Knick-Senk-Fuß
  • Gelenkerkrankungen, wie etwa rheumatoide Arthritis
  • Übergewicht, das die Fußstruktur zusätzlich belastet
  • Verkürzte Achillessehne oder Wadenmuskulatur
  • Schwäche der Fußmuskulatur durch Bewegungsmangel.

Die Diagnostik basiert auf:

  • Klinischer Befund: Auffällige Fehlstellung der Großzehe, vorstehender Ballen
  • Röntgen (Standard): Meist als dorso-plantare Aufnahme im Stehen (Belastung), um Ausmaß und Winkel der Fehlstellung zu bestimmen (z. B. Hallux-valgus-Winkel, Intermetatarsalwinkel)
  • Spezielle Aufnahmen (z. B. Schrägaufnahmen, MRT, CT, DVT) werden bei Fragestellungen zu knöchernen Begleitverletzungen oder Pathologien des Weichteilgewebes eingesetzt, sind aber in der Regel nur bei besonderen Fragestellungen notwendig.

Röntgen hilft zudem, Begleiterkrankungen (z. B. Arthrose, Luxationen der Kleinzehen) zu erfassen.

FAZIT:  Der Hallux valgus entsteht v. a. durch eine genetische Prädisposition und wird häufig durch ungeeignete Schuhe und zusätzliche Belastungsfaktoren verstärkt. Die diagnostische Bildgebung stützt sich in erster Linie auf belastungsadaptierte Röntgenaufnahmen zur Winkelbestimmung und Stadieneinteilung.                                         

Prof. Dr. med. Herbert Kellner
Facharzt für Innere Medizin, Rheumatologie, Gastroenterologie und Physikalische Medizin

Romanstr. 9, 80639 München