ENTZÜNDLICH-RHEUMATISCHE ERKRANKUNGEN

Frühzeitig hohes Risiko für kardiovaskuläre Komorbiditäten

Bei im Grunde allen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ist von einem erhöhten kardiovaskulären (CV) Risiko auszugehen. Mit der Höhe des Risikos auch in Bezug zur Zeit vor und nach Krankheitsbeginn beschäftigten sich finnische Experten um Hanna-Kaisa Aaramaa, Tampere, im Rahmen der großen FinnGen-Studie.

Patienten der FinnGen-Studie, die zwischen 2000 und 2014 mit seropositiver (n=2.368) oder seronegativer (n=916) rheumatoider Arthritis (RA), radiografischer axialer Spondyloarthritis (r-axSpA, n=715), Psoriasis-Arthritis (PsA, n=923), systemischem Lupus erythematodes (SLE, n=190), primärem Sjögren-Syndrom (pSS, n=412) oder Gicht (n=2.034) wurden aus Gesundheitsregistern identifiziert. Jeder Patient wurde mit 20 auf Alter, Geschlecht und Geburtsregion gematchten Kontrollen ohne jegliche rheumatische Erkrankung verglichen. Durch den Vergleich der Prävalenz von sieben CV-Erkrankungen zwischen Patienten und Kontrollen wurden die Risk Ratios (RRs) ermittelt und mit logistischen Regressionsmodellen die Odds Ratios (ORs) für CV-Komorbiditäten vor und nach Beginn der Rheumaerkrankung.

Das RR für jede CV-Erkrankung variierte von 1,14 (95% KI 1,02-1,26) bei PsA bis 2,05 (95% KI 1,67-2,52) bei SLE. Patienten mit SLE oder Gicht wiesen ein mehr als 2-fach erhöhtes Risiko für mehrere CV-Komorbiditäten auf. Die unter den CV-Komorbiditäten im Vergleich größte Effektstärke wurde bei mehreren rheumatischen Erkrankungen im Hinblick auf venöse Thromboembolien verzeichnet. Die ORs für CV-Komorbiditäten waren am höchsten ein Jahr vor und/oder nach Beginn der Rheumaerkrankung. Besonders hoch war das Risiko für CV-Erkrankungen vor Diagnosestellung im Fall der Gicht. Die Ergebnisse bestätigen das vor allem bei SLE und Gicht hohe CV-Risiko, dies sowohl kurz vor als auch unmittelbar nach Krankheitsbeginn. Daraus leitet sich der Bedarf nach einer noch besseren Früherkennung von rheumatischen Erkrankungen ab, die zeitnah ebenso eine adäquate Therapie erfordern wie auch ein konsequentes Management von CV-Risikofaktoren.

Quelle: Semin Arthritis Rheum 2024; 65: 152382