BILDGEBENDE DIAGNOSTIK

Fingerpolyarthrose – das Leid mit den Fingergelenken im Alter

RÖNTGEN: Abb.: Hände bds. dv (11/2022), a. Rhizarthrose, b. STT-Arthrose, c. Bouchard-Arthrose (destruierend), d. Heberden-Arthrose (destruierend). Bds. beginnende Radiokarpalarthrose sowie fortgeschrittene Rhiz- und STT-Arthrose bds. Gelenkspaltverschmälerung an den Fingergrund-/Fingermittel- und insbesondere Fingerendgelenken. Im Fingerendgelenksbereich auch strukturelle Veränderungen mit Fehlstellungen. Befund mit fortgeschrittener Fingerpolyarthrose vereinbar.

RÖNTGEN: Abb.: Hände bds. dv (11/2022), a. Rhizarthrose, b. STT-Arthrose, c. Bouchard-Arthrose (destruierend), d. Heberden-Arthrose (destruierend). Bds. beginnende Radiokarpalarthrose sowie fortgeschrittene Rhiz- und STT-Arthrose bds. Gelenkspaltverschmälerung an den Fingergrund-/Fingermittel- und insbesondere Fingerendgelenken. Im Fingerendgelenksbereich auch strukturelle Veränderungen mit Fehlstellungen. Befund mit fortgeschrittener Fingerpolyarthrose vereinbar.

ANAMNESE: Eine 89-jährige Patientin stellt sich zur rheumatologischen Abklärung vor. Sie berichtet, dass sie seit Jahren Verformungen und Verdickungen der Fingergelenke an beiden Händen beobachtet hätte. Es sei zu zunehmenden Gelenkfunktionseinschränkungen mit Schmerzen gekommen. Solche „Gichtknoten“ hätte sie noch von ihrer Mutter in Erinnerung. Aufgrund einer Polyarthrose wäre bereits ein Gelenkersatz des linken Hüft- und rechten Kniegelenks erforderlich gewesen. Darüber hinaus sei die Beweglichkeit im Bereich der Schultergelenke eingeschränkt.

KLINISCHER BEFUND: 162 cm, 70 kg. Gelenkstatus: Eher derbe Schwellung im Bereich der Handgelenke sowie derbe Vorwölbung an den Daumensattelgelenken bds. ohne Druckschmerz. Muskelatrophie im Daumenballen-Bereich bds. Z-förmiger Daumen. Eher derbe Auftreibung an den Fingerend- und z. T. Fingermittelgelenken. Keine synovitischen Schwellungen. Faustschluss bds. eingeschränkt. Elevation des rechten Armes nur bis unter Horizontale möglich. Z. n. TEP linkes Hüft-und rechtes Kniegelenk.

LABOR: (17.11.2022) Hb 16,5 g/dl, CRP neg., BKS 10/h, Leukozyten 11.500/µl, Harnsäure 5,5 mg/dl, Rheumafaktor negativ, ccP-Antikörper negativ, ANA neg.

DIAGNOSE: Fortgeschrittene Fingerpolyarthrose mit strukturellen Gelenkveränderungen i. S. einer Heberden-, Bouchard-, Rhiz- und STT-Arthrose

BEMERKUNGEN ZUR BILDGEBUNG DER FINGERPOLYARTHROSE: Abhängig von der Gelenkmanifestation unterteilt sich die Fingerpolyarthrose in die Rhizarthrose, die STT-Arthrose, die Bouchard- und Heberden-Arthrose. Selten sind die Fingergrundgelenke betroffen. Die konventionelle Röntgendiagnostik steht bei der Diagnose der Fingerpolyarthrose im Vodergrund. Obligat ist eine Untersuchung im dorso-volaren und seitlichen Strahlengang mit Zentrierung auf das betroffene Gelenk. Typische Arthrosezeichen im Röntgen sind Gelenkspaltverschmälerungen, subchondrale Sklerosierungen, Osteophyten sowie evtl. subchondrale Zysten. Die Gelenkssonografie kann entzündliche Veränderungen bei aktivierter Arthrose nachweisen oder zur differenzialdiagnostischen Abgrenzung gegenüber einer Synovitis im Rahmen einer rheumatoiden Arthritis beitragen. Vor einer lokalen Infiltrationstherapie sollte sie in jedem Falle durchgeführt werden. CT und MRT sind speziellen differenzialdiagnostischen Fragestellungen oder einer präoperativen Diagnostik vorbehalten. Der routinemäßige Einsatz ist zur Diagnosestellung und Beurteilung des Ausmaßes der Erkrankung entbehrlich.

VERLAUF UND THERAPIE: Bei der Fingerpolyarthrose sollte auf die Vermeidung von Kälteexposition und einseitiger Belastung der Gelenke (insbesondere durch gleichzeitigen Druck und Bewegung auf die betroffenen Gelenke) geachtet werden. Konservative Therapiemaßnahmen umfassen die lokale Anwendung von Rheumasalben und -bädern sowie im Bedarfsfall punktuell die systemische Anwendung von NSAR. Als Schutzmaßnahme, z. B. am Daumensattelgelenk (Rhizarthrose), kommen zur Gelenksentlastung sowie zur temporären Ruhigstellung Orthesen zum Einsatz. Weiterhin kann die Injektion von Hyaluronsäure und Glukokortikoiden zu einer kurzfristigen Schmerzlinderung führen. Als physikalische Maßnahmen kommen Ergotherapie mit thermischen Anwendungen und  Krankengymnastik (z. B. Elektrotherapie) in Frage. Der typische Krankheitsverlauf einer Fingerpolyarthrose ist schleichend, wie im vorliegenden Falle, und durch eine medikamentöse Therapie praktisch nicht beeinflussbar.

Prof. Dr. med. Herbert Kellner
Facharzt für Innere Medizin, Rheumatologie,
Gastroenterologie und Physikalische Medizin
Romanstr. 9, 80639 München