SYSTEMISCHER LUPUS ERYTHEMATODES

Expertenempfehlungen zu körperlicher Aktivität und Training

Eine internationale Task Force um Laurent Arnaud, Straßburg (Frankreich), hat erstmals für Behandler und Patienten mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) konsensbasierte Empfehlungen zu körperlicher Aktivität und Training formuliert. Auf Basis eines systematischen Reviews und Expertenmeinung wurden drei „overarching principles“ und 15 spezifische Empfehlungen entwickelt und verabschiedet.

Die drei „overarching principles“ besagen zunächst, dass die Entscheidung für körperliche Aktivität und Training Resultat einer gemeinsamen Entscheidungsfindung von Patient und Arzt sein sollte. Zweitens ist der erwartete Nutzen den Patienten zu erklären und drittens sollte das Fehlen von Kontraindikationen hierfür gegenüber anderen Ärzten, Fachpersonal und Physiotherapeuten kommuniziert werden.

Generelle und spezifische Empfehlungen im Überblick

Generell wird SLE-Patienten zu körperlicher Aktivität geraten, aber es gibt Ausnahmen. So sollte bei Osteonekrose oder Jaccoud-Arthritis zuvor eine Evaluation durch Rheumatologen, Orthopäden oder Sportmediziner erfolgen. Bei Outdoor-Aktivitäten ist auf Sonnenschutz zu achten und bei Raynaud-Phänomen auf angemessene Kleidung mit Kälteschutz. Körperliche Aktivitäten mit hohem Risiko für Traumen sollten bei SLE-Patienten unter Antikoagulantien oder Thrombozytenaggregationshemmern mit Vorsicht durchgeführt werden. Bei Lupus-Flares sollte eine mögliche Kontraindikation für körperliche Aktivität und Training reevaluiert werden, während artikulären Schübe sollten die betroffenen Gelenke nicht belastet werden.

Körperliche Aktivität wird für alle SLE-Patienten angeraten, falls nötig nach Evaluation von Kontraindikationen. Vor deren Beginn sollte der Baseline-Spiegel der körperlichen Aktivität mithilfe spezifischer Fragebögen oder der Schritte pro Tag ermittelt werden. Frequenz und Intensität sollten individuell unter Berücksichtigung von Fähigkeiten, Präferenzen und Komorbiditäten mit dem Ziel einer langfristigen Adhärenz festgelegt werden. Falls nicht anders indiziert, sollten alle Patienten mit inaktivem SLE oder milder Krankheitsaktivität versuchen, graduell die WHO-Empfehlungen und/oder 150-300 min. pro Woche in moderater Intensität in Verbindung mit kräftigenden Aktivitäten an ≥2 Tagen pro Woche zu erreichen.

Vor einem gezielten Training sollte bei SLE eine medizinische Untersuchung erfolgen, um potenzielle Kontraindikationen zu identifizieren und personalisierte Anpassungen in Bezug auf körperliche Fähigkeiten, Präferenzen und Komorbiditäten zu ermöglichen – auch hier mit dem Ziel der Förderung einer langfristigen Adhärenz. Für eine bessere Personalisierung sollten Trainingsprogramme von qualifizierten Experten (z. B. Physiotherapeuten) überwacht werden. Die Implementation des Trainings sollte graduell durch Anpassung der Frequenz und Intensität gemäß den individuellen Fähigkeiten und Komorbiditäten erfolgen. Jede Trainingseinheit sollte mit einem Aufwärmen bei niedriger bis moderater Intensität beginnen und sollte mit einer Abkühlungsphase, einschließlich Stretching, enden. Trainingsprogramme sollten durchgeführt werden in 3-5 Einheiten jede Woche und sowohl aerobe als auch Krafttrainingsübungen beinhalten. Das Krafttraining sollte 1-3 mal pro Übungseinheit mit 8-12 Wiederholungen bei Ruhephasen von 1-3 min. durchgeführt werden.

Kompakt

Die von der internationalen Task Force konsentierten Empfehlungen bieten einen guten Rahmen für die Integration von körperlicher Aktivität und Training in das Management von SLE-Patienten. Auch wenn die Evidenzgrade bei einigen der Empfehlungen niedrig sind, bietet die in Gänze lesenswerte Publikation doch wertvolle Hinweise zum individuellen Vorgehen und wird im Abschnitt zum Training durchaus recht konkret. Stets zu betonen ist die Notwendigkeit einer gemeinsamen Entscheidungsfindung von Patient und Arzt.

Quelle: RMD Open 2024; 10(2): e004171