RHEUMATOIDE ARTHRITIS

EULAR/ACR-Risikostratifikationskriterien bei Arthralgie

Um die Entwicklung einer rheumatoiden Arthritis (RA) zu verhüten, wurden zuletzt mehrfach Studien zu einer Frühintervention etwa mit Abatacept oder Methotrexat bei Risikopersonen mit Arthralgie aufgelegt, bislang fehlten aber validierte Kriterien zur Risikostratifizierung von Arthralgie-Patienten mit erhöhtem RA-Risiko. Einen solchen Kriterienkatalog entwickelte nun ein gemeinsamer EULAR/ACR-Expertenausschuss um Annette H.M. van der Helm-van Mil, Leiden (Niederlande).

Die aus 32 Experten bestehende Gruppe (darunter 20 Rheumatologen aus Europa und den USA) analysierte Risiko- und Ergebnisdaten aus 10 Arthralgie-Kohorten (einschließlich klinisch suspekter Arthralgie [CSA] und Autoantikörper-positiver Arthralgie). Der Fokus lag auf der Differenzierung des Risikos für das Fortschreiten zu einer klinisch manifesten inflammatorischen Arthritis (IA) innerhalb eines Jahres, unter Verwendung klinischer und serologischer Variablen – mit und ohne subklinische Gelenkentzündung, die mittels Ultraschall (US) oder MRT nachgewiesen wurde. Die Entwicklung einer RA gemäß den 2010 EULAR/ACR-Kriterien innerhalb eines Jahres war ein sekundäres Outcome.

Auf Basis von Daten von 2.293 symptomatischen Arthralgie-Risikopersonen (17 % [n=389] von ursprünglich 2.583 Teilnehmern entwickelten eine IA, davon waren 282 ACPA-positiv und 107 ACPA-negativ) wurden Stratifikationskriterien aus sechs klinischen und serologischen Variablen (Morgensteifigkeit: 2 Punkte 30-60 min. bzw. 4 Punkte >60 min., vom Patienten berichtete Gelenkschwellung: 4 Punkte, Faustschlussprobleme: 5 Punkte, CRP: 1 Punkt, Rheumafaktor: niedrig-positiv 2 Punkte, hoch-positiv 4 Punkte und ACPA: niedrig-positiv 4 Punkte, hoch-positiv 8 Punkte) entwickelt, die eine Fläche unter der Kurve (AUC) von 0,80 (95% KI 0,77–0,83) für die Entwicklung einer IA ergaben. Der US erhöhte nicht die Diskriminationsfähigkeit. Wurden subklinische Entzündungsvariablen im MRT berücksichtigt, lag die AUC bei 0,87 (95% KI 0,82–0,90). Bei Vorliegen klinischer, serologischer und MRT-Variablen (Score ≥10 Punkte) wurde eine Sensitivität und Spezifität von >75 % erreicht. Für die RA-Entwicklung lag die AUC der Kriterien mit MRT bei 0,93 (95% KI 0,90–0,97).

Die EULAR/ACR-Risikostratifikationskriterien wurden für Personen mit Arthralgie in der Sekundärversorgung entwickelt, die als RA-Risikofälle angesehen werden. Sie sind anwendbar unabhängig vom Vorliegen von Bildgebungsdaten und wurden primär entwickelt, um homogene Risikogruppen für zukünftige Präventionsstudien zu definieren, die Kriterien sind aber sicherlich auch für Therapieentscheidungen in der Praxis hilfreich.

Quelle: Ann Rheum Dis 2025; doi: 10.1016/j.ard.2025.01.021