Zunächst zum PRESTO-Kalkulator, der für Rheumatologen kostenfrei im Internet unter sharpmindtill120.x10host.com/PRESTO-PsA/ zur Verfügung steht. Im Rahmen der Entwicklung dieses Tools analysierte die Gruppe aus Toronto Daten einer prospektiven Kohorte von 635 Pso-Patienten, die zum Zeitpunkt des Einschlusses noch keine PsA aufwiesen. Die Teilnehmer wurden jährlich von Rheumatologen auf die Entwicklung einer PsA überprüft. Informationen zu Demografie, Psoriasis-Charakteristika, Komorbiditäten, Medikationen und muskuloskelettalen Symptomen wurden für die Entwicklung eines PsA-Prädiktionsmodells genutzt. Binäre Regressionsmodelle wurden für die variable Selektion während der Adjustierung auf die Psoriasis-Dauer angelegt. Das Risiko für die Entwicklung einer PsA wurde über Zeiträume von 1 und 5 Jahren geschätzt und die Performance der Modelle anhand der Fläche unter der Kurve (AUC) und Kalibrierungsplots untersucht.
PRESTO-Tool: Sinnvolle Hilfe für die Praxis
Von den 635 Pso-Patienten entwickelten 51 bzw. 71 nach 1 respektive 5 Jahren eine PsA. Das Risiko für die Entwicklung einer PsA innerhalb eines Jahres war assoziiert mit jüngerem Alter, männlichem Geschlecht, Psoriasis-Familienanamnese, Rückensteife, Tüpfelnägeln, Gelenksteifigkeit, Gebrauch von Biologika, globaler Patientengesundheit und Stärke der Schmerzen (AUC 72.3). Das Risiko für die Entwicklung einer PsA innerhalb von 5 Jahren war hingegen assoziiert mit Morgensteifigkeit, psoriatischen Nagelläsionen, dem Schweregrad der Psoriasis, Fatigue, Schmerzen und dem Gebrauch systemischer nicht-biologischer Medikationen oder einer Phototherapie (AUC 74,9). Die Kalibrierungsplots zeigten eine letztlich angemessene Übereinstimmung zwischen den prädizierten und beobachteten Wahrscheinlichkeiten. Mit dem PRESTO-Tool kann somit anhand einfach zu erfassender klinischer Variablen mit recht guter Genauigkeit bei Pso-Patienten das Risiko für die kurz- oder mittelfristige Entwicklung einer PsA vorhergesagt werden – Dermatologen könnte es helfen, Patienten zu identifizieren, die öfter rheumatologisch kontrolliert werden sollten. (1)
DNA-Methylierung: Neue Biomarker für PsA-Risiko
Die Regulierung der Genexpression durch DNA-Methylierung kann pathophysiologische Prozesse bei PsA potenziell triggern oder aufrechterhalten. Die Gruppe aus Toronto versuchte nun DNA-Methylierungsmarker zu identifizieren, die bei Pso-Patienten noch vor der Entwicklung muskuloskelettaler Beschwerden den Übergang zur PsA prädizieren. Hierzu wurde die genomweite DNA-Methylierung in Blutproben von Pso-Patienten, die eine Arthritis entwickelten und solchen, bei denen dies nicht eintrat, untersucht (Biologika-naiv, gematcht auf Alter, Geschlecht, Psoriasis- und Follow-up-Dauer). Die Methylierungs-Unterschiede zwischen beiden Gruppen wurden mittels multivariater linearer Regressionsmodelle, in die klinische Kovariable (Alter, Geschlecht, BMI, Rauchen) einflossen, erfasst. Dabei wurde ein Set von 36 hochrelevanten Methylierungsmarkern (auf Falscherkennungsrate adjustierte p-Werte <0,05 und minimale Veränderung der Methylierung von 0,05) über 15 Gene hinweg und in mehreren Zwischengenregionen identifiziert. Ein Klassifikationsmodell auf Basis dieser Marker identifizierte recht genau Pso-Patienten mit und ohne Übergang zur PsA (AUC 0,96). Bei alleiniger Betrachtung der Pso-Patienten (vor ersten Gelenkbeschwerden), die eine PsA entwickelten, betrug die Genauigkeit beachtliche 93 %. Bis zur Anwendung dieser Methodik in der Praxis dürfte es aber noch ein weiter Weg sein. (2)
Quellen:
1 Arthritis Rheumatol 2023; doi: 10.1002/art.42661
2 Arthritis Rheumatol 2023; doi: 10.1002/art.42654