KLINISCHER BEFUND: 170 cm, 80 kg. Gelenk-/Weichteilstatus: die Rotation im Bereich der Hüftgelenke beidseits endgradig eingeschränkt. Druckschmerzen im Bereich der Spina iliaca anterior und posterior beidseits und am Trochanter major beidseits.
LABOR: CRP <5 mg/l (Norm bis 5 mg/l), BKS 10/h, Hb 13,3 g/dl, CK 703 U/L, RF neg., ccP-Ak neg., ANA 1:320.
BILDGEBENDE DIAGNOSTIK: (s. Abb.)
DIAGNOSE: Fibroostosen im Bereich des Beckenskeletts
BEMERKUNGEN: Die Fibroostose ist ein häufiger pathomorphologischer Befund an Sehnen- und Bandinsertionen. Sie basiert häufig auf degenerativen Veränderungen und Überlastungen im Ansatzbereich von Sehnen und Bändern am Knochen. Fibroostosen können degenerativ-reparativ oder traumatisch-reparativ entstehen, metabolisch begünstigt oder endokrin bedingt, medikamentös induziert (u.a. NSAR), toxisch oder konstitutionell begünstigt sein.
Chronische (repetitive und kumulative) sportliche und berufliche Überbeanspruchungen sind die häufigsten Ursachen für Fibroostosen. Allerdings kann schon die Alltagsbeanspruchung bei beispielsweise altersbedingt degenerativ veränderter Insertionszone eine Fibroostosebildung auslösen. Die produktive Fibroostose ist besonders im Rahmen der Spondylosis hyperostotica und des DISH-Syndroms zu beobachten. Häufig verlaufen diese degenerativen Veränderungen klinisch symptomlos. Gelegentlich treten aber auch reaktiv-entzündliche Erscheinungen besonders der benachbarten Weichteile (z. B. Epikondylitis) und Schleimbeutel (z. B. Achillobursitis) auf, wodurch Schmerzen und auch Bewegungseinschränkungen der Gelenke verursacht werden können.
Röntgenologisch finden sich als Korrelat von reparativen Vorgängen im Bereich der Degeneration im fibroossären Übergang (z. B. Ansatzhöcker, Ansatzflächen und Ansatzfurchen) glatt begrenzte, regelrecht strukturierte, bucklige oder stiftartige Ansatzsporne, wodurch die Insertion aus dem Knochen nach außen verlagert wird (produktive Fibroostose). Seltener kommen scharf begrenzte Defekte im Insertionsbereich aufgrund resorptiver degenerativer Veränderungen (rarefizierende Fibroostose) vor.
THERAPIE UND VERLAUF: Die Behandlung ist von Fall zu Fall unterschiedlich durchzuführen. Eine erfolgreiche Therapie erfordert die enge Zusammenarbeit des Patienten. Zur Behandlung der den Fibroostosen häufig ursächlich zugrunde liegenden Insertionstendopathie sollten Fehlbelastungen verhindert bzw. die Bewegungsabläufe so verbessert werden, dass keine weiteren Reizungen entstehen.
Die lokale Anwendung von Wärme (Wärmetherapie), lokale Steroidinjektionen, Tapen oder Elektrotherapie können ebenso hilfreich sein wie der Einsatz von Antiphlogistika.
Prof. Dr. med. Herbert Kellner
Facharzt für Innere Medizin, Rheumatologie,
Gastroenterologie und Physikalische Medizin
Romanstr. 9, 80639 München