RHEUMATOIDE ARTHRITIS

Blinatumomab als Chance in therapierefraktären Fällen

Etwa 10-20 % der Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) sprechen nicht auf bDMARDs oder JAK-Inhibitoren an. Neue Optionen sind also gefragt, wobei man sich nach den Erfolgen mit der CAR-T-Zelltherapie auch in der Rheumatologie vermehrt an Ansätzen aus der Hämato-/Onkologie orientiert. So veröffentlichten jetzt Erlanger Experten um Georg Schett erste Daten zum Einsatz des bispezifischen Anti-CD3/CD-19 T-Zell-Verstärker (BiTe)-Antiköpers Blinatumomab bei therapierefraktärer RA.

Bereits zuvor wurde Blinatumomab bei schwerer systemischer Sklerose als niederschwellige, B-Zell-depletierende Alternative zur CAR-T-Zelltherapie mit Erfolg eingesetzt. Der BiTE-Antikörper ist zugelassen zur Behandlung einer Philadelphia-Chromosom-negativen, rezidivierenden oder therapierefraktären B-lymphoblastischen Leukämie (B-Vorläufer-ALL) und bindet sowohl an B- als auch T-Zellen, mit dem Ergebnis, dass die „verstärkte“ T-Zelle die B-Zelle attackiert und „umbringt“ – dies mit weitaus höherer Effektivität als andere Anti-B-Zell-Therapien.

In der Pilotstudie wurden sechs mehrfach therapierefraktäre RA-Patienten off-label mit Blinatumomab in niedriger Dosierung behandelt, was zu einer B-Zell-Depletion und begleitenden Abnahme von T-Zellen führte. Die Therapie erwies sich als sicher mit einem kurzzeitigen Anstieg der Körpertemperatur und von Akute-Phase-Proteinen während der ersten Infusion, aber keinen Zeichen eines klinisch relevanten Zytokin-Freisetzungssyndroms.

Blinatumomab führte bei allen Patienten zur Remission mit einer raschen Abnahme der klinischen RA-Krankheitsaktivität, Verbesserung der Synovitis in Ultraschall und FAPI-PET-CT und Reduktion von Autoantikörpern. Eine Analyse der B-Zellen mittels hochdimensionaler Durchflusszytometrie dokumentierte einen „Immunreset“ mit Depletion aktivierter B-Gedächtniszellen, die durch nicht die Klasse wechselnde IgD-positive naive B-Zellen ersetzt wurden.

Die Daten lassen darauf schließen, dass BiTE-Antikörper eine gut durchführbare und effektive Therapieoption auch bei therapieresistenter RA sind. Wie bei der CAR-T-Zelltherapie bleibt abzuwarten, wie lange die Effekte persistieren – eine Re-Therapie wäre aber möglich.  

Quelle: Nat Med 2024; doi: 10.1038/s41591-024-02964-1