RIESENZELLARTERIITIS

Besonderheiten von Patienten mit niedrigem Ausgangs-CRP

Entzündungsmarker spielen eine entscheidende Rolle bei der Diagnose und Nachsorge von Patienten mit Riesenzellarteriitis. Die Zielsetzung einer retrospektiven, monozentrischen Beobachtungsstudie französischer Rheumatologen um Samuel Pichon und Eric Hachulla, Lille, war es, die Prävalenz, Merkmale und den Verlauf von RZA-Patienten mit niedrigem CRP-Wert (<10 mg/l) zu erfassen.

Die Studie wurde am Universitätskrankenhaus Lille durchgeführt und umfasste alle zwischen 2000 und 2023 mit RZA diagnostizierte Patienten. Diese wurden anhand ihres CRP-Werts bei Diagnosestellung in Gruppen eingeteilt. Ausgangsmerkmale, klinische Charakteristika, Laborwerte, Bildgebungsergebnisse und Krankheitsverlauf wurden zwischen Patienten mit niedrigem und „hohem“ Baseline-CRP (< 10 vs.  ≥ 10 mg/l) differenziert.

Von den 380 Patienten hatten 7,6 % (n=29) bei der Diagnosestellung einen CRP-Wert <10 mg/l. Im Vergleich zur Gruppe mit hohem CRP zeigte die Gruppe mit niedrigem CRP eine geringere Häufigkeit von Fieber, jedoch eine höhere Rate an okulärer Beteiligung, insbesondere einer anterioren ischämischen Optikusneuropathie (28 vs. 13 %; p=0,04), und Claudicatio (24 vs. 8 %, p=0,04). Die Plasma-Fbrinogenpiegel waren erhöht (> 4 g/l) bei 77 % der Patienten mit niedrigem CRP. Trotz Unterschieden im klinischen Erscheinungsbild waren die Rezidivraten in beiden Gruppen vergleichbar. Patienten mit RZA und niedrigem CRP sind nicht selten und zeigen in dieser Studie häufiger eine okuläre und periphere vaskuläre Beteiligung, aber weniger Allgemeinsymptome. Ein erhöhter Fibrinogenspiegel bei diesen Patienten deutet auf eine aktive Entzündung trotz niedrigem CRP hin.

Rheumatologen sollten eine RZA somit auch bei Patienten mit einem CRP <10 mg/l in Erwägung ziehen, zumal diese schwerwiegende Komplikationen aufweisen können.

Quelle: Arthritis Res Ther 2025; 27(1): 162