PSORIASIS-ARTHRITIS

Bei mit Biologika behandelter Psoriasis wohl geringeres Risiko

Die Hinweise darauf, dass durch eine Therapie mit Biologika der Übergang von einer Psoriasis vulgaris (Pso) zur manifesten Psoriasis-Arthritis (PsA) unwahrscheinlicher oder verzögert wird, verdichten sich. Weitere Anhaltspunkte für diese Vermutung liefert eine retrospektive Kohortenstudie argentinische Experten um Enrique R. Soriano, Buenos Aires, in der die Inzidenz einer PsA bei Pso-Patienten gemäß deren Therapie mit entweder Topika, csDMARDs oder bDMARDs verglichen wurde. Die Ergebnisse einer retrospektiven, genesteten Fall-Kontroll-Studie israelischer Ärzte um Lev Pavlovsky, Tel Aviv, weisen in dieselbe Richtung.

In der argentinischen Studie wurden retrospektiv 1.719 Pso-Patienten ohne PsA am Universitätsklinikum in Buenos Aires (14.721 Patientenjahre, PJ) erfasst und nach ihrer Therapie in Gruppen mit Topika (Topika, Phototherapie, keine Behandlung; n=1.387, 81 %), csDMARDs (Methotrexat und Cyclosporin A; n=103, 6 %) und bDMARDs (TNFα-Inhibitoren [TNFi], Interleukin- (IL)17-Inhibitoren [IL-17i] und IL-12-23i; n=239, 14 %) eingeteilt. Inzidente Fälle einer PsA wurden jeweils jener Therapieform zugeordnet, unter deren Anwendung sie auftraten. Ein Cox-proportionales Hazard-Modell wurde zur Ermittlung des adjustierten Risikos für die Entwicklung einer PsA unter den drei definierten Therapieformen genutzt.

Während des Follow-ups entwickelten 239 Pso-Patienten (14 %) eine PsA, davon 231 unter Topika, 6 unter csDMARDs und 2 unter bDMARDs. Die Gesamtinzidenz für eine PsA belief sich auf 1,6/100 PJ. Das Risiko für die Entwicklung einer PsA war bei den mit bDMARDs behandelten Pso-Patienten signifikant geringer (Incidence Rate Ratio, IRR 0,26; 95% KI 0,03-0,94; p=0,0111) im Vergleich zur nur mit Topika behandelten Gruppe, nicht aber gegenüber jener (kleinen Gruppe) mit csDMARD-Therapie (IRR 0,35; 95% KI 0,035-1,96; p=0,1007). Adjustierte Cox-proportionale Hazard-Regressionsanalysen zeigten, dass männliches Geschlecht, Nagelbeteiligung und ein höherer BMI mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer PsA assoziiert waren, während Biologika diesbezüglich eine protektive Wirkung entfalteten (Hazard ratio, HR 0,19; 95% KI 0,05-0,81). (1)

In der israelischen Kohortenstudie wurden digitale Patientenakten einer großen lokalen Gesundheitserhaltungsorganisation zu Pso-Patienten, die aufgrund dieser eine bDMARD-Therapie erhielten und vorher oder bei deren Initiierung noch keine PsA-Diagnose hatten, ausgewertet Die Kontrollen wurden gematcht für das Alter bei Diagnosestellung, Geschlecht, Zeit bis zum Therapiebeginn, maximalen BMI und Rauchen. Angesichts großer Differenzen in den Baseline-Charakteristika beider Gruppen erfolgte ein Propensity Score-Matching. Es wurden 1.326 Fälle analysiert, je 663 mit oder ohne bDMARD-Therapie.

Die Kaplan-Meier-Kurve für die Propensity Score gematchten Gruppen zeigten ein signifikant erhöhtes PsA-Risiko der Kontrollgruppe gegenüber jener, die Biologika erhalten hatten, an. Die Ergebnisse einer multivariaten Cox-Regressionsanalyse ergaben ebenfalls ein signifikant erhöhtes PsA-Risiko der Kontroll- gegenüber der mit bDMARDs behandelten Gruppe von Pso-Patienten (adjustierte HR 1,39; 95% KI 1,03-1,87). Erneut zeigte sich für mit bDMARDs behandelte Pso-Patienten somit ein signifikant geringeres Risiko für die spätere Entwicklung einer PsA. Speziell bei vorliegenden PsA-Risikofaktoren sollte somit den Autoren zufolge früher eine bDMARD-Therapie erwogen werden. (2)             

Kompakt: Weitere (vor allem prospektive) Studien zu dieser Thematik sind unbedingt wünschenswert, aber der Verdacht, dass die Therapie der Psoriasis mit Biologika sich wohl positiv auf das künftige Risiko für eine Progression zur PsA auswirkt, wird in diesen beiden retrospektiven Studien durchaus erhärtet.

Quellen:
1   Ann Rheum Dis 2021; doi: 10.1136/annrheumdis-2021-220865
2   Arthritis Rheumatol 2021; doi: 10.1002/art.41946