PRIMÄRE SYSTEMISCHE VASKULITIDEN

Alemtuzumab als Alternative in therapierefraktären Fällen

Bei therapierefraktären Patienten mit ANCA-assoziierte Vaskulitiden (AAV) oder dem Behçet-Syndrom (BS) besteht weiter ein großer Bedarf an neuen Alternativen zum Erreichen einer anhaltenden Remission. In retrospektiven Studien war der Anti-CD52-Antikörper Alemtuzumab bei Patienten mit refraktärer/rezidivierender Vaskulitis mit einer anhaltenden, medikamentenfreien Remission assoziiert, dies jedoch bei Sicherheitsbedenken aufgrund von Infektionen und sekundärer Autoimmunität. Britische Experten um Seerapani Gopaluni, Cambridge, prüften Alemtuzumab nun in einer klinischen Phase-IIb-Studie.

In die randomisierte, prospektive, offene Dosisfindungsstudie ALEVIATE zur Evaluation der Effektivität und Sicherheit von zwei Alemtuzumab-Dosierungen wurden 23 Patienten mit refraktärer AAV (n=12) oder BS (n=11) auf i.v. Alemtuzumab 60 oder 30 mg randomisiert (median 40 Jahre, Krankheitsdauer 61 Monate). Die Therapie erfolgte zu Baseline und Monat 6, oder früher bei unkontrollierter oder rezidivierender Erkrankung. Die Studiendauer betrug 12 Monate, max. drei Alemtuzumab-Zyklen waren erlaubt. Im Ergebnis erreichten 70 % der Teilnehmer entweder eine vollständige (6/23, 26 %) oder partielle Remission (10/23, 44 %) in Monat 6 (AAV: Birmingham Vasculitis Activity Score, BVAS =0 oder BVAS ≤50 % von Baseline; BS: Behcet’s Disease Current Activity Form, BDCAF). 8 Patienten (35 %) blieben bis zum Studienende in Remission und ohne Rezidiv. Bei 7 Teilnehmern (30 %) kam es zu 10 schweren unerwünschten Ereignissen, von denen 4 mit Alemtuzumab in Verbindung gebracht wurden. Es waren keine Unterschiede zwischen 60 und 30 mg Alemtuzumab erkennbar. Bei 26 % der Patienten wurde infolge Progredienz die Studie vorzeitig beendet. In dieser kleinen Gruppe von refraktären Patienten mit refraktärer AAV oder refraktärem BS führte Alemtuzumab in zwei Drittel der Fälle (zusätzlich zu max. 10 mg/Tag Prednison mit Tapering-Schema) zu einer Remission nach 6 Monaten, bei einem Drittel blieb diese über ein Jahr bestehen. Das Sicherheitsprofil war akzeptabel, nach dem Versagen herkömmlicher Immunsuppressiva scheint ein entsprechender Off-label-Therapieversuch durchaus vertretbar.

Quelle: Arthritis Res Ther 2022; 24(1): 81