Systemischer Lupus erythematodes

Absetzen von Hydroxychloroquin bei Älteren eine Option

Obwohl Hydroxychloroquin (HCQ) der Eckpfeiler der Behandlung von Patienten mit einem systemischen Lupus erythematodes (SLE) ist, kann aufgrund der zunehmenden Lebenserwartung bei älteren Betroffenen eine Situation eintreten, in der, vor allem bei ruhiger Erkrankung, das Risiko der Augentoxizität mit dem bei einem Absetzen potenziell gesteigerten Schubrisiko gegeneinander abgewogen werden muss. In einer multizentrischen retrospektiven Studie untersuchte ein Team um Ruth Fernandez-Ruiz und Peter M. Izmirly, New York (USA), ob HCQ unter den genannten Bedingungen sicher entzogen werden kann.

In die Studie wurden 26 SLE-Patienten aus drei großen Lupus-Zentren in New York eingeschlossen, bei denen HCQ abgesetzt wurde und mit 32 auf Geschlecht, Ethnizität und Alter gematchten SLE-Patienten mit fortgeführtem HCQ verglichen (mittleres Alter 60 Jahre, 96 % Frauen, Krankheitsdauer ca. 20 Jahre, HCQ-Einnahme ca. 14 Jahre, SELENA-SLEDAI-Score 0,9 bzw. 1,8). Primärer Endpunkt war das Auftreten eines Lupus-Flares gemäß dem SELENA-SLEDAI Flare-Index (SFI) binnen 12 Monaten nach dem Absetzen von HCQ oder der gematchten Zeit der Fortführung.

Im Ergebnis kam es bei 5 SLE-Patienten (19,2 %) im Therapiearm mit Absetzen von HCQ zu einem Schub gegenüber gleichfalls 5 SLE-Patienten (15,6 %) bei HCQ-Fortführung (Odds ratio, OR  1,28, 95% KI 0,31-5,30; p=0,73). In keinem der beiden Arme kam es zu schweren Schüben. Die Resultate waren vergleichbar nach Adjustierung auf Krankheitsdauer, Anzahl der ACR-Kriterien, niedrige Komplement-Spiegel und SELENA-SLEDAI-Score sowie in einer Propensity Score-Analyse (OR 1,18, 95% KI 0,23-6,16; p=0,84).

Die Analyse der Zeit bis zu einem Flare zeigte einen Trend zu einer kürzeren Zeitdauer in der HCQ-Absetzgruppe (p=0,67). Die meisten Flares betrafen kutane und muskuloskelettale Symptome, ein Patient (im Fortführungsarm) entwickelte eine Perikarditis. Der häufigste Grund für ein Absetzen von HCQ war eine retinale Toxizität (42,3 %), gefolgt von Patientenpräferenz (34,6 %), anderen verdächtigen oder bestätigten unerwünschten Ereignissen (15,4 %), der Empfehlung seitens eines Ophthalmologen in Bezug auf Makuladegeneration oder eines Rheumatologen im Hinblick auf eine ruhige Erkrankung (je 3,8 %). 

Bei ruhigem SLE kann nach langjähriger HCQ-Therapie somit ein Absetzen oder Pausieren bei nur geringem Schubrisiko erwogen werden.    

Quelle: Arthritis Res Ther 2020; 22(1): 191