COVID-19 UND RHEUMATOLOGIE

Therapien, Krankheitsrisiken und Impfungen im Fokus

Das Thema COVID-19 drückt der Rheumatologie weiter den Stempel auf. Im Fokus bleiben die Risiken von Patienten mit autoimmunen, entzündlichen rheumatischen Erkrankungen (AIRD) sowie die Sicherheit und Wirksamkeit von COVID-19-Impfungen. Im Folgenden sei ein kurzer Überblick über die aktuellen Entwicklungen gegeben.

Zu Beginn zu den bei COVID-19-Patienten erprobten Medikamenten aus der Rheumatologie: Nachdem die EMA Ende 2021 erst den bei schwerem COVID-19 getesteten Interleukin-6-Rezeptorinhibitor (IL-6-Ri) Tocilizumab (in Kombination mit Glukokortikoiden, GK) und dann den IL-1-Ri Anakinra zugelassen hat, steht diese Zulassung für den von der WHO bereits empfohlenen Januskinase-1/2-Inhibitor (JAKi) Baricitinib noch aus. Dieser reduzierte in der von Peter Horby, Oxford (Großbritannien), und Kollegen vorveröffentlichten RECOVERY-Studie die Mortalität von mit schwerem COVID-19 hospitalisierten Patienten (12 vs. 14 %; adj. Rate Ratio, RR 0,87) sowie Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung und erhöhte die Chance, nach 28 Tagen lebend aus der Klinik entlassen zu werden. Die für Baricitinib demonstrierten Vorteile blieben jedoch deutlich hinter jenen früherer Studien zurück. Ein Grund hierfür könnte die sehr gute Standardtherapie (zu 95 % Dexamethason, 23 % mit Tocilizumab und 20 % mit Remdesivir) sein. (1) Kein Nutzen wurde hingegen für den JAKi Ruxolitinib in der Phase-III-Studie RUXCOVID nachgewiesen. (2)

Vermehrt Daten zu Kindern und Jugendlichen verfügbar

Dass das Risiko von AIRD-Patienten für eine COVID-19-Infektion (RR 1,53) und auch die Mortalität (Odds ratio, OR 1,74) erhöht sind, ergab eine große Metaanalyse von Experten der Global Rheumatology Alliance um Richard Conway, Dublin (Irland) und Evelyn Hsieh, New Haven (USA). (3) Die bislang größte Analyse zu Kindern und Jugendlichen mit AIRD – unter Nutzung von Daten aus den EULAR COVID-19- und CARRA-Registern sowie der COVID-19 Global Paediatric Rheumatology Database von Kimme Hyrich, Manchester (Großbritannien), und Kollegen ergab, vorwiegend Patienten juveniler idiopathischer Arthritis (JIA) einschließend, eine relativ niedrige Hospitalisierungsrate (7 %). Höher war wie bei Erwachsenen das Risiko bei systemischem Lupus erythematodes, Mischkollagenosen und Vaskulitiden (OR 4,3), autoinflammatorischen Syndromen (OR 3,0) und Adipositas (OR 4,0). Biologika schienen nicht mit einem schlechteren Verlauf assoziiert zu sein. (4) Auch bei Jugendlichen mit AIRD ist von einer guten Wirksamkeit (und Sicherheit) der mRNA-Imfungen auszugehen, die aber bezüglich des humoralen Ansprechens nicht ganz an das Niveau bei gesunden Jugendlichen heranreicht, berichteten israelische Experten um Merav Heshin-Bekenstein, Tel Aviv. (5)

Eine Studie zu nicht-vakzinierten AIRD-Patienten von David Simon und Georg Schett, Erlangen, ergab, dass mit bDMARDs behandelte Teilnehmer eine niedrigere Prävalenz von SARS-CoV-2-Antikörpern aufwiesen, nach der Infektion seltener serokonvertierten und ein weniger langlebiges humorales Ansprechen zeigten. (6) Dass AIRD-Patienten mindestens drei mRNA-Impfungen benötigen, bestätigen Julie J. Paik, Baltimore (USA) und Kollege, die nach der Booster-Impfung bei 92 % ein verbessertes humorales Ansprechen feststellten. Insbesondere Patienten auf Rituximab und Mycophenolat Mofetil (MMF) sind dringliche Kandidaten für eine vierte Impfdosis (also einen zweiten Booster). (7) Deutsche Experten um Robert Biesen, Berlin, kommen auf Basis einer retrospektiven Studie zu der Schlussfolgerung, dass bei Patienten auf Methotrexat (MTX) das humorale Ansprechen erniedrigt und eine 10-tägige Pause nach der Impfung empfehlenswert ist, um die Chance ausreichend hoher Antikörpertiter zu wahren. (8)   

Quellen:
1   medRxiv 2022; doi: 10.1101/2022.03.02.22271623
2   Lancet Rheumatol 2022; doi: 10.1016/S2665-9913(22)00044-3
3   Arthritis Rheumatol 2022; doi: 10.1002/art.42030
4   Ann Rheum Dis 2022; doi: 10.1136/annrheumdis-2022-222241
5   Rheumatology 2022; doi: 10.1093/rheumatology/keac103
6   Arthritis Rheumatol 2022; doi: 10.1002/art.42035
7   Lancet Rheumatol 2022; doi: 10.1016/S2665-9913(22)00065-0
8   Ann Rheum Dis 2022; doi: 10.1136/annrheumdis-2021-221876