ANTIRHEUMATISCHE THERAPIEN BEI COVID-19

Teilerfolge, aber auch enttäuschte Hoffnungen

Der Einsatz antirheumatischer Therapien bei COVID-19 nimmt zumindest ein wenig Fahrt auf. So wird Tocilizumab in Kombination mit Dexamethason von ersten Fachgesellschaften für bestimmte Patientengruppen empfohlen – ein beschleunigtes Zulassungsverfahren der EMA läuft. Letzteres gilt auch für den Januskinase (JAK)-Inhibitor Baricitinib. Im Juli startete die EMA nun auch eine Evaluation des Interleukin (IL)-1-Rezeptor-Antagonisten Anakinra bei Patienten mit COVID-19-Pneumonie. Eine Enttäuschung bot hingegen eine Phase-III-Studie zum Anti-IL-1b-Antikörper Canakinumab.

In der von Roberto Caricchio, Philadelphia (USA), und Kollegen publizierten internationalen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studie, die an 39 Zentren in Europa und den USA durchgeführt wurde, erhielten 454 hospitalisierte Patienten (im Mittel 59 Jahre, 41,2 % Frauen) mit COVID-19-Pneumonie, Hypoxie (aber ohne erforderliche invasisve Beatmung) und systemischer Hyperinflammation, definiert als erhöhte CRP- oder Ferritin-Blutkonzentration, im Verhältnis 1:1 eine einzelne i.v.-Infusion von Canakinumab (450 mg bei einem Körpergewicht [KG] 40-<60 kg, 600 mg bei einem KG 60-80 kg und 750 mg bei einem KG >80 kg) oder Placebo (je n=227). Primärer Endpunkt war das Überleben ohne invasive Beatmung von Tag 3 bis 29, sekundäre Endpunkte die COVID-19-assoziierte Sterblichkeit, Biomarker der systemischen Hyperinflammation und das Sicherheitsprofil.

Insgesamt 417 (91,9 %) der Patienten schlossen Tag 29 der Studie ab. Bis zu diesem Tag überlebten ohne invasive Beatmung 198 (88,8 %) der Patienten unter Canakinumab und 191 (85,7 %) in der Placebogruppe (Δ3,1 %; 95% KI -3,1 bis 9,3 %), entsprechend einer Odds ratio (OR) von 1,39 (95% KI 0,76-2,54; p=0,29). An COVID-19 starben 11 (4,9 %) der Patienten unter Canakinumab und 16 (7,2 %) in der Placebogruppe (Δ−2,3 %; 95% KI −6,7 bis 2,2 %), entsprechend einer OR von 0,67 (95% KI 0,30-1,50). Schwere unerwünschte Ereignisse traten unter Canakinumab etwas seltener auf (16,0 vs. 20,6 %). Ein Vergleich mit den kurzen Studien bzw. retrospektiven Analysen zu oftmals invasisv beatmeten Patienten ist schwierig, womöglich war in dieser prospektiven Studie angesichts der relativ niedrigen Mortalität COVID-19 (noch) nicht schwer genug ausgeprägt – der signifikante Nachweis einer Verbesserung der Überlebenschancen nach 4 Wochen wurde jedenfalls verpasst.

Quelle: JAMA 2021; 326(3): 230-239