Geprägt war der Kongress von einer Vielzahl an wissenschaftlichen Beiträgen (über mehr als 60 Sessions verteilt), aktuellen Forschungsergebnissen (über 300 Poster) und praxisrelevanten Diskussionen, die trotz des schönen Spätsommerwetters sehr gut frequentiert waren. Zu den positiven Aspekten zählen die Fortschritte in der personalisierten Medizin, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und die steigende Verfügbarkeit wissenschaftlicher Innovationen.
Ein Wermutstropfen – vor allem angesichts des Vortrags von Dr. Oliver Hendricks, der über die Vorzüge des dänischen Gesundheitssystems berichtete – bleibt aber die zuletzt durch das DGRh-Memorandum widergespiegelte Versorgungsrealität in Deutschland. Angesichts der Tatsache, dass derzeit die neuen Facharztzulassungen das altersbedingte Ausscheiden rheumatologischer Rheumatologinnen und Rheumatologen nicht ausgleichen können, bedarf es innovativer Konzepte, um eine zukunftsfähige rheumatologische Betreuung zu sichern – beispielsweise unter Einbezug der Hausärztinnen und Hausärzte wie im TELE RHEUMA plus-Projekt in Rheinland-Pfalz. Besonders wichtig ist der DGRh aber vor allem die Gewinnung – z. B. über die #rhmtlgy-Kampagne – und Förderung des rheumatologischen Nachwuchses durch das frühzeitig ausgebuchte Studierendenprogramm. Ein weiterer Ansatz – die Erkenntnisse aus DELIVER-CARE werden hier sicher helfen, die Delegation in der Regelversorgung zu verankern – besteht in der Rheumatologischen Fachassistenz, der Fachverband hielt bereits am Eröffnungstag sein 24. Fortbildungstreffen ab.
Ein besonderes Highlight war die Plenarsitzung zu geschlechtsspezifischen Aspekten, die Unterschiede in Krankheitsverläufen, Diagnostik und Therapieansprechen zwischen Frauen und Männern beleuchtete und wertvolle Impulse für eine individualisierte Behandlung lieferte. Ebenso im Fokus standen Sitzungen zu aktuellen Entwicklungen bei zellulären Therapien und neuen Wirkstoffen – so wurden etwa während des Kongresses erstmals Ergebnisse einer in vivo CAR-T-Zelltherapie berichtet. Im Fokus standen ferne Leitlinien-Updates, allem voran natürlich die S2k-Leitlinie zur systemischen Sklerose. Intensiv diskutiert wurde der Themenkomplex Sport, Fatigue und Rheuma – leider werden hier noch zu viele Chancen nicht ausreichend genutzt. Auf einem guten Weg ist man auch bei der Erkundung der Rolle des Mikrobioms bei Entzündungsprozessen und immunologischen Mechanismen. Darüber hinaus förderten interdisziplinäre Sessions den Austausch mit benachbarten Fachgebieten, etwa der Nephrologie oder Ophthalmologie. Zum Abschluss des Kongresses veranstaltete die Deutsche Rheuma-Liga wieder den Patientinnen-/Patiententag.
Auf ein Wiedersehen beim Deutschen Rheumatologiekongress 2026, der – dann wieder gemeinsam mit der DGORh und auch der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) – vom 9.-12. September 2026 unter Leitung des amtierenden DGRh-Präsidenten Prof. Dr. Ulf Wagner im Congress Center Leipzig abgehalten wird.
Prof. Dr. med. Andreas Schwarting
Leiter des Schwerpunktes Rheumatologie und klinische Immunologie,
Facharzt für Innere Medizin, Nephrologie, Rheumatologie und Immunologie
Universitätsmedizin Mainz - I.
Medizinische Klinik und Poliklinik
Langenbeckstr. 1, 55131 Mainz
