Einzelpraxis: maximale Unabhängigkeit, maximale Verantwortung
Die klassische Einzelpraxis bietet ein hohes Maß an Selbstbestimmung – sowohl in medizinischer als auch in organisatorischer Hinsicht. Entscheidungen können schnell und eigenständig getroffen werden, die Gestaltung der Praxis liegt vollständig in der eigenen Hand. Gleichzeitig trägt man die volle Verantwortung – für Personal, Finanzen, Organisation und Patientenversorgung.
Geeignet für: Ärztinnen/Ärzte mit unternehmerischem Interesse, klarer Vision und dem Wunsch nach maximaler Autonomie.
Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) bzw. Gemeinschaftspraxis: gemeinsam stark
In einer BAG – umgangssprachlich auch Gemeinschaftspraxis genannt – teilen sich zwei oder mehr Ärztinnen/Ärzte nicht nur Räume und Personal, sondern auch die Verantwortung für die medizinische Versorgung und die wirtschaftliche Führung der Praxis. Dieses Modell bietet Synergieeffekte, gegenseitige Vertretung und fachlichen Austausch, erfordert aber auch klare Absprachen und ein hohes Maß an Teamfähigkeit.
Geeignet für: Kolleginnen/Kollegen, die gemeinsam gestalten und voneinander profitieren möchten.
Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ): interdisziplinär und strukturiert
MVZs bieten eine strukturierte, oft größere Versorgungsform mit mehreren Fachrichtungen unter einem Dach. Sie sind häufig in Trägerschaft von Krankenhäusern oder fachärztlichen Trägern organisiert. Für Rheumatologinnen/Rheumatologen kann dies eine attraktive Option sein, insbesondere wenn sie sich in der Anstellung auf die medizinische Tätigkeit konzentrieren möchten.
Geeignet für: Ärztinnen/Ärzte, die Wert auf interdisziplinäre Zusammenarbeit und organisatorische Entlastung legen.
Praxisgemeinschaft: gemeinsam unter einem Dach, aber wirtschaftlich getrennt
In der Praxisgemeinschaft teilen sich mehrere Ärztinnen/Ärzte Räume und Infrastruktur, arbeiten jedoch wirtschaftlich unabhängig voneinander. Dieses Modell bietet Kostenvorteile bei gleichzeitig hoher Eigenständigkeit – allerdings ohne gemeinsame Patientenführung.
Geeignet für: Ärztinnen/Ärzte, die kollegiale Nähe suchen, aber wirtschaftlich unabhängig bleiben möchten.
Filialpraxis: ein Standort – mehrere Möglichkeiten
Die Filialpraxis ist eine Erweiterung bestehender Praxen auf einen oder mehrere zusätzliche Standorte. Sie ermöglicht eine breitere regionale Versorgung und kann wirtschaftlich attraktiv sein – erfordert aber auch eine gute Organisation und klare Verantwortlichkeiten.
Geeignet für: Etablierte Praxen mit Expansionsinteresse oder Kooperationen mit regionalem Versorgungsauftrag.
Privatpraxis: mehr Zeit, weniger Bürokratie
Die Privatpraxis richtet sich ausschließlich an privatversicherte Patientinnen/Patienten und Selbstzahler/innen. Sie ermöglicht eine individuelle Betreuung, geringere Patientenzahlen und mehr Zeit pro Behandlungsfall – allerdings ohne Zugang zu Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung und mit potenziell schwankender Auslastung. Für eine reine Privatpraxis ist kein Kassensitz notwendig.
Geeignet für: Kolleginnen/Kollegen mit klarer Positionierung und unternehmerischer Risikobereitschaft.
Anstellung: ein sinnvoller Einstieg
Nicht jede Entscheidung muss endgültig sein. Viele Rheumatologinnen/Rheumatologen starten zunächst in einer angestellten Position – etwa in einem MVZ, einer BAG oder einer Einzelpraxis – und sammeln dort wertvolle Erfahrungen. Je nach Lebensphase, familiärer Situation oder beruflicher Entwicklung kann später der Schritt in die Selbstständigkeit erfolgen. Der Leitfaden zeigt auch hier verschiedene Wege auf und unterstützt bei der langfristigen Planung.
Fazit
Die Wahl der passenden Praxisform ist ein zentraler Baustein auf dem Weg in die Niederlassung. Sie sollte gut überlegt und auf die eigenen beruflichen Ziele, Werte und Lebensumstände abgestimmt sein. Der Leitfaden zur Niederlassung des BDRh bietet hierzu eine strukturierte Entscheidungshilfe, Erfahrungsberichte und Checklisten, die bei der Auswahl unterstützen.
Mehr zum Thema inklusive Businessplan und Praxisführung finden Sie im Leitfaden des BDRh zur Niederlassung: www.rheumatologie-begeistert.de/leitfaden-niederlassung