Ich habe versucht, Kontakte zu den angestellten Kolleginnen und Kollegen an unseren benachbarten Kliniken zu knüpfen. Dies hat meines Erachtens zwei große Vorteile. Man kann sich hier persönlich kennenlernen und durch Offenheit und Kollegialität ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Man kann über die Arbeit in der niedergelassenen Praxis informieren und die großen Vorteile und Chancen der selbstständigen Arbeit in der Praxis vermitteln. Hier bieten sich insbesondere die Kontakte bei Fortbildungsveranstaltungen an. Ganz wichtig ist dabei auch der Kontakt zu den leitenden Ärztinnen und Ärzten an den Krankenhäusern, denn viele sehen ihre Weiterbildungsfunktion auch darin, den von Ihnen ausgebildeten Fachärztinnen und Fachärzten eine berufliche Perspektive anbieten zu können, wenn ihre Weiterbildungszeit am Krankenhaus zu Ende geht.
Im Landesverband des Berufsverbandes haben wir die Notwendigkeit erkannt, durch eigene Aktivitäten ein Forum zu schaffen, um abgabewillige Kolleginnen und Kollegen mit angestellten Krankenhausärztinnen und -ärzten in Kontakt zu bringen und hier vor allem Informationen über die gegenseitigen Bedürfnisse zu schaffen. Ziel ist es hier, durch das Angebot einer gemeinsamen Weiterbildung sowohl im stationären als auch im niedergelassenen Bereich eine Basis für eine spätere Tätigkeit in der Niederlassung zu schaffen. Das Angebot für Vertretungen ist eine weitere gute Möglichkeit, den Alltag der niedergelassenen Praxis zu vermitteln. Der zweite wichtige Aspekt zur Nachfolgesuche im regionalen Bereich ergibt sich aus der Tatsache, dass in dieser Lebensphase nach Abschluss der Weiterbildungszeit häufig bereits eine starke Verwurzelung, zusammen mit dem Lebenspartner oder der Familie stattgefunden hat. Wie ich aus Bemühungen meiner Kolleginnen und Kollegen eine Nachfolgerin bzw. einen Nachfolger zu finden erfahren habe, war dies häufig ein Grund, warum eine Nachfolge schwierig war oder auch nicht zu Stande kam. Ich war dankbar für das Angebot, in Rheuma Management meinen Praxissitz zur Abgabe anbieten zu können und die Möglichkeit zu erhalten, die Praxis mit ihren speziellen Vorteilen hier ausführlich darstellen zu können. So kam der Kontakt auch zu überregionalen Interessenten zu Stande.
Letztendlich ist es mir aber gelungen, einen Kollegen aus der Region für meine Nachfolge zu gewinnen, mit dem ich schon über einen längeren Zeitraum im Kontakt war. Voraussetzung dafür ist ein persönliches Vertrauensverhältnis, das sich im Laufe dieser Gespräche herausbilden muss. Dies muss insbesondere auch zu den Kolleginnen und Kollegen bestehen, in deren Kooperation man eintritt.
Ein großer Vorteil war, dass ich meinem Nachfolger hier eine funktionierende Organisation anbieten konnte, mit einem langjährigen erfahrenen Kollegen und einer jüngeren Kollegin mit ebenfalls jetzt schon mehrjähriger Erfahrung in der Praxis. Ein gleitender Übergang und ein stufenweises Hineinwachsen in die besonderen Bedingungen der Niederlassung wurden dadurch ermöglicht. Dies kann sicher dazu beitragen, Bedenken zu Herausforderungen der selbstständigen Tätigkeit zu vermindern.
Die Möglichkeit mit einem kompetenten und eingearbeiteten Praxisteam arbeiten zu können, ist von großer Bedeutung bei der zunehmenden Schwierigkeit, gutes Personal zu finden.
Dr. med. Magnus Schiebel
Ludwigsburg
Vor 30 Jahren habe ich mich in Reutlingen niedergelassen, zunächst in einer Praxisgemeinschaft mit einem hausärztlichen Internisten. Vor 20 Jahren haben wir dann zu zweit eine rheumatologische Schwerpunktpraxis gegründet, die noch durch einen halben Sonderbedarfssitz mit einer angestellten Ärztin ergänzt wurde.
Zur Planung meiner Praxisabgabe habe ich Kontakte zu Kollegen und leitenden Ärzten der benachbarten Kliniken, die Rheumatologen ausbilden, geknüpft, leider zunächst ohne Erfolg, auch bei Bedenken der Kollegen bezüglich der Niederlassung allgemein.
Dann folgte logischerweise der Versuch über eine Anzeige in Rheuma Management, die ja lokale und überregionale Kontakte in ganz Deutschland ermöglicht. Es meldeten sich u. a. auch Kollegen aus den neuen Bundesländern, die ja viele rheumatologische Ausbildungsstellen vorhalten. Die große Entfernung und die Notwendigkeit, den Lebensmittelpunkt mit Partner und Familie zu verlegen, ließen diese Versuche scheitern. Über die Anzeige kam dann aber auch ein Kontakt zu einer Kollegin zustande, die bereits als angestellte Ärztin in Teilzeit in einer Schwerpunktpraxis in der Nähe arbeitete. Sie wollte zeitlich aufstocken und sich selbständig machen.
Vor Vorteil für ihre Entscheidung für meinen Praxisanteil war natürlich die Konstellation einer BAG mit 2,5 Arztsitzen mit der Möglichkeit des kollegialen Austausches und das gut eingearbeitete Praxisteam. Für eine intensive Übergabe, auch für den Übergang in die Selbständigkeit aus dem bisherigen Angestelltenstatus haben wir eine Anstellung der Nachfolgerin als Sicherstellungsassistentin über drei Monate vor meinem Ausscheiden vereinbart. Dies kam uns beiden und der Information der Patienten zugute.
Abgabewilligen Kollegen möchte ich vor allem eine FRÜHE Planung empfehlen,
d. h. den Beginn mindestens zwei Jahre vor dem geplanten Abgabetermin. Schon alleine der Abgabevorgang bezüglich der KV dauert 6-7 Monate (ein reibungsloser Ablauf vorausgesetzt…).
Mein Fazit und meine Mitteilung an die jungen potenziellen Niedergelassenen der Zukunft: Ich würde unverändert wieder den Weg in die eigene Praxis dem Verbleib in der Klinik vorziehen. Man hat trotz sicher bestehender Zwänge und einengender Bedingungen mehr Gestaltungsfreiheit als in der Klinik. Heute bietet sich ja auch der Zwischenschritt einer Anstellung in der Praxis an, um Erfahrungen zu sammeln.
Dr. med. Christiane Hartmann
Reutlingen
Leitfaden zur Niederlassung – Veröffentlichung zum BDRh-Kongress
Der Weg in die Niederlassung bringt viele Fragen mit sich – deshalb hat die AG Niederlassung und Nachwuchs des BDRh in Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle einen Leitfaden zur Niederlassung geschrieben. Die Idee entstand aus Interviews mit kürzlich niedergelassenen Rheumatologinnen und Rheumatologen, die den Wunsch nach gebündelten Informationen geäußert haben.
Der Leitfaden bietet praxisnahe Informationen rund um Finanzierung, Praxisorganisation und rechtliche Rahmenbedingungen. Vorgestellt wird er erstmals auf dem BDRh-Kongress am 25./26. April bei der Session NextGen Rheumapraxis (9:15 Uhr, Samstag). Ab dann ist er sowohl digital als auch in Print bei der Geschäftsstelle erhältlich.