GICHTARTHRITIS

Potenzielle neue Therapieoptionen im Überblick

Auf dem EULAR-Kongress 2025 wurden gleich mehrere Phase-II und III-Studien zu neuen Therapiekandidaten bei Gicht vorgestellt, wovon jedoch nur einer realistische Chancen haben dürfte, eines Tages auf den europäischen Markt zu gelangen.

Letzteres gilt für SAP-001, das sich durch einen neuartigen Wirkmechanismus auszeichnet, in dem es nicht an URAT1, sondern primär an einem anderen wichtigen renalen Urat-Transporter ansetzt und eine stärkere Harnsäuresenkung als bisherige Therapien verspricht. US-amerikanische Rheumatologen um Kenneth Saag, Birmingham, prüften SAP-001 in einer 6-monatigen randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-IIb-Studie bei 87 Patienten mit refraktärer Gicht mit oder ohne tastbaren Tophi – 90 % waren bereits auf Allopurinol, der mittlere Serum-Harnsäurespiegel (sUA) betrug 8,37 mg/dl. Mit Dosierungen von je 1x 10, 30 oder 60 mg/Tag SAP-001 (letztere war am stärksten wirksam) erreichten nach 12 Wochen 44-70 % den sUA-Zielwert <6 mg/dl (vs. 10,5 % unter Placebo plus Allopurinol), nach 6 Monaten waren es 50-79 % (37-56 % <5 mg/dl). In allen Gruppen kam es in ca. 30 % der Fälle zu einem Flare, das Sicherheitsprofil war überaus gut, schwere Nebenwirkungen blieben gänzlich aus. Die Phase-III-Daten bleiben abzuwarten, aber dieses Medikament könnte die Aussicht auf eine potente und relativ sichere Therapie bieten. (1)

Nur kurz eingegangen sei auf neue Therapien chinesischer Hersteller, für die zumeist keine Zulassung in Europa angestrebt wird. So stellten Huihua Ding, Shanghai (China), und Kollegen eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Phase-III-Studie zu dem URAT1-Inhibitor Ruzinurad mit 773 Patienten vor, die ihren primären Endpunkt erreichte. Nach 52 Wochen erreichten 52,6 % (Ruzinurad) vs. 34,5 % (Allopurinol) den sUA-Zielwert <6 mg/dl, dies bei recht guter Sicherheit. (2) Zur Reduktion des Schubrisikos bei Initiierung einer harnsäuresenken Therapie wurde der Interleukin (IL)-1b-Inhibitor Genakumab in einer randomisierten, offenen, aktiv-kontrollierten Phase-II-Studie bei 162 Patienten untersucht. Laut Yu Xue, Pingxiang (China), und Kollegen bot eine einzelne s.c. Genakumab-Injektion 100 oder 200 mg über 12 Wochen im Vergleich zu täglichem Colchicin eine deutlich bessere Schubreduktion (1,8 bzw. 0 % vs. 21,8 %), Sicherheit und Verträglichkeit waren ähnlich. (3) Genakumab wird auch in anderen Indikationen geprüft: In einer chinesischen Phase-II-Studie erwies es sich bei systemischer JIA als vergleichbar effektiv wie Tocilizumab. (4)                                                

Quellen:
1   Ann Rheum Dis 2025; 84 (Suppl 1): 320 (LB0008)
2   Ann Rheum Dis 2025; 84 (Suppl 1): 240 (OP0302)
3   Ann Rheum Dis 2025; 84 (Suppl 1): 238 (OP0299)
4   Ann Rheum Dis 2025; 84 (Suppl 1): 171 (OP0206)