RÜCKBLICK AUF DEN VIRTUELLEN EULAR-KONGRESS 2021

Neues aus der Rheumatologie im Zeichen von COVID-19

Prof. Dr. Gerd-Rüdiger Burmester

Prof. Dr. Gerd-Rüdiger Burmester

Erneut musste der Kongress der European Alliance of Associations for Rheumatology (EULAR) 2021 als reine Online-Veranstaltung ausgetragen werden. Mit wiederum über 3.000 Abstracts und Postern, 34 Oral Abstract Sessions, 42 Poster-Touren sowie zahlreichen klinischen und Grundlagen-Sitzungen, den bewährten HOT („How to Treat“)- und WIN („What Is New“)-Sessions, Practical Skills-Session, drei EULAR-Debatten, einer Late-breaking Abstracts-Session und mehreren Leitlinien-Präsentationen kann der Kongress als großer Erfolg verbucht werden. Registriert wurden ungefähr 18.000 Teilnehmer.

Zum guten Gelingen des Kongresses trugen natürlich auch in diesem Jahr die unter dem Dach der EULAR befindliche europäische Patientenorganisation „People with Arthritis and Rheumatism in Europe“ (PARE) und der Zusammenschluss des rheumatologischen Fachassistenzpersonals, die „Health Professionals in Rheumatology“ (HPR), bei.

Einen Schwerpunkt bildete das Thema COVID-19, auch ein Ausblick auf das Update der EULAR-Empfehlungen wurde gegeben. Hervor stachen neue Daten aus dem COVID-19 Global Rheumatology Alliance-Register, wonach Rituximab, aber offenbar auch Januskinase (JAK)-, im Vergleich zu TNFα-Inhibitoren (TNFi), häufiger mit einem schweren Verlauf assoziiert waren. Dass die Impfstoffe auch bei Rheumapatienten sicher sind, bestätigen Daten des europäischen COVAX-Registers. Meist wird ein ausreichendes Impfansprechen erreicht, deutlich herabgesetzt ist dieses jedoch laut israelischen Daten zur mRNA-Vakzine (Biontech/Pfizer) unter Rituximab. Eine verringerte Immunogenität zeigte sich auch unter Glukokortikoiden (GK), Abatacept und Mycophenolat Mofetil. Zu Patienten mit schwerer COVID-19-Pneumonie und systemischer Hyperinflammation wurden positive Daten einer Phase-II-Studie zu dem auch bei Riesenzellarteriitis (RZA) geprüften Granulozyten-Makrophagen-Kolonie-stimulierenden Faktor (GM-CSF)i Mavrilimumab vorgestellt.

Bei der rheumatoiden Arthritis (RA) zeigen Daten aus dem RABBIT-Register, dass bei älteren Patienten >70 Jahren bDMARDs und JAK-Inhibitoren gegenüber csDMARDs nicht mit einem höheren Infektionsrisiko assoziiert sind. Skandinavische Daten belegen, dass bei Schwangeren mit RA primär eine höhere Krankheitsaktivität das Risiko für Fehlgeburten und ein niedriges Geburtsgewicht treibt. Positive Phase-II-Daten gab es zu einem Konjugat aus Adalimumab und einem GK-Rezeptor-Modulator (GRM).

Ein Highlight des Kongresses war das Update der GRAPPA-Leitlinie zur Psoriasis-Arthritis (PsA), das neueren Therapien wie JAKi- und Interleukin (IL-23)i Rechnung trägt. Die Bedeutung der IL-23i bei PsA wird durch zwei Phase-III-Studien (KEEPsAKE-1 und -2) zu Risankizumab gestützt. Phase-II-Daten nähren zudem die Hoffnung, dass mit dem Tyrosinkinase (TYK)-2i Deucravicitinib eine weitere orale Therapie verfügbar werden könnte. Eine Enttäuschung boten hingegen die Ergebnisse einer dänischen Studie zur fäkalen Mikrobiota-Transplantation (FMT), die gegenüber einer Scheinintervention häufiger mit einem Therapieversagen assoziiert war. Bei axialer Spondyloarthritis (axSpA) verdichten sich die Hinweise, dass ein längerer Einsatz von TNFi die röntgenologische Progression reduziert. Weiterhin positive Daten wurden zu zwei JAKi präsentiert. Der IL-17Ai Secukinumab bot in einer Phase-III-Studie (JUNIPERA) bei Enthesitis-assoziierter Arthritis (ERA) und juveniler PsA gute Ergebnisse.

Während beim systemischen Lupus erythematodes die Zulassung von Anifrolumab noch aussteht, gab es positive Daten einer Phase-II-Studie zu einer sequenziellen Therapie mit Rituximab und Belimumab – eine solche Kombination könnte auch beim primären Sjögren-Syndrom eine Option sein. Während Lenabasum in einer Phase-III-Studie (RESOLVE-1) bei systemischer Sklerose enttäuschende Ergebnisse lieferte, bestätigte eine unabhängige Phase-III-Studie (ProDERM) den Nutzen einer intravenösen Immunglobulin (IVIG)-Therapie bei Dermatomyositis. Auch zu den ANCA-assoziierten Vaskulitiden sowie zur RZA wurden eine Reihe interessanter Studien vorgestellt.

Auf ein Wiedersehen beim nächsten EULAR-Kongress, der erstmals als Hybridveranstaltung (virtuell und Präsenz) vom 1.-4. Juni 2022 in Kopenhagen ansteht!

Prof. Dr. med. Gerd-Rüdiger Burmester
Charité – Universitätsmedizin Berlin,
Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie
und Klinische Immunologie
Charitéplatz 1, 10117 Berlin