COVID-19 UND RHEUMATOLOGIE

Neue Erkenntnisse aus dem Global Rheumatology Alliance-Register

Schon rasch nach Beginn der SARS-CoV2-Pandemie schloss sich die COVID-19 Global Rheumatology Alliance (GRA) zusammen, um weltweit Informationen über den Einfluss der Erkrankung auf rheumatologische Patienten unter Berücksichtigung von deren jeweiliger Therapiesituation zu sammeln. Aktuelle Ergebnisse zu Risikofaktoren und therapieassoziierten Ereignissen veröffentlichten nun Pedro M. Machado, London (Großbritannien), und Kollegen. Weitere Daten stammen aus einem französischen Register und einer italienischen Studie, die sich ebenfalls mit dem Risiko für COVID-19 unter antirheumatischen Therapien befassten.

Im fortlaufenden COVID-19 GRA-Register wurden vom 1. März bis 1. Juli 2020 3.729 erwachsene Patienten (im Mittel 57 Jahre, 68 % Frauen) mit einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung (ERE) und bestätigtem COVID-19 oder Verdacht darauf erfasst. Als primärer Endpunkt wurde die COVID-19-assoziierte Mortalität evaluiert. Als potenzielle Einflussfaktoren wurden Alter, Geschlecht, Rauchen, Komorbiditäten, Diagnosen von ERE, Krankheitsaktivität und die Medikation in multivariaten logistischen Regressionsmodellen untersucht. Die Analysen wurden ferner gemäß der Krankheitsentität stratifiziert, die häufigsten Diagnosen waren rheumatoide Arthritis (RA; 37,4 %), Spondyloarthritis (SpA; 11,6 %), Psoriasis-Arthritis (PsA; 11,8 %), systemischer Lupus erythematodes (SLE; 10,5 %), andere Kollagenosen (14,3 %) und Vaskulitiden (8,7 %).


Daten aus deutschem COVID 19 Rheuma-Register bestätigt

Von den Teilnehmern verstarben 390 (10,5 %). Unabhängig mit der COVID-19-assoziierten Sterblichkeit verknüpfte Faktoren waren das Alter (66–75 Jahre: Odds ratio, OR 3,00, 95% KI 2,13-4,22; >75 Jahre: OR 6,18; 95% KI 4,47-8,53; jeweils vs. ≤65 Jahre), männliches Geschlecht (OR 1,46, 95% KI 1,11-1,91), Hypertonie in Kombination mit kardiovaskulärer Erkrankung (OR 1,89, 95% KI 1,31-2,73), chronische Lungenerkrankungen (OR 1,68, 95% KI 1,26-2,25) und die Einnahme von Prednisolon-Äquivalent >10 mg/Tag (OR 1,69, 95% KI 1,18-2,41; vs. kein Glukokortikoid, GK). Wie auch im deutschen COVID-19 Rheuma-Register beschrieben, war eine moderate/hohe Krankheitsaktivität (vs. niedrige Krankheitsaktivität bzw. Remission) mit einem höheren Sterblichkeitsrisiko assoziiert (OR 1,87, 95% KI 1,27-2,77). Rituximab (OR 4,04, 95% KI 2,32-7,03), Sulfasalazin (OR 3,60, 95% KI 1,66-7,78), Immunsuppressiva (IS; Azathioprin, Cyclophosphamid, Ciclosporin, Mycophenolat Mofetil, MMF oder Tacrolimus: OR 2,22, 95% KI 1,43-3,46) und keine DMARD-Therapie (OR 2,11, 95% KI 1,48-3,01) waren gegenüber einer Methotrexat (MTX)-Monotherapie mit einer erhöhten Mortalität verbunden, nicht hingegen andere cs, ts- bzw. bDMARDs. Ein relativ hohes Risiko zu versterben hatten insbesondere RA- und Vaskulitis-Patienten. Somit bestätigten sich die bekannten Risikofaktoren, aber auch der negative Einfluss einer höheren Krankheitsaktivität und hohen GK-Dosis. Auch bei Rituximab, Sulfasalazin sowie einigen IS scheint besondere Vorsicht angebracht. (1)

Vergleichbare Ergebnisse lieferte das von Eric Hachulla, Lille, und Kollegen publizierte französische COVID-19 Rheuma-Register mit 694 Patienten, in dem die Mortalität 8,3 % betrug. Erhöht war hier das Risiko bei Vaskulitiden (OR 2,25) und autoinflammatorischen Erkrankungen (OR 7,88), als riskante Medikamente erwiesen sich jenseits von GK (OR 1,97) wiederum Rituximab (OR 4,34) sowie MMF (OR 7,67), wohingegen TNFα- und Interleukin (IL)-6-Inhibitoren, MTX und Hydroxychloroquin unproblematisch waren. (2) In die gleiche Richtung wies zuvor eine Studie italienischer Rheumatologen um Ennio Giulio Favalli, Mailand, mit 2.050 ERE-Patienten (2,5 % mit starkem Verdacht auf oder bestätigtem COVID-19). Das COVID-19-Risiko war unter GK (speziell in höherer Dosierung, aber auch bereits ab 2,5 mg/Tag) deutlich erhöht (adj. OR 1,23-3,20), während es unter JAK-Inhibitoren und bDMARDs geringer war (adj. OR 0,47). (3)


Quellen:
1   Ann Rheum Dis 2021; doi: 10.1136/annrheumdis-2020-219498
2   Ann Rheum Dis 2021; 80(4): 527-538
3   Arthritis Res Ther 2020; 22(1): 290