ENTZÜNDLICH-RHEUMATISCHE ERKRANKUNGEN

Mitunter schwächere Wirkung der SARS-CoV-2-Impfung

Eine SARS-CoV-2-Impfung führt auch bei Patienten, die infolge ihrer Grunderkrankung oder einer immunsuppressiven Therapie ein geschwächtes Immunsystem aufweisen zwar meistens zu einer Serokonversion, jedoch fiel die Antikörperantwort in der von britischen Experten um Carl Goodyear, Glasgow, auf dem Preprint-Server im Lancet publizierten Interims-Ergebnisse der laufenden multizentrischen prospektiven Beobachtungsstudie OCTAVE häufig schwächer aus als bei gesunden Personen.

Aktuell vorgestellt wurden zunächst die Daten von 600 der geplanten 3.250 Teilnehmer (bis jetzt wurden insgesamt 2.583 Patienten rekrutiert) der OCTAVE-Studie, die Patienten mit entzündlicher Arthritis (IA), rheumatoider Arthritis (RA), Psoriasis-Arthritis (PsA), ANCA-assoziierter Vaskulitis (AAV), aber auch mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Lebererkrankungen, dialysepflichtiger chronischer Niereninsuffizienz, soliden Tumoren, hämatologischen Malignomen und einige mit hämatopoetischer Stammzelltransplantation (HSCT) einschloss. Die Mehrzahl der Patienten hatte im Rahmen der britischen Impfkampagne die Biontech/Pfizer- oder AstraZeneca-Vakzine erhalten. Die humoralen und T-Zell-Antworten zu Baseline, vor der 2. Dosis und/oder 4 Wochen nach der 2. Dosis wurden mit 231 gesunden Probanden einer weiteren Studie (PITCH) verglichen.

Bei 89 % der Patienten in OCTAVE kam es 4 Wochen nach der 2. Impfdosis zu einer Serokonversion im Vergleich zu jedoch 100 % bei den 93 gesunden Geimpften der PITCH-Studie. Jenseits der dialysepflichtigen Nierenpatienten mit immunsuppressiver Therapie und jenen mit Lebererkrankungen (keine Serokonversion bei je 16,7 %) fielen besonders die 29 AAV-Patienten ins Auge, von denen nur 8 Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Spikeprotein bildeten, entsprechend keiner Serokonversion in 72,4 % der Fälle. Alle AAV-Patienten in der OCTAVE-Studie wurden mit Rituximab behandelt, was mutmaßlich der Hauptgrund für deren besonders schlechtes Abschneiden ist. Auch beim Vergleich der Antiköpertiter erreichten die Patienten der OCTAVE-Studie durchweg seltener die Titer der gesunden PITCH-Probanden. Hervor stachen hier wiederum die AAV-Patienten: Bei 87 % lagen die Antikörpertiter unter den niedrigsten in der PITCH-Studie erreichten Titern (380 E/ml nach der 2. Impfstoffdosis). Auch nach der 2. Dosis dürften daher nicht alle Patienten einen ausreichenden Impfschutz vor COVID-19 haben, auch wenn die Tests zur zellulären Immunabwehr günstiger ausfielen (überraschenderweise vor allem bei AAV-Patienten). Konkrete Aussagen zum potenziellen Nutzen einer 3. Impfdosis analog zu organtransplantierten Patienten lassen sich nicht treffen.

Quelle: Lancet 2021; doi: 10.2139/ssrn.3910058