Aktuell vorgestellt wurden zunächst die Daten von 600 der geplanten 3.250 Teilnehmer (bis jetzt wurden insgesamt 2.583 Patienten rekrutiert) der OCTAVE-Studie, die Patienten mit entzündlicher Arthritis (IA), rheumatoider Arthritis (RA), Psoriasis-Arthritis (PsA), ANCA-assoziierter Vaskulitis (AAV), aber auch mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Lebererkrankungen, dialysepflichtiger chronischer Niereninsuffizienz, soliden Tumoren, hämatologischen Malignomen und einige mit hämatopoetischer Stammzelltransplantation (HSCT) einschloss. Die Mehrzahl der Patienten hatte im Rahmen der britischen Impfkampagne die Biontech/Pfizer- oder AstraZeneca-Vakzine erhalten. Die humoralen und T-Zell-Antworten zu Baseline, vor der 2. Dosis und/oder 4 Wochen nach der 2. Dosis wurden mit 231 gesunden Probanden einer weiteren Studie (PITCH) verglichen.
Bei 89 % der Patienten in OCTAVE kam es 4 Wochen nach der 2. Impfdosis zu einer Serokonversion im Vergleich zu jedoch 100 % bei den 93 gesunden Geimpften der PITCH-Studie. Jenseits der dialysepflichtigen Nierenpatienten mit immunsuppressiver Therapie und jenen mit Lebererkrankungen (keine Serokonversion bei je 16,7 %) fielen besonders die 29 AAV-Patienten ins Auge, von denen nur 8 Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Spikeprotein bildeten, entsprechend keiner Serokonversion in 72,4 % der Fälle. Alle AAV-Patienten in der OCTAVE-Studie wurden mit Rituximab behandelt, was mutmaßlich der Hauptgrund für deren besonders schlechtes Abschneiden ist. Auch beim Vergleich der Antiköpertiter erreichten die Patienten der OCTAVE-Studie durchweg seltener die Titer der gesunden PITCH-Probanden. Hervor stachen hier wiederum die AAV-Patienten: Bei 87 % lagen die Antikörpertiter unter den niedrigsten in der PITCH-Studie erreichten Titern (380 E/ml nach der 2. Impfstoffdosis). Auch nach der 2. Dosis dürften daher nicht alle Patienten einen ausreichenden Impfschutz vor COVID-19 haben, auch wenn die Tests zur zellulären Immunabwehr günstiger ausfielen (überraschenderweise vor allem bei AAV-Patienten). Konkrete Aussagen zum potenziellen Nutzen einer 3. Impfdosis analog zu organtransplantierten Patienten lassen sich nicht treffen.
Quelle: Lancet 2021; doi: 10.2139/ssrn.3910058