NIEDERLASSUNG

Mit Plan zum Erfolg: Businessplan und Finanzierung bei dem Schritt in die Niederlassung

Der Schritt in die Niederlassung ist für Rheumatologinnen und Rheumatologen ein Meilenstein – und bedeutet mehr als nur die Entscheidung, Patientinnen und Patienten künftig außerhalb des Krankenhauses zu betreuen. „Niederlassung“ kann sowohl eine Anstellung in einer Praxis oder einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) als auch die Selbstständigkeit in eigener Praxis bedeuten. Während für eine Anstellung in der Regel keine betriebswirtschaftlichen Konzepte notwendig sind, sind Businessplan und Finanzplanung vor allem dann entscheidend, wenn Ärztinnen und Ärzte eine Praxis übernehmen, sich in eine bestehende Praxis einkaufen oder eine Neugründung wagen.

Businessplan – Pflicht oder Kür?

Ein Businessplan ist nicht zwingend vorgeschrieben, kann aber wertvolle Orientierung geben. Manche empfinden ihn als abschreckend, weil er mit Zahlen, Tabellen und Prognosen verbunden wird. Doch er ist vor allem ein Werkzeug, um Klarheit zu gewinnen.

„Viele schrecken davor zurück, weil sie den Aufwand scheuen oder glauben, dass man dafür betriebswirtschaftliche Vorkenntnisse braucht“, erzählt Martina Ratanski, eine junge Rheumatologin aus Sendenhorst. „Mir hat er aber geholfen, mein Vorhaben strukturiert anzugehen.“

BESONDERS HILFREICH IST ES, SICH DREI ZENTRALE FRAGEN ZU STELLEN

Die drei Kernfragen:

1.  Was will ich erreichen? – Welche Art von Praxis, welches Angebot, welches Patientinnen-/Patientenprofil?
2.  Wie will ich es umsetzen? – Allein, in Gemeinschaft, in Kooperation mit einem MVZ?
3.  Welche Ressourcen benötige ich dafür? – Finanzen, Personal, Räume, Geräte, Zeit.

„Allein diese Reflexion bringt Klarheit – auch wenn am Ende kein offizielles Dokument entsteht“, betont Tim Schmeiser, erfahrener Praxisgründer aus Köln.

Finanzplanung: realistisch und vorausschauend

Wer in die Selbstständigkeit geht, übernimmt auch die volle Verantwortung für die wirtschaftliche Basis der Praxis. Hier gilt: Konservativ planen, optimistisch arbeiten. Eine solide Finanzplanung sollte mindestens drei bis fünf Jahre umfassen und auf verschiedenen Szenarien beruhen – von optimistisch bis vorsichtig. Dazu gehören:

  • LIQUIDITÄTSPLANUNG: Monatliche Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben, um Engpässe früh zu erkennen.
  • RESERVEN: Rücklagen für unvorhergesehene Kosten wie Reparaturen oder Personalwechsel.
  • INVESTITIONSPLAN: Welche Anschaffungen sind sofort notwendig, was kann später ergänzt werden?
  • LAUFENDE KOSTEN: Miete, Gehälter, Versicherungen, IT-Systeme.

„Die größten Fehler entstehen, wenn man Investitionen unterschätzt oder zu optimistisch kalkuliert“, warnt Jochen Veigel, Rheumatologe und Geschäftsleiter eines medizinischen Labors in Leipzig. „Besser ist es, konservativ zu rechnen und Puffer einzuplanen.“

Finanzierung und Fördermittel nutzen

Die Finanzierung einer Praxis ist eine Mischung aus Eigenkapital, Krediten und möglichen Zuschüssen. Neben klassischen Bankdarlehen bieten sich Fördermöglichkeiten an:

  • KFW-DARLEHEN: günstige Zinsen und tilgungsfreie Anlaufjahre.
  • PROGRAMME DER BUNDESLÄNDER: besonders für Niederlassungen im ländlichen Raum.
  • UNTERSTÜTZUNG DURCH KASSENÄRZTLICHE VEREINIGUNGEN (KV): in Form von Starthilfen, Zuschüssen oder Beratungsangeboten.

„Es gibt mehr Unterstützung, als viele denken – eine gute Basis bietet unser „Leitfaden für die Niederlassung“*. Außerdem berät der BDRh gerne im persönlichen Gespräch bzw. stellt den Kontakt zu regionalen oder themenspezifischen Ansprechpartnern her“, erklärt Marius Hoepfner aus Niedersachsen.

Fazit

Niederlassung heißt nicht automatisch Selbstständigkeit – wer „nur“ in Anstellung arbeitet, braucht selten einen Businessplan. Doch sobald Ärztinnen und Ärzte den Schritt in die Selbstständigkeit gehen, sei es durch Übernahme, Einstieg oder Neugründung, sind ein strukturierter Plan und eine realistische Finanzplanung unverzichtbar. „Eine Niederlassung ist ein Marathon, kein Sprint“, berichtet Kristin Wiefel, Rheumatologin aus Pirna. „Mit guter Vorbereitung und kluger Finanzplanung kann man aber viel entspannter starten.“