COVID-19 UND RHEUMATOLOGIE

Im Fokus: Impfdurchbrüche bei Rheumapatienten

Zur Problematik von Impfdurchbrüchen bei Rheumapatienten unter einer immunmodulatorischen Therapie gibt es inzwischen erste Daten aus den USA, die insgesamt eher beruhigend sind. Wird mit der ersten Impfserie keine ausreichende humorale Impfantwort erreicht, deuten aktuelle Daten darauf hin, dass dies durch eine dritte Dosis einer mRNA-Vakzine häufig gelingt. 

Zunächst zu einer von Zachary Scott Wallace, Boston (USA), und Kollegen vorgestellten Analyse des Mass General Brigham-Gesundheitssystem in Boston und Umgebung. Sie zeigte, dass Durchbruchinfektionen bei Patienten mit systemischen autoimmunen rheumatischen Erkrankungen (SARD) nach der Vakzinierung nicht allzu selten sind und schwer verlaufen können.

Bei 340 SARD-Patienten mit einer COVID-19-Diagnose nach der Verfügbarkeit von Impfungen kam es in 16 Fällen (4,7 %) zu Durchbruchinfektionen trotz vollständiger Vakzinierung (Biontech/Pfizer 44 %, Moderna 31 %, Johnson & Johnson 25 %). 75 % der Betroffenen waren Frauen, das Alter betrug 50 Jahre, 75 % hatten ≥1 Komorbidität, 38 % eine rheumatoide Arthritis (RA), je 19 % entzündliche Myositis oder systemischen Lupus erythematodes (SLE); je 31 % waren auf Rituximab respektive Glukokortikoiden, 25 % auf Mycophenolat Mofetil (MMF), 19 % auf Methotrexat (MTX).

Die mediane Zeit von der letzten Impfdosis bis zur Infektion betrug 54 Tage. 93 % der Durchbrüche waren symptomatisch, 38 % dieser Patienten wurden hospitalisiert (25 % O2-Supplementation, 6 % mechanische Beatmung), zwei (13 %) starben – beide mit Rituximab und interstitieller Lungenerkrankung. Angesichts des Kollektivs (oft RA, SLE und Myositis) und früherer Befunde, wonach insbesondere Rituximab und MMF mit einer schwächeren Impfantwort assoziiert sind, kann man die bisherigen Ergebnisse eher positiv bewerten, das Risiko ist aber dennoch in einer Subgruppe von SARD-Patienten beachtlich. (1)

Erste Daten zu Booster-Impfungen

Im Anschluss sei kurz auf eine kleine Fallserie von 18 SARD-Patienten eingegangen, die eine Booster-Impfung nach zuvor fehlender oder geringer humoraler Impfantwort (von 2 Ausnahmen abgesehen) erhielten (im Mittel 77 Tage nach abgeschlossener Impfserie; meist mRNA-Vakzine).

Wie Dorry L. Segev, Baltimore (USA), und Kollegen darlegen, erreichten 89 % der Teilnehmer eine markante Verbesserung des humoralen Ansprechens (medianer Anti-Spike-Antikörper-Spiegel 2.500 U/ml), dies gelang auch bei 80 % der Patienten mit zuvor fast gänzlich fehlendem Ansprechen. Auch wenn die Studie für genauere Aussagen zu klein ist, scheint sich zu bestätigen, dass SARD-Patienten mit zuvor fehlendem oder geringem Impfansprechen ganz erheblich von einer dritten Dosis profitieren. (2) 

Schweizer Rheumatologen um Andrea Rubbert-Roth, St. Gallen, beschrieben die Effekte einer Booster-Impfung bei 17 Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA), die nach ihrer mRNA-Impfserie (Biontech/Pfizer) kein oder nur ein minimales serologisches Ansprechen (Anti-Spike-Protein-Antikörper) gezeigt hatten. 16 Patienten stimmten einer Unterbrechung der DMARD-Therapie zu: MTX und JAK-Inhibitoren wurden 1 Woche vor und 2 Wochen nach der dritten mRNA-Impfdosis (Biontech/Pfizer) und bDMARDs 2 Wochen davor und danach pausiert.

Der mediane Antikörper-Spiegel stieg signifikant von 19 auf 2.500 U/ml 2 Wochen nach dem Booster an (p<0,001). 12 Patienten sprachen voll, 3 noch moderat an, 2 unter Prednison 5 mg/Tag zeigten jedoch nur ein sehr geringes Ansprechen (133 U/ml). Fortgeführte niedrige Prednison-Dosen scheinen ein limitierender Faktor zu sein. Auch diese Studie untermauert die Notwendigkeit und den Nutzen einer Booster-Impfung – eine Pausierung bestimmter DMARDs (wie z. B. seitens der DGRh empfohlen) erscheint, sofern von der Krankheitsaktivität her vertretbar, sinnvoll zu sein. (3)

Quellen:

1   Ann Rheum Dis 2021;
      doi: 10.1136/annrheumdis-2021-221326
2   Ann Rheum Dis 2021;
      doi: 10.1136/annrheumdis-2021-221206
3   Lancet Rheumatol 2021;
      doi: 10.1016/S2665-9913(21)00328-3