COVID-19 UND VAKZINIERUNG

Erste ACR-Impfempfehlungen vorgelegt

Obwohl für deutsche Rheumatologen von eher peripherem Interesse, seien hier doch kurz die Empfehlungen einer ACR-Task Force um Jeffrey R. Curtis, Birmingham (USA), dargestellt, die trotz limitierter Evidenz Vorschläge zur COVID-19-Vakzinierung, etwa zum Timing und Management rund um den Impftermin, bei Patienten mit rheumatisch-muskuloskelettalen (RMD) und entzündlich-rheumatischen Autoimmunerkrankungen (AIIRD) erarbeitet haben. (1)

Die Task Force aus neun Rheumatologen und je zwei Infektiologen bzw. CDC-Experten stellt fest, dass Rheumatologen für die Beratung ihrer Patienten zur Impfung zuständig sind, dass AIIRD-Patienten mit COVID-19 im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein potenziell höheres Risiko für Hospitalisierung und schlechte Verläufe haben können und mit erhöhter Priorität geimpft werden sollten, dass es für dieses Patientenkollektiv keine zusätzlichen Kontraindikationen gegen eine COVID-19-Impfung gibt, dass Patienten mit einer systemischen immunmodulatorischen Therapie generell eine schwächere Impfantwort haben und dass es ein theoretisches Risiko für AIIRD-Patienten für eine Krankheitsverschlechterung nach der COVID-19-Vakzinierung gibt, wobei insbesondere bei RMD-Patienten der Nutzen das potenzielle Risiko bei weitem übersteigt.

Spezifisch empfohlen wird, dass RMD- und AIIRD-Patienten eine COVID-19-Vakzinierung erhalten sollten, dass es (basierend auf der Verfügbarkeit in den USA, wo bislang primär mRNA-Vakzine geimpft werden) keine Präferenz für eine bestimmte Vakzine gibt, dass eine vorherige Labortestung auf Antikörper zur Bestimmung einer Immunität gegen COVID-19 nicht erforderlich ist, dass RMD-Patienten auch nach erfolgter Impfung sich weiter an alle Präventionsmaßnahmen halten sollten und dass die Impfung idealerweise im Status einer gut kontrollierten AIIRD (außer bei lebensbedrohlichen Erkrankungen) stattfinden sollte.

Timing von Impfung und Medikation

Interessanter sind die Empfehlungen zum Einsatz und Timing der Vakzinierung und der immunmodulatorischen Therapien. Keine Modifikation letzterer oder des Zeitpunkts der Impfung wird empfohlen im Fall von Hydroxychloroquin, IVIG, Glukokortikoiden, Prednison <20 mg/Tag, Sulfasalazin, Leflunomid, Mycophenolat Mofetil, Azathioprin, Cyclophosphamid (oral), TNFα-Inhibitoren (TNFi), Interleukin (IL)-6Ri, IL-1i, IL-17i, IL-12/23i, IL-23i, Belimumab und oralen Calcineurin-Inhibitoren.Zu einem Pausieren der Therapie wird mit moderatem Konsensus in folgenden Fällen geraten: Methotrexat soll eine Woche nach jeder Impfdosis bei Patienten mit gut kontrollierter Erkrankung pausiert werden, eine Änderung des Impfzeitpunkts ist nicht erforderlich. Das Gleiche gilt für JAKi (hier aber unabhängig vom Krankheitsstatus). Abatacept s.c. soll eine Woche vor und nach der ersten Impfdosis pausiert werden, eine Unterbrechung rund um die zweite Impfdosis wird nicht empfohlen. Bei Abatacept i.v. wird dazu geraten, den Zeitpunkt der Vakzinierung so zu wählen, dass die erste Impfung vier Wochen nach der Infusion stattfindet und die folgende Infusion um eine Woche nach hinten verlegt wird (also ein 5-Wochen-Intervall), eine entsprechende Adjustierung wird bei der zweiten Impfung nicht als nötig erachtet. Bei Rituximab soll die die Vakzinierung so geplant werden, dass sie ungefähr vier Wochen vor dem nächsten geplanten Rituximab-Zyklus beginnt. Nach der zweiten Impfung soll Rituximab etwa 2-4 Wochen verzögert infundiert werden, wenn es die Krankheitsaktivität zulässt. Im Fall von Cyclophosphamid i.v. soll, wenn möglich, die Applikation jeweils eine Woche nach der jeweiligen Impfung erfolgen.

Kompakt: Es bleibt abzuwarten, zu welchen Schlüssen die EULAR kommt. Gute Empfehlungen hat bereits die DGRh veröffentlicht, mit speziellen Hinweisen zu Rituximab. (2) Was Timing und Therapieveränderungen anbelangt, dürfte es relativ unumstritten sein, die meisten DMARDs und Biologika normal zu geben. Die vom ACR vorgeschlagene Pausierung von MTX, JAKi und Abatacept dürfte dagegen strittig sein.


Quellen: 
1   Arthritis Rheumatol 2021; doi: 10.1002/art.41734
2   Rheumatology 2021; doi: 10.1093/rheumatology/keab072