In dem bundesweiten querschnittlichen Online-Survey wurden anhand von 10.245 Bewertungen geprüft. Die Befragung fand im März/April 2024 statt und wurde von den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) sowie der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) beworben.
Der größte Anteil der Befragten waren niedergelassene Ärzte (64,3 %). Die Erfassung der Benutzerfreundlichkeit von PVS wurde mithilfe der „System Usability Scale“ (SUS) bewertet, die Zufriedenheit mit dem „Net Promoter Score“ (NPS). Die Ergebnisse umfassen 88 PVS (im Januar 2024 waren in Deutschland 126 verschiedene PVS zugelassen) mit bis zu 1.028 Bewertungen. Für PVS-Vergleichsanalysen wurden 39 PVS mit ≥20 Bewertungen berücksichtigt. In Regressionsanalysen wurden SUS bzw. NPS sowie die Bereitschaft zum PVS-Wechsel durch persönliche, praxisbezogene Faktoren sowie PVS-Probleme vorhergesagt. Die Nutzerzufriedenheit wurde in einer Regressionsanalyse über die Benutzerfreundlichkeit, einen ggf. vorangegangenen PVS-Wechsel sowie die Information, ob zu einem PVS mit im Durchschnitt höher oder niedriger bewerteter „Usability“ gewechselt wurde, vorhergesagt.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
Im Ergebnis gaben 43,5 % der Befragten an, dass es mehrmals pro Woche oder täglich zu Fehlern im PVS kommt. Am häufigsten waren Probleme beim Verbindungsaufbau mit dem Konnektor (62,4 %), gefolgt von der Nutzung von Funktionalitäten der Telematikinfrastruktur (56,1 %) und Fehlermeldungen nach Updates des PVS (54,7 %). Am besten bewertet wurden in puncto Benutzerfreundlichkeit und Zufriedenheit die PVS „tomedo“ (Zollsoft), „PegaMed“ (PEGA Elektronik) und „T2med“ (T2med), am schlechtesten „TURBOMED“ (CGM), „QMED.PRAXIS“ (Schwerdtner Medizin-Software) und „CGM M1 PRO“ (CGM). Die größte Wechselbereitschaft gab es bei „KiWi – KIND“ (KIND) (88,9 %), „QMED.PRAXIS“ und „TURBOMED“ (je 72 %), die geringste bei „tomedo“ (4,6 %), „T2med“ (5,5 %) und „FIDUS“ (FIDUS Software Entwicklung) (6,5 %), obwohl bei letzterem die Zufriedenheit und Benutzerfreundlichkeit deutlich niedriger lag als bei den beiden anderen PVS. Es ist dabei zu berücksichtigen, dass die Befragung kurz nach der von Störungen begleiteten Einführung des E-Rezepts stattfand, was die Bewertungen negativ beeinflusst haben könnte.
Ein weiteres Ergebnis war, dass Frauen mit einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit eine positive Benutzerfreundlichkeit und geringere PVS-Wechselbereitschaft angaben. Des Weiteren wurde bei angestellten Ärzten und niedergelassenen Psychotherapeuten geringere Zufriedenheits- und Benutzerfreundlichkeits-Werte und deutlich höhere Wechselbereitschaft im Vergleich zu niedergelassenen Ärzten ermittelt. Überdies waren Ärzte sowie das Personal aus der hausärztlichen Versorgung zufriedener als andere Versorgungsebenen mit den PVS-Systemen. Bei der Bewertung der Zufriedenheit spielt auch die ebenfalls abgefragte Dauer der PVS-Nutzung eine Rolle: So fällt diese bei ansteigender Nutzungsdauer bis zu 30 Jahre geringer und die Wechselbereitschaft stärker aus. Ab einer Nutzungsdauer von >30 Jahren kehrte sich dieser Effekt bei der Zufriedenheit und Usability um, bei der Wechselbereitschaft war kein signifikanter Zusammenhang erkennbar.
Quelle: GMS Med Inform Biom Epidemiol 2024; 20: Doc13; www.egms.de/static/en/journals/mibe/2024-20/mibe000269.shtml