Ein Literaturreview diente der Identifizierung von ein ASS definierenden Merkmalen und der Entwicklung einer ersten Liste von Variablen, die in die Datensammlung von Fällen und Kontrollen einging. Für die Entwicklung neuer Kandidatenkriterien wurde einerseits eine Daten-getriebene Analyse von Patienteninformationen und andererseits eine Multi-Kriterien-Entscheidungsanalyse (MCDA) durch das Steering Committee (SC) aus Rheumatologen, Dermatologen, Neurologen und Pulmologen herangezogen. Daten zu ASS-Fällen und -Kontrollen (ASS „mimics)“ wurden einer Datenbank entnommen. Patienteninformationen enthielten demografische Daten, Symptome, Laborwerte und ASS-Antikörper-Befunde. Auf eine präliminäre univariate folgte eine multivariate Analyse, die in einem Daten-getriebenen Kandidatenmodell mündete. Die MCDA-Methode umfasste ein Ranking und Scoring der verschiedenen klinischen ASS-Merkmale resultierend in einem gewichteten Score-basierten Kriterienkatalog gefolgt von einer internen Validierung. Das Serum der Patienten wurde auf ASS-Antikörper getestet, um einen Goldstandard-Datensatz für die Validierung zu gewinnen. Nicht hierfür genutzte Fälle und Kontrollen gingen in die unabhängige Validationskohorte ein.
Die CLASS-Projekt-Datenbank umfasste 120 Variable, die anhand von 1.952 Fällen und 2.097 Kontrollen gesammelt wurden (19 % der Patienten wurden zentral auf Antikörper getestet). Das SC aus 20 Myositis-Experten identifizierte ein bzw. drei Kandidatenmodelle aus dem Daten-getriebenen bzw. MCDA-Ansatz. Nach Diskussionen und Verfeinerung wurde schließlich konsensual ein finaler Kriterienkatalog verabschiedet, basierend auf Praktikabilität und Leistung in MCDA-basierten Vignetten und Real-World-Daten. Die finalen Kriterien definieren zwei Level der Klassifizierung: Wahrscheinliche (Cut-off 5,0) und definitive (Cut-off 5,5) ASS. Beide Level erfordern das Vorliegen von mindestens einem klinischen Kernmerkmal (Arthritis, Myositis oder Lungenerkrankung) und zusätzliche Punkte basierend auf weiteren Merkmalen und dem ASS-Antikörperstatus (im Falle eines definitiven ASS wird eine Bestätigung durch ASS-Antikörpertestung gefordert). Die Kriterien für ein definitives ASS hatten eine Sensitivität und Spezifität von 86,8 bzw. 99,2 % im unabhängigen Validations-Datensatz und 94,3 bzw. 99,7 % im Goldstandard-Datensatz. Die Kriterien für eine wahrscheinliche ASS hatten eine Sensitivität und Spezifität von 92,7 bzw. 87,3 % im unabhängigen Validations-Datensatz und 97,5 bzw. 87,5 % im Goldstandard-Datensatz.
Die neuen Daten-getriebenen, Konsensus-basierten ASS-Klassifikationskriterien zeichnen sich durch eine ausgezeichnete Validität und Anwendbarkeit aus. Sie bedürfen jetzt noch einer offiziellen Bestätigung von ACR und EULAR.
Quelle: Arthritis Rheumatol 2024; 76 (Suppl 9): Late-breaking Poster L07