Nachdem die ersten Erfolge mit der derzeit noch aufwändigen CAR-T-Zelltherapie vermeldet wurden, rückten kurz darauf die ebenfalls aus der Hämatologie bekannten BiTE-Antikörper in den Fokus, die eine einfachere und leichter wiederholbare Therapie versprechen. Für das an CD19/CD3 ansetzende Blinatumomab wurden 2024 durch die Erlanger Arbeitsgruppe um Prof. Schett positive Daten bei sechs Patienten mit therapieresistenter bzw. difficult-to-treat (D2T) rheumatoider Arthritis (RA) vermeldet, fast parallel berichteten Münchner Kollegen über dessen erfolgreichen Einsatz bei Patienten mit schwerer systemischer Sklerose (SSc) – in beiden Pilotstudien zeigte sich laut Simon eine gute Verträglichkeit von Blinatumomab. Kurz darauf rückte mit Teclistamab, das (statt an CD19) an BCMA/CD3 ansetzt, ein weiterer BiTE in den Fokus. Dieser wurde mit gutem Erfolg bei systemischem Lupus erythematodes (SLE) sowie SSc (auch nach Relaps nach Stammzelltransplantation, HSCT) und in einer weiteren Fallserie auch bei entzündlicher Myositis (IIM) – zuletzt bei refraktärem, rapid-progressiven Jo-1 positiven Antisynthetase-Syndrom -, Sjögren-Erkrankung (SjE) und RA eingesetzt. Auf klinische Studien in der Rheumatologie ist zu hoffen, auch um den optimalen Einsatz von BiTEs (Dosis, Frequenz) zu evaluieren. Eine Überlegenheit vor allem der CAR-T-Zelltherapie bei D2T-RA (rasche Remission trotz Absetzen anderer Immunsuppressiva) gegenüber herkömmlichen B-Zelltherapien liegt eigentlich auf der Hand, ein direkter Vergleich mit Rituximab erfolgt derzeit in der Phase-I/II-Studie COMPARE, so Simon.
Rasante Entwicklungen, vieles ist noch im Fluss
Wie im Anschluss Hagen erläuterte, laufen derzeit eine ganze Reihe von klinischen Studien verschiedener Hersteller (primär aus China und den USA) mit unterschiedlichen CAR-T-Zell-Produkten. In Erlangen wurden inzwischen 49 Rheumapatienten (26 mit SLE, 9 mit IIM und 14 mit SSc; mittleres Follow-up ca. 20 Monate) mit zwei CAR-T-Zell-Produkten (MB-CART-19.1, n=47; Abecma, n=2) behandelt, sechs weitere zudem mit anderen Produkten (KYV-101, BMS-CC-97540). Auf dem EULAR 2025 wurden aus dem CASTLE-Basket-Trial erste Daten zu 24 SLE-, SSc- und IIM-Patienten als Poster präsentiert. Bislang waren schwere Nebenwirkungen wie ein Zytokin-Freisetzungssyndrom (CRS) meist nur leicht ausgeprägt (und leichter bei z. B. SLE- im Vergleich zu Lymphom-Patienten), neuro-/hämatotoxische Ereignisse (ICANS, ICAHT) traten eher selten auf und verliefen meist nicht schwerwiegend. Schwere Infektionen blieben die Ausnahme. Inzwischen wurde mit LICATS (Local immune effector cell-associated toxicity syndrome) eine neue, meist nur moderate und transiente Nebenwirkung beschrieben. Nicht verschwiegen sei aber der Fall einer SSc-Patientin der Tübinger Gruppe, die aufgrund schwerer Niereninsuffizienz nicht für eine HSCT in Frage kam und bei der es nach autologer CAR-T-Zelltherapie zu einer CAR-T-Reexpansion und schließlich einer letalen hämophagozytischen Lymphohistiozytose kam, warf Hagen ein.
Zurück zur CASTLE-Studie: Von zwei Fällen abgesehen, kam es noch unpublizierten Daten zufolge bei sonst allen SLE-Patienten zu einer DORIS-Remission, bei jenen mit SSc zu keiner Progression einer interstitiellen Lungenerkrankung (ILD) und jenen mit IIM zu einer ACR Major/Moderate-Response. Kommt es nach einer CD19 CAR-T-Zelltherapie zu einem Relaps, kann eine erneute, die Plasmazellen einbeziehende BCMA CAR-T-Zelltherapie doch noch zu einer Remission führen. In China wurde bei SLE auch schon mit Erfolg eine duale CD19/BCMA-CAR-T-Zelltherapie erprobt. Positive Daten liegen auch zu einer allogenen (off-the-shelf) CAR-T-Zelltherapie bei SLE, SSc und IIM vor und während des Kongresses wurden erste ermutigende Ergebnisse einer in-vivo CAR-T-Zelltherapie bei SLE publiziert. Eine Remission wurde damit aber noch nicht erzielt, weitere Daten bleiben abzuwarten.
Quelle: Session „Neue Wirkstoffe“, 20. September 2025
