BILDGEBUNG IN DER RHEUMATOLOGIE

Aktuelle Studien vom ACR-Kongress 2024

Prof. Dr. med. Herbert Kellner

Prof. Dr. med. Herbert Kellner

Die wichtigsten Abstracts zum Thema Bildgebung vom Annual Meeting des American College of Rheumatology (ACR) 2024 in Washington, D. C. fokussierten sich auf die Weiterentwicklung und Anwendung bildgebender Verfahren in der Rheumatologie. Zusätzlich wurde die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) zur automatisierten Analyse von Bildgebungsdaten und zur Verbesserung der Diagnostik hervorgehoben.

Eine US-Studie beschäftigte sich mit der oft diskutierten Frage des Kontrastmittel (KM)-Einsatzes bei der Magnetresonanztomografie (MRT)-Untersuchung einer Sakroiliitis bei axialer Spondyloarthritis (SpA) und Psoriasis-Arthritis (PsA). Sakroiliitis ist ein diagnostisches Kriterium für axiale SpA und zeigt sich als Knochenmarködem im MRT. Ziel war es, die diagnostische Rolle eines Gadolinium (Gd)-haltigen KM zu überprüfen. SpA-Patienten, die ein Becken-MRT erhielten, wurden in zwei Gruppen mit und ohne Gd-KM unterteilt. MRT-Befunde zu Knochenmarködem und Sakroiliitis wurden ausgewertet. Ein Chi-Quadrat-Test verglich die Ergebnisse. Von 2.836 SpA-Patienten erhielten 176 ein MRT. Bei 37,5 % der Patienten mit oder ohne KM sowie bei 37,5 % ohne KM wurde eine Sakroiliitis festgestellt. Das Alter und der Einsatz von Biologika waren mit positiven MRT-Befunden verbunden, der Einsatz des KM hatte jedoch keinen signifikanten Einfluss. Eine MRT ohne Kontrastmittel ist ebenso effektiv in der Diagnostik von Sakroiliitis wie ein Gd-kontrastverstärktes MRT. Jüngeres Alter und Biologika sind mit positiven MRT-Befunden assoziiert. (1)

Eine spanische Gruppe stellte eine multizentrische Querschnittsstudie zur klinischen und sonografischen Unterscheidung von rheumatoider Arthritis (RA) und PsA vor. Ultraschall (US)-Befunde wie eine proliferative Synovitis (PS) sind bei RA mit ACPA-Positivität, Erosionen und Therapieänderungen verbunden. Die Studie zielte darauf ab, die klinischen und US-Muster bei Patienten mit aktiver RA und PsA zu untersuchen, die sich mit einer Handarthritis präsentierten. Zudem sollte die zuvor gefundene Assoziation von PS im US mit erosiver Krankheit und Therapienutzung validiert werden. Es zeigte sich, dass die PS häufiger bei RA-Patienten vorkommt (75,9 % bei seropositiver RA) und mit Erosionen und der Einnahme von Glukokortikoiden assoziiert war. Paratendinitis trat signifikant häufiger bei PsA auf, lag jedoch auch bei RA-Patienten vor. Die Studie zeigt, dass Ultraschall nützlich für die Unterscheidung von RA und PsA ist und mit der Krankheitsaktivität und dem Therapieverlauf korreliert. (2)

Dänische Experten untersuchten in einer prospektiven Studie die diagnostische Wertigkeit des vollautomatischen US-Systems ARTHUR und des KI-Analyse-Tools DIANA im Vergleich zu Rheumatologen bei der Beurteilung von Handgelenken bei 30 RA-Patienten. Das System analysiert US-Bilder von 22 Handgelenken und bewertet synoviale Hypertrophie (SH) und Doppler-Aktivität anhand des globalen OMERACT-EULAR-Synovitis-Scores (GLOESS). Jede Hand wurde 2x mit ARTHUR und danach von einem spezialisierten Rheumatologen gescannt. DIANA bewertete die Bilder, der Rheumatologe bewertete seine eigenen. Ein unabhängiger Experte legte die „Ground Truth“ durch die Bildbewertung fest, basierend auf den Gelenken mit der höchsten Krankheitsaktivität. Im Ergebnis war das vollautomatische US plus KI-Analyse bei der Beurteilung von Handgelenken bei RA-Patienten ähnlich präzise wie ein spezialisierter Rheumatologe. 85 % der Gelenke wurden  erfolgreich gescannt und bei der Bewertung von SH und Doppler-Aktivität hohe Übereinstimmungen mit der „Ground Truth“ erreicht. Auf Patientenebene war die binäre Diagnosegenauigkeit (gesund vs. krank) von ARTHUR plus DIANA höher als die des Rheumatologen. Die Ergebnisse unterstreichen das Potenzial solcher Systeme, die Diagnostik zu beschleunigen und den Zugang zu einer hochwertigen Versorgung zu verbessern. (3)              

Prof. Dr. med. Herbert Kellner
Schwerpunktpraxis für Rheumatologie und Gastroenterologie
und Ärztlicher Leiter der Abteilung Rheumatologie
Romanstr. 9, 80639 München

 

Quellen:
1   Sereda D et al., Arthritis Rheumatol 2024; 76 (Suppl 9): Abstr. 0234
2   Ramirez J et al., Arthritis Rheumatol 2024; 76 (Suppl 9): Abstr. 0227
3   Frederiksen BA et al., Arthritis Rheumatol 2024; 76 (Suppl 9): Abstr. L20