AXIALE SPONDYLOARTHRITIS

Verlangsamung der radiografischen Progression durch NSAR?

Abb.: CONSUL-Studie: mSASSS-Veränderung unter der Kombination aus Golimumab und Celecoxib vs. Golimumab allein nach 2 Jahren bei Patienten mit r-axSpA

Abb.: CONSUL-Studie: mSASSS-Veränderung unter der Kombination aus Golimumab und Celecoxib vs. Golimumab allein nach 2 Jahren bei Patienten mit r-axSpA

Mit der klinisch relevanten Frage, ob und inwieweit NSAR respektive Coxibe bei Patienten mit radiografischer axialer Spondyloarthritis (r-axSpA) jenseits der rein symptomatischen Verbesserung zusätzlich zu TNFα-Inhibitoren (TNFi) auch eine Verlangsamung der radiografischen Progression bewirken, beschäftigte sich die von Fabian Proft, Berlin, und Kollegen zunächst auf dem EULAR 2022 vorgestellte und jetzt aktuell publizierte randomisierte, kontrollierte CONSUL-Studie.

In einer früheren Studie war die kontinuierliche Einnahme des COX-2-selektiven NSAR Celecoxib über zwei Jahre mit einer Verzögerung der radiografischen spinalen Progression bei r-axSpA-Patienten (vor allem solchen mit hohem CRP) assoziiert. Nicht nachweisbar war ein solcher Effekt hingegen in einer anderen Studie zum Vergleich der kontinuierlichen bzw. bedarfsweisen Einnahme des nicht-COX-selektiven NSAR Diclofenac über zwei Jahre. Bessere Daten liegen hierzu für TNFi vor, wobei sich positive Effekte aber erst nach vier Jahren zeigten. Eine Kombination aus TNFi und NSAR bzw. Coxib war noch nicht prospektiv untersucht worden – hier setzte nun die CONSUL-Studie an.  

Unter TNFi nur partiell positive NSAR-Zusatzeffekte

Deren Ziel war es, die Effekte einer Behandlung mit Celecoxib in Kombination mit dem TNFi Golimumab im Vergleich zum TNFi (Golimumab) allein auf das Fortschreiten struktureller Schäden an der Wirbelsäule (radiografische Progression) über einen Zeitraum von 2 Jahren bei r-axSpA-Patienten zu untersuchen. Eingeschlossen wurden Patienten mit einer hohen Krankheitsaktivität (BASDAI ≥4), NSAR-Versagen und Risikofaktoren für eine radiografische Progression in der Wirbelsäule: CRP >5 mg/l und/oder ≥1 Syndesmophyt(en). Die Studie bestand aus zwei Phasen: einer 12-wöchigen Run-in-Phase, in der zunächst 128 Patienten mit Golimumab 50 mg alle 4 Wochen s.c. behandelt wurden, gefolgt von einer 96-wöchigen kontrollierten Behandlungsphase, in der 109 Patienten mit einer BASDAI-Verbesserung von ≥2 Punkten im Verhältnis 1:1 auf Golimumab plus Celecoxib 2x 200 mg/Tag (n=54) oder auf Golimumab allein (n=55) randomisiert wurden. Primärer Endpunkt war die radiografische Progression in der Wirbelsäule, die über die Veränderung des modifizierten Stoke Ankylosing Spondylitis Spine Score (mSASSS) nach 108 Wochen bewertet wurde. Insgesamt 97 (45 vs. 52) Patienten schlossen die Studie in Woche 108 ab.

Im Ergebnis betrug die mSASSS-Veränderung nach 108 Wochen 1,1 (95% KI 0,4-1,8) bzw. 1,7 (95% KI 0,8-2,6) Punkte unter der Kombinationstherapie mit Golimumab plus Celecoxib bzw. der Golimumab-Monotherapie (p=0,79) (Abb.). Neue Syndesmophyten traten bei 11 bzw. 25 % der Patienten unter der Golimumab plus Celecoxib-Kombinationstherapie bzw. der Golimumab-Monotherapie auf (p=0,12). Der Nachweis eines statistisch signifikanten Vorteils der zusätzlichen Celecoxib-Einnahme wurde somit verfehlt, numerische Vorteile waren in dieser Hochrisikopopulation aber erkennbar. Im Verlauf der Studie kam es in beiden Armen zu einer vergleichbaren Anzahl aller bzw. schwerer unerwünschter Ereignisse.

Zusammenfassend liefert die Studie neue Evidenz über den Effekt von NSAR (und hier insbesondere von COX-2-Inhibitoren) auf die radiografische Progression bei der r-axSpA. Insgesamt scheint dieser nicht sehr groß zu sein, weshalb man weiterhin die NSAR (Coxib)-Gabe nur bei r-axSpA-Patienten empfehlen kann, die eine klinische Indikation (d. h. Symptome wie Schmerz und Steifigkeit) für diese Medikamentengruppe haben oder die trotz bDMARD-Therapie (z. B. TNFi) eine verbleibende Krankheitsaktivität aufweisen. Mit zumindest partiell positiven Effekten der zusätzlichen NSAR (Coxib)-Einnahme könnte nach den Daten dieser Studie durchaus zu rechnen sein. Wünschenswert wären fraglos Daten über noch längere Zeiträume von ca. 4 Jahren.  

Quelle: Ann Rheum Dis 2024; doi: 10.1136/ard-2023-224699