RHEUMATOIDE ARTHRITIS

TNF-Inhibitoren absetzen? Restrisiko auch nach langer Remission

Bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA), die unter TNFα-Inhibitoren (TNFi) ihr Therapieziel erreicht haben, stellt sich die Frage, ob diese vorsichtig abgesetzt werden können. In den meisten Studien war ein solcher Therapieabbau bei RA-Patienten mit einer niedrigen Krankheitsaktivität oder DAS28-Remission geprüft worden, seltener bei solchen in einer langfristigen Remission ohne klinische Zeichen einer Synovitis. Mit letzterer Gruppe befassten sich norwegische Rheumatologen um Siri Lillegraven, Oslo, in der offenen, randomisierten, Nicht-Unterlegenheitsstudie ARCTIC REWIND TNFi mit dem Vergleich eines Tapering von TNFi bis zum kompletten Absetzen mit der stabilen Therapiefortsetzung bei RA-Patienten in Remission für ≥1 Jahr.

In der multizentrischen Studie wurden letztlich 92 RA-Patienten in Remission für ≥12 Monate (es war bei Einschluss in die Studie kein geschwollenes Gelenk erlaubt) auf einer stabilen TNFi-Therapie im Verhältnis 1:1 auf deren schrittweises Absetzen oder Beibehaltung randomisiert, wobei die Komedikation mit csDMARDs unverändert blieb. Primärer Endpunkt waren RA-Schübe in der 12-monatigen Studienphase (Nicht-Unterlegenheitsmarge 20 %), bestimmt in der Per-Protokoll-Population, die 84 Teilnehmer umfasste. Im Ergebnis kam es in der TNFi-Tapering-Gruppe bei 27 von 43 Patienten (63 %) innerhalb von 12 Monaten zu einem Schub (davon 81 % erst nach komplettem Absetzen) im Vergleich zu 2 von 41 (5 %) in der Gruppe mit fortgeführter stabiler TNFi-Therapie, entsprechend einer Risikodifferenz von 58 % (95% KI 42-74 %). Somit wurde trotz strenger Einschlusskriterien der Nachweis einer Nicht-Unterlegenheit der Tapering-Strategie gegenüber der Fortführung verfehlt. Jedoch handelte es sich zumeist um milde Schübe (mittlerer DAS zum Zeitpunkt des Flares 2,2 vs. 1,9), auch wurde nach Wiederaufnahme des initialen TNFi in aller Regel (88 %) wieder eine DAS-Remission erzielt und die röntgenologische Progression wurde nicht beeinflusst. Nach 12 Monaten hatten 85 vs. 90 % der RA-Patienten kein Power-Doppler-Signal in jedwedem Gelenk. Die Anzahl aller/schwerer unerwünschter Ereignisse war vergleichbar (49/3 vs. 57/2).

Formal ist die (kleine) Studie somit aufgrund des verfehlten Endpunkts gescheitert, dennoch liefert sie in diesem Kollektiv im Grunde gute Argumente für zumindest eine Dosisreduktion des TNFi um 50 %, ein gänzliches Absetzen sollte eingehend besprochen werden.                  

Quelle: Ann Rheum Dis 2023;
doi: 10.1136/ard-2023-224476