BILDGEBENDE DIAGNOSTIK

Signalzysten – der Weg zur Diagnose bei rheumatoider Arthritis

RÖNTGEN: Abb. 1: Hände bds. dv: Kein Nachweis erosiver Gelenkveränderungen. Am Processus styloideus ulnae zwei Signalzysten. Abb. 1a: Ausschnittsvergrößerung.

RÖNTGEN: Abb. 1: Hände bds. dv: Kein Nachweis erosiver Gelenkveränderungen. Am Processus styloideus ulnae zwei Signalzysten. Abb. 1a: Ausschnittsvergrößerung.

ANAMNESE: Die 53-jährige Patientin berichtete bei Erstvorstellung 9/2021 über symmetrische Gelenkschmerzen und Schwellungen seit ca. 9 Monaten. Ferner bemerkte sie seit ca. 5 Monaten Schmerzen beim Auftreten im Vorfuß bds. Hausärztlicherseits sei sie zunächst mit Ibuprofen und seit 2 Wochen mit Steroiden (Prednisolon – initial 15 mg/Tag – ausschleichend dosiert) behandelt worden. Dies hätte zu einer deutlichen Besserung geführt.

KLINISCHER BEFUND: 159 cm, 53 kg, Gelenkstatus: synovitische Schwellungen an den Handgelenken bds., vor allem ulnarseitig und an einzelnen Fingergrundgelenken (D2 und D3 bds. sowie zwischen D4 und D5 der rechten Hand). Ferner Kompressionsschmerz im Vorfußbereich bds. und Schwellung am lateralen Fußrand bds. (in Höhe der Zehengrundgelenke D5 bds.).

LABOR: (unter 5 mg Prednisolon/Tag): CRP 6,1 mg/l (Norm bis 5 mg/l), BKS 24/h, Hb 12,9 g/dl, RF 14,8 IU/ml (Norm bis 14), ccP-Ak 2,3 (Norm bis 1). ANA 1:100, HLA-B27 negativ.

BILDGEBENDE DIAGNOSTIK (RÖNTGEN): s. u.

DIAGNOSE: Seropositive (RF und ccP-Ak) rheumatoide Arthritis mit frühstrukturellen Veränderungen im Bereich des Handskeletts.

BEMERKUNGEN: Die klinische Frühdiagnose einer rheumatoiden Arthritis (RA) basiert auf dem klinischen Befund mit mehreren schmerzhaften und geschwollenen Gelenken - symmetrisch, meist der kleinen Finger-und Zehengelenke. Darüber hinaus zeigen sich im Labor typische Befunde mit Nachweis eines Rheumafaktors sowie von ccP-Antikörpern und meist erhöhten Entzündungsparameter. Die bildgebende Diagnostik ergänzt die Diagnosefindung, insbesondere bei Patienten mit (nicht selten) im Anfangsstadium der Erkrankung negativen rheumaserologischen Befunden. In den frühen Krankheitsstadien sind in der Regel die Sonografie, aber auch die MRT dem konventionellen Röntgen überlegen, da dieses strukturelle Veränderungen am Knochen zur Diagnosesicherung voraussetzt. Dennoch lassen sich auch bei der RA in frühen Stadien diskrete, auf die Erkrankung hinweisende Befunde bei genauer Betrachtung des Röntgenbildes finden.

Zystische Aufhellungen am Processus styloideus ulnae zählen zu den pathognomonischen Röntgenbefunden in der Frühdiagnose einer RA. Ähnliche zystische Aufhellungen lassen sich auch am Metatarsalköpfchen D5 frühzeitig nachweisen. Aus diesem Grunde ist es ratsam, bereits zur Diagnosestellung eine Röntgendiagnostik im Bereich des Hand- und Fußskeletts durchzuführen. Der Nachweis struktureller Veränderungen sollte immer die Einleitung einer DMARD-Therapie veranlassen, da die beim Patienten diagnostizierte RA auch bei Nachweis nur kleiner, häufig übersehener struktureller Veränderungen bereits im Frühstadium zu diskreten und später womöglich ausgeprägten Gelenkschäden führen kann.

THERAPIE: Neben der bereits eingeleiteten Steroidtherapie wurde 10/2021 eine Basistherapie mit Methotrexat 15 mg/Woche (einschließlich Folsäuresubstitution) eingeleitet. Eine Beurteilung des Therapieerfolges sollte spätestens nach 3 Monaten erfolgen. Eine radiologische Verlaufsdiagnostik ist abhängig vom klinischen Verlauf und dem therapeutischen Ansprechen nach 6-12 Monaten vorgesehen.                                     


Prof. Dr. med. Herbert Kellner
Facharzt für Innere Medizin, Rheumatologie,
Gastroenterologie und Physikalische Medizin
Romanstr. 9, 80639 München