SYSTEMISCHER LUPUS ERYTHEMATODES

Risiko für Retinopathien unter Hydroxychloroquin auch langfristig eher gering

Bei Patienten mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) ist Hydroxychloroquin (HCQ) inzwischen ein unbestrittenes Basismedikament, es kommt aber auch bei anderen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zum Einsatz. Eine kritische Nebenwirkung bei langfristiger Einnahme ist die Entwicklung einer visusbedrohenden Retinopathie, weshalb empfohlen wird, dass die Tagesdosis nicht 5 mg/kg/Tag überschreiten sollte. Das Langzeitrisiko für Retinopathien unter HCQ über einen Zeitraum von bis zu 15 Jahren und den Einfluss der mittleren HCQ-Dosis auf dieses Risiko untersuchten US-amerikanische Experten um April M. Jorge, Boston, in einer großen Kohortenstudie.

Eingeschlossen in die Studie wurden 3.325 erwachsene Patienten die zwischen 2004 und 2020 für ≥5 Jahre HCQ erhalten hatten und bei denen ein leitliniengerechtes regelmäßiges Retinopathie-Screenig erfolgt war.

Eine inzidente HCQ-Retinopathie wurde mittels hochauflösender optischer Kohärenztomografie (SD-OCT) bestimmt und als mild, moderat oder schwerwiegend eingestuft. Das Risiko über bis zu 15 Jahre wurde gemäß der HCQ-Dosis (>6, 5-6 oder ≤5 mg/kg/Tag) mit Hilfe des Kaplan–Meier-Schätzers bewertet.

Im Beobachtungszeitraum entwickelten insgesamt 81 der Teilnehmer eine HCQ-Retinopathie (56 milde, 17 moderate und 8 schwere Fälle) mit einer kumulativen Inzidenz von 2,5 % nach 10 und 8,6 % nach 15 Jahren. In Jahr 15 betrug die kumulative Inzidenz 21,6 % für Dosierungen >6, 11,4 % für 5-6 und 2,7 % für ≤5 mg/kg/Tag HCQ. Die korrespondierenden Risiken für eine moderate bis schwere Retinopathie nach 15 Jahren betrugen 5,9, 2,4 und 1,1 %.

Insgesamt bestätigt diese Kohortenstudie mit aktivem ophthalmologischem Screening die bestehenden Empfehlungen für eine HCQ-Dosierung von maximal 5 mg/kg/Tag. Das Gesamtrisiko nach 15 Jahren belief sich auf 8,6 %, die meisten Fälle waren aber mild. Höhere HCQ-Dosierungen sind hingegen langfristig mit einem progressiv steigenden Risiko für inzidente Retinopathien assoziiert.

Quelle: Ann Intern Med 2023;
176(2): 166-173